10. Dezember 2024
Immer dann, wenn jemand laut oder leise denkt: „o Gott“, dann betet die Person.
Denn Beten bedeutet, sich an Gott zu wenden. Das kann ganz verschieden aussehen:
das Vater unser sprechen oder ein Kindergebet zum Einschlafen, die Hände falten oder niederknien, still sein oder auch singen oder tanzen. Sobald Gott ein Gegenüber ist und sobald jemand von ihm etwas erwartet, wird gebetet.
Im Gebet ist nicht nur ein ferner Gedanke. Man kann eine Beziehung zu ihm haben. Beten ist alleine möglich oder mit anderen zusammen. Ein Gebet muss keinen festen Inhalt haben. Es kann auch ein Gefühl sein, ein Seufzer oder der Wunsch nach einer Verbindung.
Trotzdem gibt es viele formulierte Gebete:
das Vaterunser, die Psalmen, Tischgebete, die vor dem Essen gesprochen werden können, Gebete von bekannten Menschen die überliefert wurden und vieles mehr.
Für Menschen, für die der Glaube ein Bestandteil ihres Lebens ist, ist Beten etwas ganz Selbstverständliches. Andere beten in bestimmten Momenten ihres Lebens aber auch: Wenn sie Angst haben oder wenn sie Hilfe brauchen, aber auch wenn sie sich über etwas sehr freuen.
Eine Andacht ist ein kleiner Gottesdienst im Alltag.
Zum Beispiel am Morgen nach dem Aufstehen, zu Beginn einer Veranstaltung, vor dem Essen oder während eines Ausflugs.
Manche Menschen zünden sich eine Kerze an, lesen einen Bibeltext, denken darüber nach und beten. Andere singen in einer Gruppe zusammen ein Lied, teilen einen Gedanken und bitten Gott um seinen Segen.
Andacht heißt dieser kleine Gottesdienst, weil es um danach nachdenken geht, daran, an Gott zu denken und weil sie kurz ist und etwas tatsächlich angedacht wird. Eine Andacht ist ein Anstoß oder eine Ermutigung. Sie führt Menschen zusammen und bringt sie im Alltag in Verbindung mit Gott.
Sie kann überall stattfinden. Zuhause, in einem Klassenraum, auf der Straße, in einem Krankenzimmer oder im Wald.
Jeder Mensch kann für sich alleine oder mit anderen eine Andacht feiern.
Die wichtigsten Elemente sind oft ein Bibeltext, ein eigener Gedanke dazu, ein Gebet (zum Beispiel das Vaterunser), Musik und ein Segen.
Segen ist etwas Gutes. „Meinen Segen hast Du“ bedeutet: „ich stehe hinter Dir". „Unsere Nachbarn sind ein Segen“ kann heißen: da kann ich immer klingeln, wenn ich etwas brauche.
Dabei ist der Segen mehr als ein „frommer Wunsch“. Zum Beispiel wenn wir uns „alles Gute“ wünschen oder „viel Glück“. Segen hat mit Gott zu tun. Er spricht zu, was schon ist: Gott ist für Dich da.
Der Segen ist kein Zauber, der einen Menschen verwandelt oder Einfluss auf sein Schicksal nimmt. Segen lässt alles, was geschieht, in Gottes Hand.
Segen kommt also von Gott und nicht von dem Menschen, der ihn spricht. Der Mensch, der segnet, überbringt den Segen und reicht ihn weiter. Der Segen sagt zu, dass Gott da ist, dass er rettet und begleitet, Frieden und Gnade gibt. Das ist noch etwas anderes als Glück und Erfolg im Leben. Wer Gnade erfährt und Frieden hat, kann in seinem Gott ruhen und es vielleicht gerade aushalten, dass nicht alles gelingt. Oder er oder sie kann zu einem langen Atem und zu Gelassenheit finden.
Gerade deshalb ist Segen etwas sehr Wirksames.
Wie der Segen "angewendet wird":
Viele Gottesdienste schließen mit folgenden Segensworten: „Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden“. Das ist ein Bibelzitat (4. Buch Mose 6, 22-24).
Darin steckt die Vorstellung, dass Gottes Gesicht wie die Sonne leuchtet und dass Gott einen Menschen anschaut. So wie, wenn zwei sich in die Augen schauen und sich erkennen.
Das Wort „Segen“ kommt von dem lateinischen Wort signum „Zeichen, Abzeichen, Kennzeichen“. Daher kommt auch die Vorstellung, dass der Segen wie ein Dach oder ein Schirm ist, der beschützt und behütet. Ein Zeichen kann auch die Hand sein, die bei Segnen auf einen Kopf gelegt wird oder in Höhe gehoben wird.
Der Segen kann von jedem Menschen weitergegeben werden, nicht nur von Geistlichen.
Zum Beispiel, wenn jemand sich verabschiedet: „Auf Wiedersehen und Gott segne Dich!“
Oder am Bett im Krankenhaus: „ Gott beschütze Dich“
Oder vor einer Prüfung: „Gott sei bei Dir“.
Oder wenn man sich bedanken möchte: „Gott segne dich“.
Segen wird weitergegeben bei der Hochzeit, bei der Taufe, bei der Konfirmation und bei der Beerdigung. Immer dann, wenn jemand mit Gott seinen Weg gehen soll.
Abschiedsworte wie „Adieu“ oder „Grüß Gott“ sind eigentlich auch Segensworte.
Durch den Segen ist Gott im Alltag spürbar.
Manchmal kann man sie richtig hören: die Stille. Beim Spaziergang im Wald, oder zuhause, wenn kein Telefon klingelt, keine Musik läuft und niemand spricht.
Das kann sehr angenehm sein. Und es tut gut, immer wieder einmal Stille zu erleben. Wenn nichts unsere Aufmerksamkeit beansprucht und niemand etwas von uns will kein Geräusch stört, kann das Balsam für die Seele sein. Ruhe und Stille helfen sich selbst zu kommen, abzuschalten und Kraft zu sammeln. Auch wenn die Gedanken weiter rattern.
Sille kann man üben, damit der Kopf wirklich leer wird.
Stille ist auch eine Weise wie man beten kann. Im Christentum gibt es eine lange Tradition des stillen Gebetes und der Meditation.
In der Stille schweigt die eigene Stimme, die Gedanken kommen und gehen. Der Menschen hört für einen Moment auf, etwas ausrichten zu wollen, Sorgen zu haben, zuständig zu sein.
Die Seele wird erfrischt. Manchmal gibt es das Gefühl von etwas Neuem erfüllt zu werden. Von Gott. „Meine Seele ist still zu Gott, der mir hilft“, heißt es im 62. Psalm der Bibel.
Für die Stille braucht man nicht viel, außer einem ruhigen Ort, Zeit und etwas Geduld.
Manche Menschen ziehen sich eine Weile in ein Kloster zurück, wo es möglich ist unter Anleitung Stille zu üben und auszuhalten. Wer es nicht gewohnt ist, empfindet sie vielleicht auch als bedrückend.
Wenn es nichts zu sagen gibt, kann Stille Worte ersetzen. Zum Beispiel, wenn man jemanden tröstet. Da ist es manchmal wichtiger da zu sein, als viele Worte zu machen.
Eine Stille kann auch sehr sprechend sein. Zum Beispiel bei einer Gedenkminute für eine Person oder ein bestimmtes Ereignis.
Die meisten Religionen kennen Rituale der Stille. Weil sie einfach gut tut und weil Menschen sich darin öffnen für die Gegenwart ihres Gottes und weil sie sich selbst für eine Weile zurücknehmen und nur noch zuhören und empfangen. Für den Glauben ist das wichtig.