Wir in den Krankenhäusern baden die Coronasituation aus Melina Cakit Gesundheits und Krankenpflegerin im DIAKO Wie jedes Jahr werde ich auch in diesem Jahr Heiligabend Spätdienst machen Ich tue das weil es viele Kolleginnen und Kollegen mit Kindern gibt Außerdem mag ich die Stimmung Die Patientinnen freuen sich wenn sie nicht nur Aushilfen sondern auch vertraute Gesichter sehen Die Station ist leerer weil keine geplanten OPs stattfinden und Patienten wenn möglich vorher nach Hause entlassen werden Aber natürlich haben wir immer Notfälle die wir aufnehmen Man hat auch mal Zeit sich an ein Bett zu setzen und mit Patienten sprechen die keinen Besuch bekommen oder denen die Hand zu halten bei denen es zu Ende geht oder die Angst haben Dafür Zeit zu haben tut allen gut Auch die Momente mit den Kolle gen bei den Feiertagsdiensten sind nett weil die Arbeitsbelastung entspannter ist als sonst Wir haben kleine Nikolausmützen auf dem Kopf und sorgen so gut es geht für weihnachtliche Stimmung Mittlerweile schenkt man uns mehr Gehör Die Arbeitsverdichtung hat bei uns zugenommen weil die zusätzliche Belastung durch an Covid19 Erkrankte auf den Intensivstationen auf das gesamte Kran kenhaus durchschlägt Stationen oder viele Zimmer müssen für Coronapatienten gesperrt werden Eigentlich arbeite ich auf einer chirurgischen Station aber jetzt haben wir Patienten aller Fachdisziplinen Wir haben mit mehr Fachärzten zu tun und mussten uns zusätzlich auf die speziellen Bedürfnisse internistischer hochaltri ger und schwer kranker Patientinnen einstellen Ich bin jetzt 30 habe 2011 meine duale Ausbildung angefangen und parallel Pflegewissenschaften studiert Natür lich sind die Arbeitsbedingungen ein Dauerthema Mittlerweile schenkt man unse rem Berufsfeld nach meinem Eindruck aber mehr Gehör Klatschen allein reicht nicht aus Das zeigt sich daran dass Betten gesperrt werden wenn das Personal fehlt Trotz Zeitarbeitern gibt es Personallücken und dann werden Betten bei uns nicht mehr belegt Das zeigt einen langsamen Bewusstseinswandel Denn früher hätte man einfach noch Arbeit oben drauf gepackt jetzt ist vieles besser geregelt um die Belastungsgrenzen nicht zu überschreiten Als Pflegefachkräfte sind wir auch selbst bewusster geworden klar zu sagen was geht und was nicht Natürlich passiert längst nicht genug aber da ist die Politik gefordert Denn der Fachkräftemangel lässt sich nicht von heute auf morgen beseitigen Unsere Pflegedienstleitung kann sich das Personal auch nicht aus den Rippen schneiden Klatschen reicht jedenfalls nicht Wir brauchen gezielte Anreize Alle müssen solidarisch sein und sich impfen lassen Wir in den Krankenhäusern sind diejenigen die die Coronasituation ausbaden Bei uns sind 91 Prozent der Belegschaft geimpft deutlich mehr als der Bevölkerungs durchschnitt Natürlich sind wir nah am Patienten dran und müssen sie und uns daher bestmöglich schützen Ich würde umgekehrt fragen warum nicht alle geimpft sind die als Patienten zu uns kommen Ein schwerer Coronaverlauf ist durch eine Impfung mit großer Wahrscheinlichkeit vermeidbar insofern hat es für mich einen bitteren Beigeschmack eine Impfpflicht zunächst nur für medizinisch pflegerisches Personal durchzusetzen Selbst wenn wir zu 100 Prozent geimpft sind verändert das die Situation insgesamt nicht Alle müssen indem sie sich impfen lassen Verant wortung übernehmen und solidarisch sein um das Gesundheitssystem zu entlasten Das wäre ein schöner Weihnachtswunsch genau so wie der nach mehr Personal 8 bremer kirchenzeitung Dezember 2021 kirche bremen de Auch an Weihnachten sind viele Menschen beruflich für uns alle im Einsatz die Situation in den Krankenhäusern ist aktuell durch Corona wieder sehr angespannt zulasten der Pflegenden und der Ärztinnen und Ärzte Zwei Mitarbeitende aus dem DIAKO in Bremen Gröpelingen berichten über Weihnachten im Krankenhaus im Krankenhaus Krankenpflegerin Melina Cakit im Gespräch mit ihrer Kollegin Jessika Janßen

Vorschau bkz Weihnachten 2021 Seite 8
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