10. Dezember 2024
Kirche der Zukunft
Pastor Bernd Kuschnerus, Schriftführer in der Bremischen Evangelischen Kirche, berichtet dem Kirchenparlament über laufende Diskussionsprozesse zur zukünftigen Arbeit.
Mit der Neufassung des Personal- und Finanzausstattungsgesetzes sind bereits vor einiger Zeit Weichen für eine Haushaltskonsolidierung gestellt worden. Es dynamisiert die Zuweisungen an die 52 Gemeinden, um dem erwarteten Rückgang der Kirchensteuern Rechnung zu tragen.
Neben den Gemeinden gibt es auch gesamtkirchliche Arbeitsbereiche zu vielen gesellschaftlichen Themen, für Beratung, Seelsorge und Bildung, die ebenfalls Mittel einsparen müssen. Deshalb muss auch geklärt werden, welche inhaltlichen Schwerpunkteg in der Arbeit der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) gesetzt werden sollen. Eine vom Kirchentag eingesetzte Koordinierungsgruppe hat nun Empfehlungen für Perspektiven im gesamtkirchlichen Bereich erarbeitet.
BEK-Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus gab einen mündlichen Bericht aus den gemeinsamen Diskussionen und Beratungen der Koordinierungsgruppe. Er verwies auf den Mitgliederrückgang, hier sei "keine Trendwende in Sicht". Mit den Mitgliederverlusten ginge auch ein Rückgang der Haushaltmittel einher. Trotz der gesellschaftlichen Entwicklungen hin zur Individualisierung und Pluralisierung müsse die Kirche handlungsfähig bleiben, um sich auch zukünftig aktiv für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetzen zu können.
Die BEK, so Kuschnerus weiter, finanziere die reguläre Arbeit in Gemeinden und gesamtkirchlichen Arbeitsbereichen, abgesehen von sehr wenig Drittmitteln, ausschließlich aus Kirchensteuern. Deshalb müsse frühzeitig erarbeitet werden, wie Kirche auch angesichts der zurückgehenden finanziellen Mittel handlungsfähig bleiben kann. Bis 2023 muss sie 30 Prozent der Ausgaben reduzieren. Die Koordinierungsgruppe hat nun Empfehlungen für eine Prioritätensetzung entwickelt.
Der Schriftführer betonte das Konsensverfahren in der Arbeit der Koordinierungsgruppe, den partizipativen Prozess, die Stakeholder-Analyse (u.a. Gemeinde- und Mitarbeitendenbefragung, Rezeption der sozialwissenschaftlichen Austrittsstudie von 2018) Einen Leitsatz habe die Gruppe entwickelt, der lautet: "Die BEK im Jahr 2030 ist glaubwürdig , attraktiv und überzeugend. Gemeinden und Einrichtungen kommunizieren gemeinsam das Evangelium von Jesus Christus."
Zum Thema Kirchenaustritt betonte Bernd Kuschnerus, es brauche "viel mehr positive Begründungen für die Kirchenmitgliedschaft und mehr Transparenz, z.B. hinsichtlich der Kirchenfinanzen." Die Kirchensteuer sei verlässlich und solidarisch und stelle die Finanzierung der gemeindlichen und der diakonischen Arbeit sicher. U.a. werde die kirchliche Verwaltung immer komplexer, zugleich nehmen die Ressourcen ab. Deshalb sei eine konsequente Digitalisierung wichtig. "Mit der Kirchensteuer kann man die Transformation realisieren. Dazu gibt es keine Alternative."
Besonders hob der Schriftführer die Beteiligung der Jugend hervor. "Die jungen Menschen wollen beteiligt werden, sie haben eine intergenerative Perspektive und wollen Verantwortung übernehmen." Es gebe zwar eine Spannung zwischen großem Veränderungsbedarf und Sehnsucht nach Stabilität. Aber trotz aller Distanz zu Institution, hätten jüngere Kirchenmitglieder eine Sehnsucht nach einer besseren Beteiligungskultur, klarer Orientierung und individueller Verwirklichung. Für jüngere Menschen seien die Stichworte "Kirche auf Zeit" und "Kirche für alle" besonders wichtig.
Studien machten zudem deutlich, dass vielen Menschen die Seelsorge an nichtkirchlichen Orten wichtig sei, bedürfnisorientiert, im Krankenhaus, im Gefängnis oder einer Beratungsstelle mitten in der Stadt. Last but not least mache die Kirchenmusik die Kirche wahrnehmbar und attraktiv und sei offen für alle Generationen.
In Planung, so der Schriftführer abschließend, sei eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel "Kirche der Zukunft" sowie eine Befragung von Kita-Eltern.