16 bremer kirchenzeitung Juli 2021 kirche bremen de Höhepunkt der Feiern zum 60 jährigen Beste hen der Synagoge in Bremen ist eine neue Tora rolle warum Netanael Teitelbaum Die Tora ist das Herz des jüdi schen Glaubens und auch das Herz jeder jüdischen Gemeinde Sie ist ein Zeichen des lebendigen Glau bens unsere wichtigste Basis und deshalb ein wichti ges Zeichen für die Zukunft unserer Gemeinde Gerade in Deutschland wo wir in der Nazizeit so viele Torarol len verloren haben weil man sie geraubt geschändet und verbrannt hat beweist eine solche Neueinwei hung dass das Judentum lebendig ist Was genau ist am 29 August geplant wenn die Torarolle eingeweiht wird Netanael Teitelbaum Unsere neue Torarolle kommt per Luftfracht direkt aus Israel und wird in Bremen vollendet Die Einweihung beginnt auf der Straße man tanzt und singt die Straße wird dafür gesperrt werden Unter einem Baldachin wird die Rolle schließlich in die Synagoge getragen Dort wird der letzte Teil gelesen und der Schreiber setzt den letzten Buchstaben ein Erst dann ist die Rolle vollständig Nach einem kurzen Gebet bekommt sie ihren Platz im heiligen Schrank Die alte Torarolle bleibt übrigens als Wander Torarolle in Gebrauch Wo immer bei kleinen jüdischen Gemeinden im norddeutschen Raum Bedarf ist verleihen wir sie Wie sehen denn Gegenwart und Zukunft der jüdischen Gemeinde in Bremen aus Elvira Noa Weil unsere Mitgliederzahlen demogra fisch bedingt zurückgehen müssen wir an der Zukunft bauen In den ersten Jahren der Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion haben hauptsächlich die älte ren Menschen mit großem Engagement die Gemeinde belebt was aus ethnischen und kulturellen Gründen manches Mal zu Spannungen mit den ansässigen Gemeindemitgliedern geführt hatte Aber mittlerweile sind immer mehr jüngere Familien die sich aus beiden Gruppierungen mischen aktiv Wir organisieren Famili ensonntage Familien Shabbatot und planen verschie dene Mehrgenerationenprojekte Wir wachsen nicht an Quantität aber an Qualität des Wissens und des sozialen Zusammenhalts Netanael Teitelbaum Bei uns passiert gerade etwas Interessantes Es bildet sich eine junge Gruppe inner halb der Gemeinde die sich der mehrheitlich älteren Gesamtgemeinde gegenüber verantwortlich fühlt und etwas zurückgeben möchte Für diese jungen Leute ist die Gemeinde zu einem echten Zuhause geworden Sie verbringen den ganzen Schabbat hier reden kochen zusammen übernachten teilweise hier im Gemeinde zentrum Sie suchen Wärme und haben das Gefühl hier etwas für ihr Leben zu bekommen Wir sind ein Haus nicht nur der Religion sondern der Gemein schaft ein Ort an dem man sich wohlfühlt und an den man nicht nur zum Gottesdienst kommt Das ist etwas sehr Schönes weil es zeigt Es gibt Zukunft Wie selbstverständlich ist jüdisches Leben in Bremen heute Netanael Teitelbaum Es gibt zwei koschere Bäcke reien in Bremen Die Bäckerei Groth hier um die Ecke backt für uns koschere Produkte das ist wunderbar In der Graf Moltke Straße betreibt eine Frau aus unse rer Gemeinde eine Bäckerei mit Feinkostangeboten aus Israel Das zeigt ein Stück Selbstverständlichkeit jüdischen Lebens hier denn normalerweise gibt es so etwas nur in größeren Städten Elvira Noa Es ist immer noch nicht selbstverständ lich Die Hemmschwellen mit jüdischen Menschen zusammenzutreffen oder die Gemeinde zu besuchen sind nach wie vor bei der nichtjüdischen Gesellschaft groß Um dagegen zu arbeiten empfangen wir gerne Schulklassen und verschiedene Gruppen um über unser Leben hier zu erzählen und in die jüdische Religion und Tradition einzuführen Und es gibt posi tive Beispiele von gelungener Zusammenarbeit So Das Judentum in Bremen ist lebendig Landesrabbiner Netanael Teitelbaum und Elvira Noa Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Die Bremer Synagoge wird 60 Jahre Deutschland feiert 1700 Jahre jüdisches Leben

Vorschau bkz Sommer 2021 Seite 16
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