10. Dezember 2024
Sonntag, 03. September 2023
In der Ostkrypta des Bremer St. Petri Dom steht ab sofort eine neue historische Orgel von Pasquale Palmieri. Das 1810 erbaute Instrument aus der berühmten neapolitanischen Werkstatt bringt neue, spannende Töne in die Stadt. Mit einem Festkonzert am Donnerstag, den 7. September stellen Domorganist Stephan Leuthold und weitere Organisten die Palmieri-Orgel der Öffentlichkeit vor.
Durch eine großzügige Spende konnte der St. Petri Dom dieses bedeutende Instrument erwerben, das sich zuvor in Privatbesitz befand und in der Kirche St. Anastasia in Verona aufgestellt war.
Charakteristisch für die italienische Orgel ist ein ausgeprägt vokaler Klang der Einzelfarben und ein mild glänzendes Plenum. Das Instrument ist einschließlich des Pfeifenwerks nahezu vollständig in seinem historischen Bestand erhalten und von Giorgio Carrara (Rumo/Trentino) behutsam restauriert worden. Sie hat sieben Register, also Reihen von Pfeifen jeweils gleicher Bauart und Klangfarbe, die als Einheit ein- oder ausgeschaltet werden und miteinander kombiniert werden können. So entstehen vielfältige charakteristische Varianten an Klangfarben.
Besonders klangschön ist das Nachtigallregister der Palmieri-Orgel, mit fünf umgedrehten Orgelpfeifen, die innerhalb des Instruments in einem Wassergefäß stehen. Es erzeugt einen flirrenden Klang wie ein Vogelgezwitscher. Derartige Effekte, wie z.B. auch der im Orgelbau bekanntere Zimbelstern, werden nur zu besonderen Anlässen oder in bestimmten Werken eingesetzt. "Mit der Palmieri-Orgel habe ich die Möglichkeit", so Domorganist Stephan Leuthold, "die großartige Musik der italienischen und süddeutschen Orgelmeister des 16. bis 18. Jahrhunderts darzustellen, die auf genau diesen Orgelklängen beruht und von der ganz Europa, nicht zuletzt auch Johann Sebastian Bach, so fasziniert war.“
Die Palmieri-Orgel habe einen ganz eigenen, nicht alltäglichen Klang, u.a. auch durch eine „Cornamusa“, so Leuthold weiter. "Das ist das italienische Wort für Dudelsack. Wie bei diesem erzeugt die Orgel hier einen durchgehenden, durchaus kernigen tiefen Ton, der während des gesamten Stückes klingt. Diesen Effekt machen sich vor allem die italienischen Pastoralen zunutze, die genau so komponiert sind.“
Am Donnerstag, den 7. September um 19 Uhr wird die Orgel in einem Festkonzert eingeweiht, es musizieren der bisherige Eigentümer Ciricino Micheletto aus Verona sowie Stephan Leuthold, Tobias Gravenhorst, Wolfgang Baumgratz sowie das Blockflötenquartett am St. Petri Dom. Zu hören sind Werke italienischer Barockkomponisten, u.a. von Giovanni Gabrieli, Domenico Zipoli, Girolamo Frescobaldi und Bernardo Pasquini sowie Stücke von Johann Caspar von Kerll, Johann Sebastian Bach und anderen. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss an das Konzert haben interessierte Konzertgäste die Möglichkeit, sich gemeinsam mit Stephan Leuthold das Instrument, z.B. auch das Nachtigallregister, aus der Nähe anzusehen.
Italien ist eine Wiege des Orgelbaus und hat viele Meisterwerke hervorgebracht. Über den Orgelbauer Pasquale Palmieri ist wenig mehr bekannt, als dass er in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Neapel gewirkt hat. Lediglich fünf von ihm erbaute Orgeln sind heute nachweislich bekannt, seine Werkliste dürfte allerdings deutlich größer sein. Außer der Orgel im St. Petri Dom haben sich in Neapel und Mailand nur noch zwei weitere Instrumente von Palmieri bis heute erhalten. "Ich bin begeistert. Die Palmieri ergänzt das Ensemble der insgesamt fünf Domorgeln ganz wunderbar. Der Bremer St. Petri Dom trägt jetzt dazu bei, diesen Schatz der italienischen Orgelbaukunst und die Klangvielfalt dieser Orgelmusik zu erleben und zu erhalten", schwärmt Leuthold. Der Prospekt, also die äußerlich sichtbare Seite der Orgel, korrespondiert in der Ostkrypta des Bremer Domes optisch ganz harmonisch mit den Bögen des frühmittelalterlichen Raumes.