Montag, 01. Dezember 2025

"Wir sind in schwierigen Zeiten trotzdem da und haben eine gute Botschaft": Jahresempfang der Bremischen Evangelischen Kirche

Die Stadtkirche Unser Lieben Frauen war bis auf den letzten Platz gefüllt, als die Bremische Evangelische Kirche zu ihrem traditionellen Jahresempfang am Montag nach dem 1. Advent einlud. Der Empfang stand unter dem Motto "Siehe, ich mache alles neu." (Jahreslosung für 2026). Deshalb standen inhaltlich Neuanfänge in Kirche und Gesellschaft im Mittelpunkt des Abends. Erstmals begrüßte die in diesem Jahr gewählte Präses Maria Esfandiari gemeinsam mit ihren Vizes Dr. Martin Franzius und Oliver Gampper die Gäste.

Kirchenpräsident Pastor Dr. Bernd Kuschnerus legte gemeinsam mit seiner Stellvertreterin, Pastorin Ulrike Bänsch die Jahreslosung aus:

Unsere Gemeinden und Einrichtungen in Kirche und Diakonie schaffen Lebensnetze in unseren Stadtteilen, machen Bildungs- und Beratungsangebote, bieten Seelsorge, Hilfe zu Selbsthilfe und engagieren sich für die Schwächsten. Wir müssen nicht perfekt sein. Nicht wir selbst machen die Welt neu, sondern Gott. Genau darin liegt der Segen. Ich empfinde es als Entlastung und Ansporn, dass wir nicht übermenschlich sein müssen, sondern menschlich miteinander umgehen können. 

 

Bürgermeister Björn Fecker, Senator für Finanzen, nahm das Bibelwort “Siehe ich mache alles neu” in seinem Grußwort auf: 

"Es beschreibt mit wenigen Worten Hoffnung, Mut und Erneuerung – und lädt uns dazu ein, Veränderungen nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv mitzugestalten."

 

Fecker erinnerte an die gegenwärtig zahlreichen geopolitischen Spannungen, Kriege, die Klimakrise, wirtschaftliche Unsicherheiten und den gesellschaftlicher Rechtsdruck, der die Gesellschaft insgesamt vor enorme Herausforderungen stelle. “Viele Menschen verspüren Verunsicherung, Angst – und ja, auch Hass. Polarisierung, Hetze in sozialen Medien oder das Gefühl, dass die Welt immer komplexer und unübersichtlicher wird, führen dazu, dass demokratische Werte massiv unter Druck geraten.” Der Ton werde rauer, Entsolidarisierung nehme teilweise zu und der Zynismus gegenüber Institutionen wachse, stellt der Bürgermeister fest.

In dieser Zeit ist es ganz entscheidend, dass wir nicht resignieren, sondern Verantwortung übernehmen. Vertrauen und Zusammenhalt müssen gestärkt werden. Und das schaffen wir, indem wir uns stetig vor Augen führen, dass Solidarität, Menschlichkeit und demokratische Werte nicht selbstverständlich sind.
Wir müssen sie aktiv leben und entschlossen verteidigen.

Die Kirche bleibe eine wichtige Gesprächspartnerin, gerade wenn andere Gesprächsräume enger würden und sich in Narrativen verlören, stellte Björn Fecker fest. 

In einer Zeit, in der das ICH bei vielen über dem WIR steht, in der Menschen nach Antworten oder einfach nur nach einem Halt suchen, sind Kirchen und alle Glaubenseinrichtungen ein wichtiger Ort der Gemeinschaft und der Begegnung.

 

Dabei leiste die Bremische Evangelische Kirche einen herausragenden Beitrag, für den Björn Fecker den zahlreich anwesenden haupt- und ehrenamtlich Aktiven in der BEK ausdrücklich dankte.

In einer Interviewsequenz beim Jahresempfang mit zwei jungen Theolog:innen wurde deutlich, wie wichtig der Beitrag der BEK für die Stadtgesellschaft ist:

“Wir sind in schwierigen Zeiten trotzdem da und haben eine gute Botschaft. Bei all dem Leid in der Welt und vor der eigenen Haustür tut es mir gut, meine Sorgen, Ängste und den Weltschmerz Gott entgegenzuwerfen. Gott hilft mir beim Aushalten, hört zu, tröstet mich und schenkt mir Zuversicht”

sagte Pastorin Elisabeth Hohmann (30) aus der Gemeinde Gröpelingen-Oslebshausen. Die größte Herausforderung sei es, im aktuellen Struktur- und Kulturwandel die gute Laune zu bewahren. “In vielen, vielen Momenten, sind wir da, wo es sonst niemand mehr ist. Und das ist es, was mich motiviert.”

Ihr Kollege Tim Zuber (30), tätig als Schulseelsorger am Nebelthau-Gymnasium und für die Kasualagentur WeserSegen, der aus Nürnberg stammt, bestimmt vor allem  ein Eindruck sein Bild der Kirche in Bremen:

“Mir ist aufgefallen, wie stark die Kirche in Bremen präsent ist – die BEK ist überaus aktiv in Kultur, macht eine sehr ausdifferenzierte Sozialarbeit und kümmert sich intensiv um religiöse und gesellschaftliche Bildung. An vielen kirchlichen Orten werden aktuelle Fragen aus religiöser Perspektive verhandelt. So werden Menschen sprachfähig und mündig, über gesellschaftlich Relevantes zu reflektieren und in den Dialog mit anderen Standpunkten zu gehen. Angesichts der gegenwärtigen gesellschaftlichen Polarisierung ist das eine sehr wichtige Aufgabe, die wir übernehmen.”