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Mittwoch, 12. Oktober 2016
Bremen 2017 – Start in das Reformationsjubiläum
Startschuss in Bremen zum Reformationsjubiläum 2017. Am Montag, den 31. Oktober 2016 eröffnet die Bremische Evangelische Kirche (BEK) mit einem Festgottesdienst das Jubiläumsjahr. Heute wurden die Bremer Reformationsbotschafter, Bürgermeister a.D. Jens Böhrnsen und die Bremer Medienwissenschaftlerin Maria Esfandiari der Öffentlichkeit vorgestellt.
Warum feiern wir 500 Jahre Reformation 2017 hier in Bremen? Der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Renke Brahms, bekannte sich klar zu diesem Datum. "Auch wenn die erste evangelische Predigt erst 1522 in Bremen gehalten wurde. 1517 hat mit dem Thesenanschlag ein Ereignis von europa- und weltweiter Bedeutung seinen Lauf genommen." Die Botschaft der Reformation von Glaubensfreiheit und persönlicher Verantwortung vor Gott habe Deutschland geprägt und sei brandaktuell. "Bremens Motto am Stadttor lautete damals »Herberge, der Kirche«. Hier wurden Glaubensflüchtlinge aufgenommen und auch der Bremer Reformator, Heinrich von Zütphen, war ein Zugereister. Umso größer ist unsere Verpflichtung heute, uns für Respekt, Solidarität und ein friedliches Miteinander der Kulturen zu engagieren." In Blick auf die beiden Reformationsbotschafter betonte Brahms, er freue sich, dass die BEK in diesen beiden so unterschiedlichen Persönlichkeiten ein kongeniales Team gefunden habe.
Warum engagiert sich Reformationsbotschafterin Maria Esfandiari für dieses Jubiläum? Die 23-jährige Medienwissenschaftlerin ist katholische Christin mit persischen Wurzeln und aktiv in der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG). "In der ESG ist das Miteinander der Kulturen selbstverständlich," so Esfandiari. "Ich finde das cool, schließlich haben wir, egal ob katholisch oder muslimisch, alle die gleichen Werte. Wir schließen niemanden aus, holen alle mit ins Boot. Es hat Zeiten gegeben, da gab es das alles nicht, Gleichberechtigung, die Kirchen waren getrennt. Deutschland ist heute anders. Das hat auch mit der Reformation zu tun, darauf möchte ich als Reformationsbotschafterin aufmerksam machen."
Bremens ehemaliger Bürgermeister Jens Böhrnsen (67) betont die Wirkung der Reformation bis heute. Er sei in seiner evangelischen Kirche verwurzelt, so der 67-Jährige. Ihn fasziniere besonders, wie die Grundgedanken der Reformation es ermöglicht hätten, nicht einfach kirchlichen Hierarchien folgen zu müssen sondern die Freiheit des Glaubens und Gewissens zu erlangen. "Wir Bremer sind 1522 mit Herzblut dabei gewesen, im Schulterschluss mit dem Rat der Stadt." Die heutigen Werte Menschenwürde, Religionsfreiheit und Grundrechte wurzelten in der Reformation, so Böhrnsen. Deshalb solle das Jubiläum auch keine innerkirchliche Veranstaltung sein. "Freiheit ist immer gepaart mit Verantwortung für Mitmenschen und Gesellschaft. Es geht darum, sich einzumischen, in der Nachbarschaft, in der Politik, auf Demonstrationen oder indem man wählen geht." Nächstenliebe, Dialogbereitschaft und ein entspanntes Verhältnis von Kirche und Staat seien Kernthemen für ihn, so Böhrnsen. "Ich möchte keinen laizistischen Staat wie in Frankreich. Die Religion gehört nicht in das private, stille Kämmerlein, sondern muss sich in unsere Gesellschaft einbringen. Unsere Wertegemeinschaft wäre doch gar nicht denkbar ohne die vielen christlichen, jüdischen und muslimischen Menschen, die sich in ihr engagieren."
Jens Böhrnsen und Maria Esfandiari werden die Bremer Aktivitäten zum Reformationsjubiläum begleiten. Insgesamt sind etwa 200 Veranstaltungen geplant. Nach dem großen Festgottesdienst zum Auftakt, erhält die Stadt Bremen von der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa in einem Festakt im Bremer Rathaus am 22. November 2016 den Titel Reformationsstadt Europas. Vom 24. bis 26. März kommenden Jahres ist Bremen Station auf dem Europäischen Stationenweg, der durch 19 Länder und 68 Städte Europas führt.