10. Dezember 2024
Dienstag, 13. Juni 2023
Am Dienstag, den 20. Juni ist Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen. Noch nie waren so viele Menschen zur Flucht gezwungen wie heute. Es sind rund 100 Millionen Schicksale. Die Menschen fliehen vor Kriegen und Terror, vor Dürre oder Überschwemmungen, vor Armut und Unterdrückung. Die meisten von ihnen leben in anderen Teilen der Welt. Doch viele suchen auch in Europa eine sichere Zuflucht, das gerade darüber diskutiert, wie die Zuwanderung eingedämmt und reguliert werden kann.
“Jeder Mensch hat einen Namen” - Unter diesem Motto ruft das zivile Seenot-Rettungsbündnis United4Rescue zum Weltflüchtlingstag 2023 dazu auf, bundesweit der Opfer des anhaltenden Sterbens auf dem Mittelmeer zu gedenken und für die Menschen Fürbitte zu halten.
Als Christinnen und Christen macht uns das tausendfache
Sterben auf dem Mittelmeer sprachlos.
Mit ihrer Unterstützung der vier Bündnisschiffe zeigen die 900 Mitglieds-Organisationen, darunter die evangelische Kirche und zahlreiche christliche Verbände, seit 2019 Flagge für Solidarität und Nächstenliebe. Mit den Schiffen werden regelmäßig Bootsflüchtlinge aus Seenot gerettet.
“Als Christinnen und Christen macht uns das tausendfache Sterben auf dem Mittelmeer sprachlos.” sagt Pastor Thies Gundlach, Vorstandsmitglied von United4Rescue. “Wir beklagen ja nicht die Toten einer Naturkatastrophe, sondern die Opfer einer verfehlten Politik, die immer weiter auf Abschreckung und Abschottung setzt.”
Mehr als 1000 Menschen sind laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) allein im 1. Quartal 2023 auf der Flucht ertrunken. Seit 2014 sind über 20.000 Menschen im Mittelmeer gestorben. Tendenz steigend: Nahezu täglich kommt es zu neuen Toten bei Bootsunglücken oder durch unterlassene Hilfeleistung. Seit 2014 sind mehr als 20.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Damit ist die europäische Außengrenze die tödlichste Grenze der Welt. Hinter den Opferzahlen stünden immer individuelle Schicksale, so Gundlach: “Flüchtlinge sind Menschen, keine Zahlen. Und jeder Mensch hat einen Namen, eine Geschichte. Alle Menschen, die auf der Flucht sterben, haben Eltern, Verwandte, Freundinnen und Freunde."
Wir zerstören durch unsere Art zu leben und zu wirtschaften
die Lebensgrundlagen der Menschen im Süden.
Das wird die Fluchtbewegungen verstärken.
Pastor Bernd Kuschnerus, Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, betont, dass die wirtschaftlich starken und reichen Nationen die Hauptverursacher des Klimawandels seien. "Der Klimawandel trifft jedoch die Menschen im globalen Süden am härtesten. Ich habe kürzlich Ghana und Togo besucht und bin überzeugt, dass wir durch unsere Art zu leben und zu wirtschaften die Lebensgrundlagen der Menschen im Süden zerstören. Das wird die Fluchtbewegungen verstärken."
Es sind nicht die Staaten der EU, die die meisten
Schutzsuchenden weltweit aufnehmen,
sondern Länder des globalen Südens.
Derzeit diskutieren die EU-Mitgliedsstaaten eine Reform zum europäischen Flüchtlingsrecht. Diakonie Deutschland und Brot für die Welt, die seit langem für den Flüchtlingsschutz eintreten, fordern, das Asylrecht in der Europäischen Union nicht auszuhöhlen und damit faire Asylverfahren zukünftig unmöglich zu machen. Sie befürchten massive Zurückweisungen von Schutzsuchenden an den EU-Außengrenzen und Inhaftierung selbst von Minderjährigen.
Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt, fordert, Asylsuchender nicht wie Kriminelle zu behandeln. "Es sind nicht die Staaten der EU, die die meisten Schutzsuchenden weltweit aufnehmen, sondern Länder des globalen Südens. Die Reform ist nicht nur ein menschenrechtlicher Skandal, sondern auch gegenüber diesen Ländern ein fatales Signal: Warum sollten diese noch Schutz gewähren, wenn die Europäische Union, die ihnen gegenüber immer wieder auf die Einhaltung der Menschenrechte pocht, die Rechte von Geflüchteten selbst immer weiter einschränkt?"
Das Bündnis United4Rescue ruft zum Weltflüchtlingstag 2023 dazu auf, in den Kirchen für die Geflüchteten zu beten und stellt dafür einen Text für ein Fürbitt-Gebet zur Verfügung
In der Broschüre Jeder Mensch hat einen Namen erzählt United4Rescue zwanzig Geschichten von Menschen, die ihr Leben an den EU-Außengrenzen verloren haben. Diese Geschichten erinnern, wer diese Menschen waren, welche Hoffnungen und Lebensziele sie hatten, was sie durchleiden mussten. Ihre Geschichten verdeutlichen, wie dringend es ein Umdenken in der Flüchtlings- und Einwanderungspolitik braucht. Nur so werden weitere Tote an Europas Grenzen verhindert.