10. Dezember 2024
Mittwoch, 31. Juli 2024
Drei Prozent aller Kinder in Deutschland haben eine geistige oder körperliche Beeinträchtigung, u.a. Seh- und Sprachbehinderungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Lernbehinderungen oder Mobilitätseinschränkungen bis hin zu Mehrfachbehinderungen. 2009 bis 2019 ist die Zahl der Eingliederungshilfen um 156 % gestiegen. Diesem Trend tritt die Bremische Evangelische Kirche (BEK) bereits im Kita-Alter entgegen. Aber die staatliche Unterstützung, so die Botschaft auf der heutigen Pressekonferenz zum neuen Kita-Jahr, ist völlig unzureichend.
In den Kitas der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) erhalten derzeit 520 Kinder heilpädagogische und therapeutische Frühförderung. Heilpädagoginnen, Physiotherapeuten, Ergo- und Sprachtherapeutinnen und Logopäden bilden das 90-köpfige Experten-Team des BEK-Frühförderzentrums, das Kindern und Familien ein Angebot aus einer Hand bietet.
230 Kinder mit Behinderung benötigen zudem eine ständige Begleitung, im Kita-Alltag, um gemeinsam mit den anderen Kindern spielen, essen und toben zu können. Für sie gibt es 240 Persönliche Assistenzkräfte.
Die Personalausstattung wird seit zehn Jahren nicht an die steigenden Fallzahlen angepasst.
Die Bremische Evangelische Kirche gestaltet seit Jahrzehnten aktiv die Entwicklungen in der Frühförderung mit. „Wir verfolgen das Ziel, allen Kindern ein gemeinsames Angebot zur Erziehung, Bildung und Betreuung in der Kindertagesbetreuung herzustellen. Doch die Personalausstattung wird seit zehn Jahren nicht an die steigenden Fallzahlen angepasst“, so der Leiter des Landesverbandes Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, Carsten Schlepper.
Eine Betreuung von Kindern mit Behinderung und speziellem Förderbedarf in einer Gruppe mit Regelausstattung mag in Einzelfällen
verantwortbar sein, aber nicht in dieser Dimension.
Doch die Ausstattung ist gedeckelt. Die Folge: Es gibt zu wenig spezialisierte Schwerpunktgruppen, in die überproportional viele Kinder mit Behinderung aufgenommen werden müssen (teilweise bis zu 7 Kinder mit Behinderung bei 20 Plätzen in der Gruppe). Doch auch das reicht nicht. Nur knapp 80% der Kinder mit Behinderung können überhaupt in Schwerpunktgruppen betreut werden, 20% nur in Regelgruppen, die eben keine spezifische Ausstattung haben. „Eine Betreuung von Kindern mit Behinderung und speziellem Förderbedarf in einer Gruppe mit Regelausstattung mag in Einzelfällen verantwortbar sein, aber nicht in dieser Dimension“, bilanziert Carsten Schlepper.
Die Bearbeitung von Anträgen und die Bewilligung von Förderung dauern häufig Monate.
Und er beschreibt noch ein weiteres Problem: „Bezüglich der Frühförderung und der persönlichen Hilfen erleben wir seit vielen Jahren auch eine Überforderung der Behörden“, so Schlepper. „Die Bearbeitung von Anträgen und die Bewilligung von Förderung dauern häufig Monate. In dieser Zeit sind die Kinder ohne Unterstützung in der Kita. Hinzu kommt: Die Kitas benötigen rechtzeitig Informationen, bevor sie Kinder mit Behinderung aufnehmen sollen, um den Personaleinsatz entsprechend planen und steuern zu können. Die Kommunikation der Behörde ist unzureichend.“
Diese Inklusion geht auf Kosten aller Kinder!
Diese unbefriedigende Lage führe zur Überforderung der Kinder selbst und der Fachkräfte. „Bei uns sind alle Kinder willkommen. Seit rund 40 Jahren lautet unser Motto: Es gibt keine zweite Garnitur Gottes! Doch der Anspruch auf eine kindgemäße Förderung wird nicht eingelöst. Beeinträchtigte Kinder bekommen immer weniger Startchancen. Diese Inklusion geht auf Kosten aller Kinder!“