Donnerstag, 26. August 2021

Herzlichen Glückwunsch: 60 Jahre neue Synagoge

Am Sonntag, den 29. August feiert die Jüdische Gemeinde das 60-jährige Jubiläum ihrer Synagoge in Schwachhausen. Die Bremische Evangelische Kirche sendet herzliche Glückwünsche.

2020 und 2021 - zwei Jahre die für die Jüdische Gemeinde und ganz Bremen von besonderer Bedeutung sind: Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, also vor rund 75 Jahren, wurde die Jüdische Gemeinde hier an der Weser neu gegründet. Und seit 60 Jahren gibt es die neue Synagoge an der Schwachhauser Heerstraße. Vor zwanzig Jahren kam es zur Neugründung der Gemeinde in Bremerhaven. In diesem Jahr blicken wir zudem bundesweit auf „1700 Jahre Juden in Deutschland“ zurück.

"Es ist etwas Besonderes und ein großes Geschenk, dass jüdische Menschen nach der Shoah den Mut hatten, ausgerechnet nach Deutschland zurückzukehren und hier ein Gemeindeleben neu aufzubauen", schreiben Präsidentin Edda Bosse und Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus in einer Grußbotschaft der Bremischen Evangelischen Kirche an die Jüdische Gemeinde. Sie heben hervor, es sei nicht selbstverständlich gewesen, dass nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Jüdinnen und Juden aus der Sowjetunion nach Bremen kamen. "Es erfüllt uns mit Freude, dass Deutschland wieder ein Zuhause für jüdische Menschen ist. Dass die jüdischen Gemeinden in Deutschland heute wieder gut 100.000 Mitglieder zählen, davon knapp 1000 in Bremen, verdanken wir auch dem Vertrauen, das sie alle in Deutschland gesetzt haben."

Das Gemeindezentrum, das nun 60 Jahre alt wird, sei bis heute ein Ort der Begegnung, der Lehre, der Integration und all dessen, wofür eine Gemeinde in friedlichen Zeiten stehe: Bildung und Orientierung für Kinder und Jugendliche, Zusammenführung verschiedener Menschen, gemeinsame Feste sowie Trost und Fürsorge für kranke und alte Menschen.

In der aktuellen Ausgabe der bremer kirchenzeitung hatte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Elvira Noa, hervorgehoben,  nicht Jüdinnen und Juden müssten den heutigen Antisemitismus bekämpfen. "Das ist Aufgabe der Mehrheitsgesellschaft. Wir glauben, durch Begegnungen und Gespräche mehr erreichen zu können. Jetzt pflegen wir guten Kontakt zur St. Ansgarii-Gemeinde in unserer Nachbarschaft oder auch seit vielen Jahren mit dem Evangelischen Bildungswerk. Als der Nahostkonflikt kürzlich wieder aufflammte und sich Antisemitismus und Kritik an der Politik Israels in übler Weise vermischten, haben wir Solidaritätsbekundungen von der muslimischen Schura wie von den christlichen Kirchen erlebt, die uns gut tun."

Es sei nicht als selbstverständlich zu nehmen, dass man sich heute nach der wechselvollen Geschichte des Judentums in Bremen und der NS-Schreckenszeit am Zusammenleben und am gemeinsamen Dialog erfreuen könne, betonen Edda Bosse und Bernd Kuschnerus. Im Namen der Bremischen Evangelischen Kirche hoben beide in ihrer Grußbotschaft auch ausdrücklich Schuld und Mitverantwortung der Kirche an jahrhundertelanger Verfolgung von Jüdinnen und Juden und an der Shoah hervor. Daraus erwachse eine große Verantwortung: "Rechter Hetze, Boykottaufrufen und antisemitischen Hassbotschaften werden wir stets entschlossen entgegentreten. Heute können wir als Geschwister leben, und Geschwister treten füreinander ein."

Bosse und Kuschnerus betonen, sie seien dankbar,  dass die Jüdische Gemeinde und die Bremische Evangelische Kirche ein so gutes, nachbarschaftliches Miteinander lebten, mit regelmäßigem Austausch  und auch gemeinsamer Verständigung gegenüber der Politik. Zum Beispiel habe man sich in der Coronakrise miteinander dafür eingesetzt, das Gemeindeleben verantwortungsvoll zu gestalten. Auch zukünftig wolle man zusammen überlegen, wie man den schulischen Religionsunterricht begleiten könne und gemeinsame Veranstaltungen und Begegnungen realisieren.

Die Bremische Evangelische Kirche unterstützt die Spendenaktion für die neuen Tora-Rolle, die am 29. August eingeweiht wird, und hat sich an der Finanzierung der beiden aus Olivenholz gefertigten Stäbe (genannt „Baum des Lebens", hebräisch „Ez Hachajim“), auf denen die Torarolle aufgewickelt ist, beteiligt. "Wir freuen uns, die neue Tora-Rolle als Zeichen des lebendigen Judentums in Bremen zu unterstützen und möchten damit zum Ausdruck bringen, dass wir auch weiterhin eng mit der Jüdischen Gemeinde verbunden bleiben und uns mit ihr darüber freuen, dass jüdisches Leben heute Bremen bereichert und aus unserer Stadtgesellschaft nicht wegzudenken ist."