Montag, 21. Juni 2021

Die Königin bittet zum Tanz: Bremer Programm zum Jahr der Orgel

Die Orgel, vielfach als Königin der Instrumente bezeichnet, ist das Instrument des Jahres 2021. In Bremen lassen sich viele großartige Orgeln entdecken, sowohl historische als auch moderne, die mit ihrer Klangvielfalt beeindrucken. Rund um die Orgeln gibt es spannende Projekte und jetzt auch wieder klangvolle Veranstaltungen.

Das Instrument des Jahres 2021 ist aus dem kirchlichen Leben nicht wegzudenken, bereichert die Orgel doch seit Jahrhunderten Gottesdienste und Konzerte. Rund um die Orgel gibt es in der Bremischen Evangelischen Kirche zahlreiche Veranstaltungen, darunter Orgelführungen, Orgel-Kurse und natürlich die vielen Orgelkonzerte. Die Inzidenzzahlen sind derzeit niedrig. Dennoch ist empfehlenswert, sich vorab bei den Veranstaltern nach den Hygiene- und Abstandsregeln zu erkundigen.

Der Orgel auf der Spur

Der Bremer Orgelsommer im St. Petri Dom hat schon Tradition. In den Sommermonaten sind in neun Konzerten hochkarätige Organisten und international bekannte Solisten zu Gast. In diesem Jahr steht er vom 1. Juli bis zum 26. August ganz im Zeichen des Themas "Emotionen". Die beliebte Konzertreihe findet jeden Donnerstag um 19 Uhr statt.

Auch St. Remberti (Friedhofstraße 10) bietet ein sommerliches Orgelprogramm, u.a. mit dem Tag der offenen Orgelbank  und Die Königin bittet zum Tanz, einem Abend mit Tanzmusik aus verschiedenen Jahrhunderten. Fortgesetzt wird die Reihe mit dem Programm Confluencias. Darin stellt die Organistin Sara Johnson Huidobro die Einflüsse zwischen spanischer und norddeutscher Musik dar. Zum Abschluss spielt der ehemalige Dom-Kantor Wolfgang Baumgratz unter dem Titel Präludium und Fuge Stücke aus dem wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach.

In der Borgfelder Kirche, in Horn und in der Andreas-Gemeinde gibt es zum Jahr der Orgel musikalische Andachten unter dem Titel Dancing Queen mit Orgelmusik für zwei Organisten, vier Hände und vier Füße, „Orgel Plus“ mit der Capella Santa Croce sowie „Orgel mal anders“ - Rock/Pop/ Filmmusik. Weitere Infos auf: www.regionale-kirchenmusik.de

Wer mehr erfahren will über die Königin der Instrumente und ihre vielfältigen Möglichkeiten, hat dazu Gelegenheit in dem Online-Vortrag Von großen und kleinen Pfeifen von Professor Albert Baars von der Hochschule Bremen.

In und vor der Großen Kirche in Bremerhaven sind neun Konzerte mit Sommerlichen Orgelmusiken zu hören. Jeweils 30 Minuten Hörgenuss mit Übertagung in die Fußgängerzone. Der Eintritt ist frei. Zum Abschluss der Sommersaison gibt es in Bremerhaven dann die Lange Nacht der Kultur. David Schollmeyer präsentiert in drei halbstündigen Konzerten seine Orgel-Jazz-CD "Bill Evans on the Organ".

Für September kann man sich schon einmal den Bremer Orgelsonntag und das Wunschkonzert "26&1" in Oberneuland im Kalender notieren, zu dem alle Musikwünsche einreichen können.

Empfehlenswert sind auch Fahrradtouren nach Lesum zur Orgelvesper mit Besichtigung der großen französischen Kernorgel sowie nach Walle zur Van-der-Putten-Orgel.

Für Orgelbegeisterte gibt es eine sehr schön bebilderte und vor allem vertonte Video-Zeitreise durch die Jahrhunderte der Orgelkunst mit der Kantorin an St. Johann zu Oberneuland, Katja Zerbst.

Orgel spielen lernen

Wer schon einmal mit dem Gedanken gespielt hat, das Orgelspiel zu erlernen, für den sind die Orgel-Kurse sicher ein tolles Angebot.  Kirchenmusiker Christian Faerber und einige seiner Kollegen bieten Orgelunterricht an. Wer bereits im Klavierspiel geübt ist, kann kostengünstige Kurse absolvieren, die in die technischen Grundlagen, Choral- und Gottesdienstbegleitung, aber auch Kirchenmusikgeschichte und  Liturgik einführen. Auch Exkursionen zu Orgeln werden durchgeführt. Ziel der Kurse ist die Befähigung, nebenamtlich gegen Honorar in Gemeinden als Organist oder Organistin tätig zu sein.

Kleine Bremer Orgelkunde

In den evangelischen Kirchen Bremens gibt es insgesamt etwa 70 Orgeln, allein im St. Petri Dom stehen fünf Instrumente. Viele wurden im 19. und 20. Jahrhundert gebaut, darunter die des Bremerhavener Orgelbauers Alfred Führer oder des Hamburger Baumeisters Rudolf von Beckerath. Die älteste erhaltene Orgel Bremens ist die Hauptorgel der Innenstadtkirche St. Martini erbaut im Jahr 1603. Die jüngste ist die van der Putten-Orgel aus dem Jahr 2002 in der Waller Kirche. Die größte Orgel Bremerhavens ist die Beckerath-Orgel in der großen Kirche.

Weltberühmt ist die ostfriesische Orgellandschaft mit ihren zahlreichen Instrumenten, auch Arp Schnitger-Orgeln sind darunter. Die Orgel des Jahres 2021 steht denn auch in der evangelisch-reformierten Kirche im ostfriesischen Uttum. Sie ist eine der wenigen noch spielbaren Renaissance-Orgeln weltweit. Keine Orgel ist wie die andere. Sie werden passend zur Raum-Akustik gebaut, die einen sind klein und kompakt, die anderen prächtig mit hochkomplexer  Feinmechanik. Ein Ausflug in die Orgellandschaft Ostfrieslands lohnt sich allemal.