Freitag, 12. März 2021

Friedensbeauftragter erinnert: 10 Jahre Tod und Leid in Syrien

Am Montag, den 15. März jährt sich zum 10. Mal der Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien. Seit zehn Jahren müssen die Menschen, insbesondere die Kinder, andauernde Gewalt, Angst und Tod erleiden. Krieg und Terror, Bomben und zerstörte Häuser, Hunger, Kälte und Trauer in den Familien sind die traumatischen Bedingungen, unter denen die Kinder in Syrien aufwachsen müssen.

Mehr als 600.000 Tote und Millionen Verletzte hat dieser blutige Krieg bislang gefordert. Die Städte liegen in Trümmern. Vor allem in Nordsyrien leben die Menschen bei klirrender Kälte in Zelten. Mit rund 22 Millionen geflüchteten Menschen ist dieser Bürgerkrieg die größte Vertreibungsaktion seit dem Zweiten Weltkrieg und destabilisiert die ganze Region.

"Wir schließen uns den Appellen zahlreicher Hilfsorganisationen, u.a. der Diakonie Deutschland, an“, so der Friedensbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), Pastor Jasper von Legat. „Syrien darf nicht länger der Spielball unterschiedlicher global-strategischer Interessen sein. Bislang sind keine ernsthaften Bestrebungen nach Frieden erkennbar, doch das Land braucht endlich einen international abgesicherten Frieden. Dazu muss die Bundesregierung einen wesentlichen Beitrag leisten. Nur so kann der Wiederaufbau gelingen.“ Das bedeute aber auch, so von Legat, dass die Kriegsverbrechen aufgearbeitet und demokratische Strukturen geschaffen werden müssten.

„Diese Gemengelage von Zerstörung, Vertreibung und anhaltender Wirtschaftskrise wird durch die Corona-Pandemie noch weiter verschärft. Die deutsche Außenpolitik sollte sich nicht auf diplomatische Appelle beschränken, sondern sich aktiv für Syrien einsetzen.“ Das bedeute eine klare Haltung gegenüber dem Regime, das die Menschenrechte mit Füßen tritt. „Als Kirche lehnen wir Waffenlieferungen in die Region ab und fordern die konsequente Aufnahme von Geflüchteten. Da das syrische Bildungssystem zerstört ist, sollte den Kindern Geflüchteter hier in Deutschland ein Bildungsangebot gemacht werden. Und vor Ort gilt es, zivile Friedens- und Hilfsorganisation zu unterstützen, um den Menschen Zukunftsperspektiven zu eröffnen.“ Nur eine konkrete politische Lösung könne Frieden und Sicherheit schaffen und den geflüchteten Menschen eine Rückkehr in ihre Heimat ermöglichen, so der BEK-Friedensbeauftragte.

„Als Kirchen sind wir auch international im Kontakt und wissen um die Not der Menschen in Syrien. In der Bremischen Evangelischen Kirche sind die Menschen aus Syrien stets willkommen. Unser Einfluss ist allerdings begrenzt. Wir bieten Raum für syrisch-orthodoxe Gemeinden mit zahlreichen Mitgliedern. Es gibt Treffen, Sprachcafés, Schulungsprojekte oder Kochgruppen. Die Integrationsarbeit in Gruppen ist zwar pandemiebedingt momentan kaum möglich, läuft aber über individuelle Kontakte weiter.“

Umso erschreckender sei es, so von Legat weiter, dass die internationale Geberkonferenz nur ein knappes Drittel der benötigten Mittel aufgebracht habe, die nötig wären, um in Syrien wirksame Hilfe gegen Hunger und Kälte zu leisten. „Die Corona-Pandemie darf nicht dazu führen, dass wir Fluglinien mit Millionen vor dem Konkurs retten und die Menschen in Not im In- und Ausland aus dem Blick verlieren. Wir appellieren an alle Bremerinnen und Bremer, denen es möglich ist, zum 10. Jahrestag dieser Tragödie an die Hilfswerke zu spenden.“

Am Sonntag den 21. März um 11 Uhr findet in der Friedenskirche (Humboldtstraße 175) ein Gedenk-Gottesdienst zum Bürgerkrieg in Syrien mit Pastor Jasper von Legat statt. Wer an diesem Gottesdienst teilnehmen möchte, wird pandemiebedingt um Anmeldung im Gemeindebüro gebeten.

Kontakt:
Pastor Jasper von Legat
Pastor Andreas Hamburg
friedensbeauftragung[at]kirche-bremen.de