Weihnachten ist in uns Kirchenpräsidentin Edda Bosse über Härten Hoffnung und Dankbarkeit Krise hin oder her ich freue mich auf Weihnachten Es gibt vieles in diesen Tagen was uns einschränkt oder belastet viele Bremerinnen und Bremer bangen um ihre Existenz und die Pandemie kostet Menschenleben Das ist Grund zu großem Kum mer und gerade die davon betroffenen Menschen brauchen dringend unsere volle Aufmerksamkeit und Solidarität Aber ich erlaube mir an alle anderen denen es vergleichsweise gut geht die provokante Frage zu richten Was genau meint Ihr wenn Ihr stöhnt das Weihnachtsfest werde hart werden Hart für die Menschen in Not Ja für sie wird es sicher nicht leicht und es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen dass sie nicht aus unserem Blickfeld geraten Aber was bitteschön meint Ihr wenn Ihr selbst um das Weihnachtsfest fürchtet Bei Weihnachten unterscheide ich zwei Dinge Zum einen glaube ich an Jesus Chri stus der in die Welt gekommen ist damit wir Gottes Liebe und seine Gnade erfah ren Diese Botschaft ist ein großer Schatz für mich und hat mich in dunklen Stunden meines Lebens schon oft getröstet Zum anderen ist Weihnachten das behagliche Lichterfest Oh wie gerne schmücke ich unsere Wohnung backe Plätzen für und mit meinen Enkeln versammle die Fami lie zum Weihnachtsessen um den Tisch suche Geschenke aus und packe sie liebevoll ein Und ich genieße die großartige Musik und die vollen lichtergeschmückten Kir chen am Heiligabend Eine Freude ist das Weihnachten kann gar nicht in Gefahr sein Und nun höre ich seit Wochen in einer Endlosschleife Weihnachten der Deutschen liebstes Fest sei in Gefahr und wie schrecklich es wäre wenn Weihnachten ausfiele Ich komme da nicht mehr mit Was den Glauben angeht so kann Weihnachten gar nicht in Gefahr sein denn Gott hat uns seine Sohn und mit ihm große Gnade und Liebe geschenkt Egal was uns geschieht welche Fehler wir begehen welchen Kummer wir haben Gott ist an unserer Seite lässt uns nie fallen und schenkt uns seine Kraft Er ist bei denen die jetzt krank sind oder sich um einen lieben Menschen sorgen Er ist bei ihnen und tröstet sie wie es in Paul Gerhardts Adventslied Wie soll ich dich empfangen heißt Was hast du unterlassen zu meinem Trost und Freud als Leib und Seele saßen in ihrem größten Leid da bist du mein Heil kommen und hast mich froh gemacht Der Dichter dieser weihnachtlichen Zeilen stand unter dem Eindruck der Pest und des Dreißigjährigen Krieges Der Tod war zeitlebens sein ständiger Begleiter Noch als Kind verlor er seine Eltern und später vier seiner fünf Kinder Und doch dichtet er so hoffnungsvoll Gönnen wir uns eine Auszeit von der Perfektion Und in der dunkelsten Zeit des 20 Jahrhunderts entstand das Lied Die Nacht ist vorgedrungen in dem es heißt Auch wer zur Nacht geweinet der stimme froh mit ein Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein Jochen Klepper hatte es während der Nazi Herrschaft gedichtet als er wegen seiner jüdischen Frau und seiner laut Nazi Ideologie halbjüdischen Töchter drangsaliert wurde Die Weihnachtsgeschichte und solche Hoffnungszeichen von Menschen in Not sagen mir Weihnachten fällt nicht aus Weihnachten kann gar nicht ausfallen Weihnachten ist da jeden Tag um uns und in uns Und was die Weihnachts Traditionen betrifft so glaube ich es liegt an uns selbst wie kreativ und liebevoll wir mit dieser Situation umgehen und das Familienfest gestalten Hören wir auf bis zur Erschöpfung an einem Idealbild von Weihnachten herumzubasteln Gönnen wir uns doch eine Auszeit von der Perfektion Immer wieder zum Schmunzeln bringt mich das Gedicht Feiertage des Kabarettisten Hans Dieter Hüsch in dem es heißt Alle ham gepackt Und alle sind gerannt Und schließlich hat der Baum gebrannt Friede auf Erden Und den Menschen ein Unbehagen Die meisten von uns sind gesund und munter leben in warmen und geschmückten Zimmern bei Plätzchen und Marzipan nicht verfolgt und nicht gequält Und die denen es schlechter geht die brauchen uns Helfen wir also einander schreiben einander telefonieren miteinander lassen uns gegenseitig wissen dass wir anein ander denken und uns lieben Zum Schluss Ein Dank an alle die barmherzig sind An dieser Stelle möchte ich allen Kindern danken die für ihre Oma ein Bild malen allen Helferinnen und Helfern der Tafeln allen Spendern die Obdachlose unterstüt zen allen Musikerinnen die digital auf Balkonen vor Altenheimen oder von Tür men Menschen mit ihrer Musik erfreuen allen geduldig Pflegenden die Überstun den machen und sich verausgaben allen Eltern die das mit dem Homeoffice und der Kinderbetreuung irgendwie hinbekommen allen Lehrenden die analog digital oder wie auch immer unterrichten Ihr alle lebt das biblische Motto des kommenden Jahres Jesus Christus spricht Seid barmherzig wie auch euer Vater barmherzig ist Danke dafür und frohe und gesegnete Weihnachten kirche bremen de bremer kirchenzeitung Dezember 2020 3 Edda Bosse ist ehrenamtliche Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche

Vorschau bkz Weihnachten 2020 Seite 3
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