10. Dezember 2024
und uns in der Bremischen Evangelischen Kirche
Der Pfarrberuf ist so vielseitig, wie die Menschen, die ihn ausüben. Als Pastor*in lädst du zur Auseinandersetzung mit dem Glauben ein. Du führst seelsorgerische Gespräche und begleitest Menschen in Übergängen. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen entdeckst du ihre Sicht auf die Welt und ihren individuellen Glauben. Du verbindest biblische Texte mit aktuellen gesellschaftlichen Themen und bringst dich ein in politische Diskurse und Belange der Gesellschaft. Innerhalb der Gemeinde leitest du Sitzungen und entscheidest mit – zum Beispiel über die Finanzen und Gebäude der Gemeinde. Und natürlich arbeitest du in unterschiedlicher Form mit anderen Berufsgruppen und Freiwilligen zusammen. Ein Beruf mit vielen Facetten …
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Jasper von Legat, Pastor im Probedienst
Der Beruf hat keine feste Aufgabenbeschreibung. Meine beruflichen Rollen wechseln oft – ich muss mich immer wieder neu auf Situationen einstellen. Einerseits bin ich Pfarrer, so wie man ihn sich klassischerweise vorstellt: predigend, auf der Kanzel stehend, taufend, trauend … Andererseits bin ich Dienstleister, Seelsorger, Einzelkämpfer und Teamplayer, Denker und Schriftsteller, Manager, Pädagoge, Mediator und Provokateur. Die letzte Rolle mag ich übrigens am liebsten. Keine dieser Rollen beherrscht man als Berufsanfänger – nur in der Theologie ist man recht sicher. Dennoch wollen all diese Rollen im Alltag gelebt werden. Diese Wechsel sind anstrengend, aber auch extrem reizvoll.
Wie schon gesagt: Die verschiedenen beruflichen Rollen sind vielfältig. Bei den zahlreichen Aufgaben und den gesellschaftlichen Anliegen des Berufes darf ich als Pastor nicht vergessen, warum ich all das tue: Um das Evangelium Jesu Christi zu bezeugen und zu verkündigen. Wenn man diese Rückkopplung an Christus verliert, dann unterscheidet sich Kirche nicht wesentlich von anderen „Playern“ und droht meiner Meinung nach unglaubwürdig zu werden. Als Pastor muss ich also immer wieder klar Bekenntnis ablegen.
Nein! Prinzipiell lässt sich „gläubig sein“ nicht messen. Man stelle sich diese Aussage vor: X ist 10% gläubiger als Y. Das macht keinen Sinn! Eher handelt es sich um ein Gefühl, das sich unvermittelt einstellt, aber auch mal schwindet. Es changiert zwischen absoluter Ungläubigkeit gepaart mit dem Bewusstsein, ganz allein zu sein, und einem ganz unverhofften Gefühl der Zugehörigkeit. Dann fühle ich mich ganz klein und zu 100% eingestrickt in die Welt und das Universum. Alle Grenzen verschwimmen und man ist einfach ein Teil des Ganzen. Dann erlebe ich Gott, als „Ein und alles“. In diesen Momenten weiß ich, dass Gott da ist und ich nicht allein bin. Das hilft. Vor allem in Zeiten der „Gott-Verlassenheit“.
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