Donnerstag, 04. August 2022

Friedensbeauftragter gedenkt Hiroshima und Nagasaki: Atomkrieg bleibt Atomkrieg

Am 6. August 1945 fiel die erste Atombombe auf Hiroshima. Hier ein Statement des Friedensbeauftragten der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Jasper von Legat, zum Gedenktag und zur aktuellen Debatte um nukleare Abschreckung:

Am frühen Morgen des 6. August 1945 explodierte die erste Atombombe über Japans Industriestadt Hiroshima. Innerhalb einer Sekunde vernichtete sie 80 Prozent der Innenstadt und entzündete im Umkreis von elf Quadratkilometern einen Feuersturm.100.000 Menschen starben sofort, weitere 130.000 später an den Folgen von Druck, Hitze und nuklearer Strahlung. „Little boy“ hieß die vier Tonnen schwere Höllenmaschine, am 9. August dann gefolgt von „Fat man“, die mit einer fast doppelten Sprengkraft die Hafenstadt Nagasaki dem Erdboden gleich machte.

Was für zynisch harmlose Namen für eine so bedeutende Wende in der Kriegführung! Hatte schon die Bombardierung und Zerstörung europäischer Großstädte rücksichtslos das Leben von Zivilisten, von Männern, Frauen und Kindern, gekostet, so war jetzt klar: Eine Stadt, ein Leben - angesichts strategischer und politischer Erwägungen zählt das absolut nichts mehr.

Seither herrscht der Schrecken vor den todbringenden atomaren Waffen, die heutzutage zahlreicher, größer und zerstörerischer sind denn je. Von neun Staaten ist bekannt, dass sie über Atomwaffen verfügen. Gleichzeitig sprechen alle internationalen Verträge seit Ende der 1960er Jahre für die Abrüstung. Die Anti-Atomkraft- und die Friedensbewegung warnen seither davor, sich an den Gedanken eines möglichen Einsatzes von Atomwaffen zu gewöhnen. Der internationale Gerichtshof hat 1996 Atomwaffen als völkerrechtswidrig erklärt. In der Ukraine waren im Jahr 1991 insgesamt etwa 5.000 Atomwaffen vorhanden. 1994 erhielt sie im Budapester Memorandum die Zusage der staatlichen Unabhängigkeit und verzichtet für dieses Versprechen seit 1996 auf alle Atomwaffen. An den ehemaligen Stützpunkten wurden symbolisch Sonnenblumen als Friedenszeichen gepflanzt.

Und heute? Wir erleben, wie erneut mit Atomwaffen gedroht wird, als hätte es die Verwüstung von Hiroshima und Nagasaki nie gegeben. Die Nationen bilden Blöcke, stehen sich bis an die Zähne bewaffnet gegenüber und investieren viele Milliarden Euro in die nukleare Abschreckung. Putin warnt vor einem Atomkrieg und droht gleichzeitig damit. Iran meldet eine einsatzfähige Bombe, Nordkorea testet andauernd Raketen und China umzingelt Taiwan.

Natürlich hat ein Land das Recht sich gegen einen Angriffskrieg zu verteidigen, aber diese Spirale der nuklearen Gewaltandrohung muss unterbrochen und ein ganz anderer Weg eingeschlagen werden, der den Verzicht auf atomare Abschreckung anstrebt. Ich bin der Ansicht, dass durch den Gedanken an den Einsatz von Atomwaffen, dieser auch Realität werden kann. Besonders gefährlich ist die Rede von der begrenzten Schlagkraft taktischer Nuklearwaffen, die den Eindruck erweckt, dieser Einsatz sei beherrschbar. Doch die nuklearen Folgeschläge bleiben dabei unerwähnt. Eine Waffe, die unser aller Lebensgrundlagen zerstört, geht vollkommen gegen meine Vorstellung, dass unsere Schöpfung bewahrt werden sollte.

Es ist vollkommen gleichgültig, wer anfängt und wer zurückschlägt. Und auch wenn wir die Bomben wieder als „taktische“ oder „strategische“ Waffen schönreden und verharmlosen wie einst „Little boy“ und „Fat man“ - Atomkrieg bleibt Atomkrieg, und die Erde ist dann zerstört. Wir dürfen in dem ganzen Rufen und Schreien nach Aufrüstung und Abschreckung das Wort der Nächsten- und Feindesliebe nicht überhören.

Kontakt

Jasper von Legat

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