Montag, 18. August 2025
CSD in Bremen: Gottesdienste und queere Kleidertauschparty
Die Präses der Bremischen Evangelischen Kirche, Maria Esfandiari, ist beim Christopher Street Day am kommenden Samstag in Bremen dabei: "Um gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Hass zu setzen, Mut zu teilen und die Kraft, das Durchhaltevermögen und die Kreativität queerer Menschen zu feiern – für eine offene, bunte Gesellschaft."
Der Christopher-Street-Day (CSD) in Bremen steht in diesem Jahr unter dem Motto “Motto „Pride must go on! Gemeinsam. Laut. Für Alle.“ Eingeladen sind alle, die sich gemeinsam mit Menschen aus der gesamten gesellschaftlichen Breite für die Rechte der LGBTQIA+ Community einsetzen möchten. Der CSD setzt ein buntes und lautes Zeichen für Akzeptanz und Vielfalt, gerade angesichts der massiv angestiegenen Zahl der Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Menschen. 2024 wurden in der Kriminalitätsstatistik im Unterthemenfeld "Sexuelle Orientierung" 1.765 Straftaten erfasst, rund 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Unterthemenfeld "geschlechtsbezogene Diversität" wurden 1.152 Fälle gemeldet, ein Anstieg von etwa 35 Prozent im Vergleich zu 2023.
Der CSD kämpft dafür, Diskriminierung queeren Lebens in allen gesellschaftlichen Bereichen endlich zu beenden. Gleichberechtigung, so die Veranstalter, könne es erst geben, wenn in Schulen und Unis, am Arbeitsplatz und im gesamten öffentlichen Leben Stereotypen beseitigt werden und die Gewalt gegen queere Menschen aufhört.
Als Christ*innen sind wir überzeugt, dass allen Menschen dieselbe Würde zukommt, weil wir alle zu Gottes Bild geschaffen sind. Das ist ein entscheidender, unverrückbarer Grundsatz unseres Glaubens. Deswegen lassen Diskriminierung, Gewalt und Hass uns nicht kalt. Für uns ist es gelebter Glaube, für die Würde, Sicherheit und Gleichberechtigung aller Menschen aktiv einzutreten. Das gilt besonders in einer Zeit, in der rechtspopulistische und rechtsextreme Kräfte immer lauter werden: Denn ihre Angriffe richten sich nicht nur gegen queere Menschen, sondern gegen ein Leben in Freiheit und Demokratie – und das geht uns alle etwas an.
betont Dr. Antonia Rumpf, Gleichstellungsbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), Mitorganisatorin des Gottesdienstes in der Stadtkirche Unser Lieben Frauen, den die Bremische Evangelische Kirche traditionell anlässlich des CSD feiert. Unter dem Titel „Von Angesicht zu Angesicht“ steht dabei die biblische Erzählung von Jakob im Mittelpunkt, der eine Nacht lang mit einem Unbekannten ringt, um am Schluss von ihm einen neuen Namen zu bekommen und gesegnet zu werden. Es geht um die Frage, womit wir heute ringen und kämpfen. Und auch der Segen kann auf unterschiedliche Weise erfahren werden: Unter anderem haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich allein oder gemeinsam mit Herzensmenschen persönlich segnen zu lassen.
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernehmen Barbara Boecker (Gesang) und Sascha Kayser am Klavier.
Der Gottesdienst wird in deutscher Gebärdensprache gedolmetscht. Im Anschluss sind alle Besucher*innen des ökumenischen Gottesdienstes eingeladen, sich der Demo-Gruppe „queer ❤️ christlich“ und beim CSD-Umzug durch Bremen mitzulaufen. Die christlichen Kirchen werden auch auf dem Kundgebungsplatz mit einem Stand vertreten sein, der zu Gesprächen einlädt, Fragen beantwortet und Anregungen entgegennimmt.
Diskriminierung darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben – und das ist kein Selbstläufer. Wir alle tragen Verantwortung, unsere Stimme für Vielfalt und Gleichberechtigung zu erheben und aktiv gegen Ausgrenzung einzutreten. Als Kirche stehen wir klar an der Seite derer, deren Menschenwürde verletzt wird. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, beim CSD dabei zu sein: um gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Hass zu setzen, Mut zu teilen und die Kraft, das Durchhaltevermögen und die Kreativität queerer Menschen zu feiern – für eine offene, bunte Gesellschaft.
so die Präses der Bremischen Evangelischen Kirche, Maria Esfandiari. Sie wird sowohl beim CSD-Gottesdienst als auch bei der anschließenden Demo dabei sein: “Auf beides freue ich mich schon sehr.”
Im Rahmen des Bremer CSD findet bereits am Freitagabend vor dem CSD ein Warm-up-Gottesdienst in der St. Jakobi-Kirche in der Bremer Neustadt statt. Unter dem Motto “Bunt, glitzernd und voller Segen” lädt Pastorin Caroline Duțescu dazu ein, gemeinsam die Vielfalt zu feiern. “Mit offenen Herzen und viel Farbe feiern wir die Liebe und den Segen queeren Lebens. Gemeinsam stimmen wir uns ein auf den CSD – und setzen ein Zeichen für Menschenwürde und Gottes grenzenlose Liebe.”
Am 21. August findet in der St. Jakobi-Kirche ein “Queerer Kleidertausch durch die Jahrzehnte” statt. “Ob 70er-Glitzer, 80er-Power, 90er-Rave oder einfach du selbst: In der Kirche St. Jakobi wird getauscht, ausprobiert und gefeiert.” Alle Gäste der Kleidertauschparty sind eingeladen, sich ihr persönliches CSD-Outfit zusammen zu suchen – ob schrill, soft, stark oder schlicht – jenseits von Normen, Größen oder Geschlechtergrenzen. “Bring mit, was du nicht mehr trägst – nimm mit, was dich bestärkt. Alles ist willkommen: clean, getragen, geliebt – Hauptsache es hat Charakter.” Es gibt Spiegel, Styling-Ecken, Musik, gute Laune und Raum für queere Geschichten. Die gute Nachricht: Gäste können auch etwas mitnehmen, ohne etwas mitzubringen.