10. Dezember 2024
Martin Luthers 95 Thesen
Der 31. Oktober im Jahre 1517 ist ein wichtiger Tag der Geschichte. In Wittenberg hat Martin Luther 95 Thesen veröffentlicht. Die Legende sagt: an die Tür der Schlosskirche genagelt. Darin stand zum Beispiel, dass ein schuldiger Mensch sich nicht bei der Kirche freikaufen kann, sondern dass nur Vergebung hilft. Um Vergebung muss man bitten und kann sie sich nicht verdienen. Gott schenkt sie aus Gnade und Liebe. Damit widersprach Luther der Praxis der Kirche, von den Gläubigen Ablasszahlungen zu fordern. Martin Luther trat dieser Praxis, der Theologie und der Kirche entgegen. Er wollte die Bibel, Jesus Christus und den Glauben ins Zentrum rücken und löste damit eine Bewegung aus, die „Reformation“ genannt wird. Kirche und Gesellschaft waren damals noch eng miteinander verbunden.
Die Reformation veränderte Europa. Vieles, was heute zu unserer Kultur und in unseren Alltag gehört, ist in der Reformationszeit entstanden: das allgemeine Schulwesen, das Prinzip der Gewissensfreiheit, die Wertschätzung für die Berufstätigkeit eines Menschen, die Selbstverständlichkeit, dass Priester heiraten durften. Die Reformation stand am Anfang einer Entwicklung hin zu demokratischen Verfasstheit eines Staates. Sie wurde nicht nur von einer Person, Martin Luther, getragen, sondern schließlich von vielen. Von Kirchenleuten, weltlichen Herrscher*innen, Menschen in den Dörfern und Städten.
Die unterschiedlichen Positionen wurden mit Worten vorgebracht und verteidigt, aber sie mündeten auch in den dreißigjährigen Krieg.
Der Reformationstag gilt für die evangelische Kirche darum heute nicht nur als Gedenktag an die Reformationszeit, sondern auch als Tag der Selbstkritik. Die Kirche muss sich immer weiter verändern. Diese Einsicht steht über jeder Feier des Reformationstags.
Seit 2018 ist der Reformationstag in Bremen gesetzlicher Feiertag.
Reformation in Bremen
In Bremen begann die Reformation mit dem Augustinermönch Heinrich von Zutphen. Er predigt das erste Mal am 9. November 1522 in der mittlerweile zerstörten alten St. Ansgarii-Kirche.
Als junger Mönch zweifelte und verzweifelte Martin Luther an seinem Glauben. Die erlösende Botschaft fand er in der Bibel. Seine Erkenntnis widersprach aber der damaligen kirchlichen Lehre und der Theologe Luther äußerte deutlich seine Kritik. 1517 veröffentlichte er seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel und wollte damit eine Reform seiner Kirche anregen. Die Bewegung, die er damit auslöste, ergriff nicht nur das kirchliche Leben, sondern auch alle Bereiche der Gesellschaft. Heute ist Martin Luther als Reformator und Begründer des Protestantismus weltbekannt.
Die reformatorischen Traditionen leben heute in der Bremischen Evangelischen Kirche fort und prägen ihr besonderes Gesicht als eine der kleinen evangelischen Kirchen in Deutschland.
Die Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit der Gemeinden ist Ausdruck der Gemeindeautonomie, wie sie bereits in der Kirchenordnung der Reformationszeit 1534 festgelegt ist. Mit der Trennung von Kirche und Staat und dem Ende der landesherrlichen Kirchenregierung gaben sich die Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche 1920 eine neue Verfassung, in der die alten reformatorischen Prinzipien fortleben.
In schwere Bronze gegossen sind die 95 Thesen von Martin Luther heute am Portal der Wittenberger Schlosskirche zu besichtigen. Ob Luther sie damals, am 31. Oktober 1517, als Flugschriften dort angeschlagen hat, ist nicht gesichert. Aber der Theologe brachte seine kritischen Thesen an die Öffentlichkeit und schon bald wurden sie aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt, gedruckt, verbreitet und im ganzen Land diskutiert. Die Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers gilt als Beginn der Reformation.
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