kirche bremen de bremer kirchenzeitung Juli 2021 23 Ein Langzeit Wir wirkt sich die Pandemie in Westafrika aus Ich beobachte vielschichtige negative Folgen Die Zahl der Menschen unter der Armutsgrenze ist rasant gewachsen An vielen Stellen wurden über Monate hinweg keine Gehälter gezahlt durch das solidarische Miteinander in den Familien wurde das teils aufgefangen Es gibt keine sozialen Sicherungssysteme und keine Coronahilfen wie bei uns und wann die Wirt schaft wieder Fahrt aufnehmen wird ist nicht absehbar Was bedeutet das für den Alltag der Menschen Lebensmittelpreise oder die Kosten für Überlandfahrten mit Mini Taxis haben sich teils ver doppelt Wenn man gleichzeitig sein eigenes Einkommen verloren hat sind die Auswirkungen dramatisch Auf dem Land haben es viele Menschen aus Furcht vor Ansteckungen vermieden die dortigen Gesundheitsstationen zu besuchen Das hat den Gesundheitszustand der Bevöl kerung insgesamt nachhaltig verschlechtert Wie steht es um die Impfgerechtigkeit Von einer fl ächendeckenden Impfversorgung sind beide Länder noch weit entfernt obwohl sie strukturell für die Pandemiebekämpfung gut aufgestellt sind Meldesystem und Aufklä rung funktionieren gut auch die Impfstoffverteilung würde gut funktionieren wenn es aus reichend Impfstoff gäbe Ghana und Togo haben zwar anfänglich über das COVAX Programm Impfdosen bekommen doch momentan stocken die Lieferungen Es geht nicht darum in Afrika zu impfen damit wir in Europa geschützt sind Sondern es geht um globale Gerech tigkeit Was tut die Norddeutsche Mission gegen die Pandemiefolgen Wir unterstützen landwirtschaftliche Programme die die Ernährungssouveränität erhöhen sollen Die Menschen in Westafrika sollen unabhängiger werden indem sie ihre Lebensmit tel verstärkt selbst erzeugen Wir unterstützen Gesundheitsstationen auf dem Land aber auch Bildungsprojekte z B Schulen Das sind nachhaltige Infrastrukturprojekte die auch helfen die Folgen der Pandemie zu bewältigen Corona hat die Herausforderungen in Afrika verstärkt Wir müssen Solidarität stärken und die deutsche Entwicklungszusammenarbeit deutlich aufstocken Die kirchlichen Hilfswerke kennen ihre Partner vor Ort und müssen nicht mit korrupten Regierungen zusammenarbeiten Die Spenden kommen an Die Zahlen der Erkrankten und der Toten in Togo sind im Vergleich zu Deutschland sehr gering aber es wird auch kaum getestet Viele halten die Krankheit für eine Erfi ndung der Regierung der sie nicht trauen Es gibt ein Stadt Land und ein Bil dungsgefälle In der Hauptstadt Lomé ist das Tragen einer Maske Alltag auf dem Land nehmen die Leute das Virus nicht ernst Die Einschränkungen im öffentlichen Leben waren über fünf Monate hinweg sehr streng was wirtschaftlich schwere Folgen hat Viele Leute arbeiten in Minijobs oder anderen ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen Für sie waren die wirtschaft lichen Folgen existenzbedrohend zumal es kein Hilfen wie in Deutschland gab Keine Veranstaltungen mehr kaum Handel selbst die Kirchen fuhren ihren Betrieb herunter und mussten teilweise ihre Zentren schließen Unsere Schulen mussten ebenfalls für fünf Monate schließen und an digitalen Unterricht war nicht zu denken Sie haben versucht per WhatsApp Unterricht zu machen aber das funktioniert natürlich nicht wirklich Viele Schüler haben auch kein Smartphone oder die Datenverbindung ist zu schwach Es gab Schulfernsehen das aber nur in der Hauptstadt zu empfangen war Auf dem Land fehlen Strom und Fernsehgeräte Corona hat eine Bildungslücke hinterlassen und die Kinder und Jugendlichen sind gerade mit dem Nachholen überfordert Weil die Eltern im Lockdown kein Schulgeld gezahlt haben suchten sich die Lehrer teils andere Jobs und jetzt fehlen sie Impfen ist theoretisch freiwillig faktisch haben wir aber eine Impfpfl icht Die Regierung hat anfangs einmal Astrazeneca Impfstoff im Ausland gekauft aber die Impfquote ist noch sehr gering weil kein Nachschub kommt Gleichzeitig normali siert sich das öffentliche Leben gerade wieder langsam Ende Februar kam noch Corona Impfstoff nach Ghana mittlerweile gibt es kaum noch Vakzin Pita Hermann Katchao Togo Pastorin Heike Jakubeit ist Generalse kretärin der Norddeutschen Mission NM mit Sitz in Bremen zu der die Partnerkirchen aus Ghana und Togo gehören Die NM unterstützt Projekte in den westafrikanischen Ländern unter anderem Gesundheitsstationen Kontakt Spendenkonto norddeutschemission de Interviews Matthias Dembski Fotos Privat Matthias Dembski dpa picture alliance

Vorschau bkz Sommer 2021 Seite 23
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