kirche bremen de bremer kirchenzeitung Juli 2020 11 Dokumentation Wir schicken ein Schiff ardmediathek de Rassistisches Kalkül die Verantwortung an Libyen abzugeben Zwei Bootskatastrophen mit 70 Toten sind aus der Zeit bekannt in der kein Schiff ret ten konnte Die Dunkelziffer schätzt Oliver Kulikowski erheblich höher ein So wurden in dieser Phase viele Leichen im Wasser efunden Immer wieder erreichten die zivilen Retter verzweifelte SOS Funksprüche die diese nur an staatliche Stellen weiterleiten konnten Malta und Italien warten meist auf die libysche Küstenwache statt selbst einzugreifen Es sei ein zynisches und rassistisches Kalkül wenn die Europäische Union ihre Verpflichtung zur Seenorettung an Libyen abgebe ein Bürgerkriegsland in dem Menschenrechte wenig gelten Die sogenannte libysche Küstenwache ist für ihre Menschenrechtsverletzungen bekannt Die gehen entweder nicht ans Telefon sprechen kein Englisch oder behaupten auch mal das Wetter sei zu schlecht um raus zufahren Wenn sie Flüchtlinge finden schleppen sie die Schlauchboote selbst aus internationalen Gewässern zurück nach Libyen Dort werden die Menschen erneut in die berüchtigten Folterlager gesteckt wo Gewalt an der Tagesordnung ist Die Lockdown Zeit hat gezeigt dass es ohne das Engagement von zivilgesellschaftlichen Organisationen wie Sea Watch keine Seenotrettung für Flüchtlinge auf dem Mittel meer gibt Außerdem hat man gesehen dass Flüchtlingsboote auch kommen wenn keine Rettungsboote unterwegs sind Das widerlegt alle Behauptungen wir als Retter würden sie mit unseren Aktivitäten quasi anlocken Umbauarbeiten starteten erneut im Juni In Burriana gibt es mittlerweile Lichtblicke Ende Mai konnte wieder eine Werft Crew einreisen die aber erstmal 14 Tage in Quarantäne musste Jetzt laufen die letzten Schreinerarbeiten für den Innenausbau und die fehlenden technischen Umrüstungen Vieles machen Freiwillige die dafür ihren Urlaub opfern Nur für ganz wenige nauti sche Anlagen brauchen wir bezahlte Fachkräfte ansonsten haben wir IT Fachleute Elektriker und andere Fachleute ehrenamtlich im Team Sie legen hinter den Kulissen die Grundlagen dafür dass die Sea Watch 4 als Rettungsschiff fahren kann Auch bei den ohnehin hohen medizinischen Schutzmaßnahmen habe man noch eine ordentliche Schippe draufgelegt berichtet Oliver Kulikowski Die Crew trägt Schutz kleidung die Gäste bekommen Masken wir haben eine Isoliermöglichkeit An Bord gibt es ohnehin eine voll ausgestattete Krankenstation weil viele Flüchtlinge durch die Misshandlungen in den libyschen Lagern oder Unfälle auf den Schlauchbooten verletzt sind Ärzte kümmern sich um die Erstversorgung von Verätzungen Wunden oder Knochenbrüchen Ein Bekenntnis zur Mitmenschlichkeit Mitte Juli soll auf der Sea Watch 4 alles fertig sein Die Auflagen für die Retter sind deutlich härter als im Tourismus der in Spanien gerade wieder hochgefahren wird Die erste Besatzung muss 14 Tage in Quarantäne ehe sie nach einem erneuten Corona Test auslaufen darf Auf diesen Moment warten Sea Watch Aktivisten wie Unterstützerinnen des Rettungsbündnisses United4Rescue mit Spannung Das von Vereinen Schulen Kultureinrichtungen Gewerkschaftsgruppen Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen getragene Bündnis hatte die Spenden gesammelt mit denen das Schiff ersteigert wurde Sea Watch kümmert sich jetzt um den Betrieb Jedes Rettungsschiff ist letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der riesigen Meeresfläche Selbst wenn fünf oder mehr Rettungsschiffe unterwegs wären könnten sie diesen Bereich nicht abdecken Teils brauchen wir im Noftall fünf sechs Stunden bis wir vor Ort sind Trotzdem hat allein Sea Watch mittlerweile mehr als 40 000 Menschen das Leben gerettet Die staatliche Seenotrettung können wir nicht ersetzen aber die ist politisch ebenso wenig gewollt wie sichere legale Fluchtwege Es sollte überhaupt nicht nötig sein dass sich Menschen auf schrottigen Schlauchbooten auf diese gefährliche Überfahrt begeben Ein Bekenntnis zur Mitmenschlichkeit nennt Landesbischof Heinrich Bedford Strohm Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD die Sea Watch 4 Sie ist auch eine sichtbare Anklage angesichts des politischen Totalversagens der Europäischen Union vor dieser humani tären Katastrophe Text Matthias Dembski Fotos Sea Watch Jonathan Weinspach Spendenkonto Gemeinsam Retten e V IBAN DE93 1006 1006 1111 1111 93 BIC GENODED1KDB bei der Bank für Kirche und Diakonie eG KD Bank united4rescue com sea watch org

Vorschau bkz Sommer 2020 Seite 11
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