10. Dezember 2024
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Nazi-Deutschland mehr als 1400 Synagogen und jüdische Bethäuser in Brand gesteckt, etwa 30.000 Menschen in Konzentrationslager verschleppt und 400 ermordet.
Auch die Bremer Hauptsynagoge in der Kolpingstraße und die Aumunder Synagoge in der Kirchenstraße wurden zerstört. Noch in der Nacht ermordeten SA-Gruppen in der Bremer Neustadt die Fahrradhändlerin Selma Swinitzki und den Kaufmann Heinrich Rosenblum und in Bremen-Nord das Arztehepaar Adolph und Martha Goldberg und den Monteur Leopold Sinasohn. In Bremerhaven setzte eine SA-Horde die Synagoge in der Schulstraße in Brand. Geschäfte und Privatwohnungen wurden zerstört. In der Seestadt wurden Kurt Davidsohn, Dagobert Kahn, Henry Liepmann und einige andere blutig geschlagen und kamen in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Dagobert Kahn wurde später in Auschwitz ermordet.
Zum Gedenken an die Opfer der November-Pogrome vor 85 Jahren gibt es in der Bremischen Evangelischen Kirche Veranstaltungen, u.a. an den Orten des Erinnerns, sowie ein Rundgang der Kulturkirche St. Stephani zu den Stolpersteinen im Stephani-Quartier.
Die Kirchengemeinde Alt-Aumund erinnert in einer Veranstaltung gemeinsam mit der Friedensschule Bremen Nord und dem Ortsbeirat Vegesack an die Zerstörung der Aumunder Synagoge und die Geschichte von Opfern und Tätern. Sie beginnt am Donnerstag, den 9. November ab 17 Uhr mit der Szenischen Lesung Tat ohne Täter mit Auszügen aus den Prozessakten vom März 1949 und Mai 1950. Ab 18.30 Uhr folgt ein Gedenken am Jacob-Wolff-Platz.
Im Anschluss an eine Blumenniederlegung am Stolperstein im Breitenbachhof Nr. 6 und eine Mahnwache an der Gedenkstele vor dem ehemaligen jüdischen Altersheim an der Gröpelinger Heerstraße 167 geht es ab 19 Uhr in einer Veranstaltung im Torhaus Nord um Erinnerung an die Reichspogromnacht und Gedenken heute. Im Gespräch zwischen Mircea Ionescu, dem Vorsitzenden der jüdischen Menorah Gemeinde Bremen/Bremerhaven und Pastorin Nina Kleinsorge von derGemeinde Gröpelingen und Oslebshausen wird der Frage nachgegangen, wie ein angemessenes Gedenken an die Shoah aus jüdischer Sicht heute gelingen kann.
Das forum Kirche zeigt auch in diesem Jahr die Installation BEFEHLENGEHORCHENTÖTEN. Hier, in der Hollerallee 75, befand sich das Stabsbüro des Bremer Bürgermeisters und SA-Führers Heinrich Böhmcker. Er hatte am Abend des 9. November 1938 in München an einem Treffen mit Hitler, Goebbels und anderen Nazigrößen teilgenommen. Dort wurde der Anstoß zur deutschlandweiten Terroraktion gegen Juden gegeben, und Böhmcker gab den Befehl, dass Geschäfte jüdischer Inhaber zerstört und Synagogen in Brand gesteckt werden sollten. Die Installation BEFEHLENGEHORCHENTÖTEN des Bremer Künstlers Matthias Duderstadt macht deutlich, wie an diesem Ort die tödliche Befehlskette in Gang gesetzt und im nordeutschen Raum verbreitet wurde.
Die Bremische Evangelische Kirche bekennt sich zur Erinnerungskultur in Deutschland. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse und antisemitischer Ausschreitungen betont sie die Notwendigkeit, auch zukünftig für ein friedliches Miteinander und ein gesichertes Existenzrecht Israels einzutreten.
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