29. Oktober 2024
22. Oktober 2024
21. Oktober 2024
Dienstag, 29. Oktober 2024
Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer und der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), Pastor Bernd Kuschnerus und Roland Speidel, Vorstand der Stiftung "Solidarität Ukraine", waren gemeinsam mit einer Delegation am Wochenende in Bremens Partnerstadt Odessa. Vor Ort besuchten Sie Bremer Spendenprojekte und Orte des Gedenkens an die Opfer des Angriffskrieges und führten Gespräche mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft.
Die Stiftung Solidarität Ukraine, die Stadt Bremen und die Bremische Evangelische Kirche (BEK) arbeiten partnerschaftlich in der Ukrainehilfe zusammen.
Zurück in Bremen zog BEK-Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus eine erste Bilanz der Reise: “Was wir hier in Odessa gehört haben, war: Seht, wie die Menschen hier versuchen, ihr Leben aufrecht zu halten, ihre Kultur, ihr Miteinander, ihre Würde, trotz dieser schrecklichen ständigen Bedrohung.”
Die Visite in Bremens Partnerstadt Odessa führte die kleine Delegation zunächst auf einen Friedhof, auf dem Präsidentin Antje Grotheer und Pastor Bernd Kuschnerus der bei der Verteidigung des Landes gefallenen Soldaten gedachten.
Nächste Station war das städtischen Kinderkrankenhaus, das ein aus Bremer Spendengeldern finanziertes Beatmungsgerät für die Aufrechterhaltung der Versorgung auf der Neugeborenen-Intensivstation erhalten hatte. Bereits direkt nach der Installation wurde hiermit das Leben eines Neugeborenen gerettet.
Mit großem Einsatz versucht das medizinische Personal, jedes einzelne Kind zu retten. Deshalb ist die Hilfe aus Bremen auch weiterhin so wichtig.
In den ukrainischen Krankenhäusern herrscht ein großer Mangel an Medikamenten und medizinischen Produkten. Hinzu kommt eine Schwächung der Versorgung, weil Kinder- und Geburtskliniken sowie Rettungskräfte oft Angriffsziele sind. Der Besuch in der Kinderklinik hat Bernd Kuschnerus besonders beeindruckt: “Seit Beginn des russischen Angriffskrieges ist hier eine signifikante Steigerung der Zahl der Früh- und Totgeburten zu verzeichnen. Die Kinder, so heißt es hier ganz entschlossen, sind die Zukunft des Landes. Mit großem Einsatz versucht das medizinische Personal, jedes einzelne Kind zu retten. Deshalb ist die Hilfe aus Bremen auch weiterhin so wichtig.”
Im anschließenden Gottesdienst in der Kathedrale St. Paul predigte Pastor Bernd Kuschnerus. Er hob hervor, wie wichtig in- und außerhalb der Ukraine die Solidarität und der Zusammenhalt angesichts Bedrohung und Angst sei. “Der Wunsch nach Freiheit", so führte er aus, "nach einem Leben ohne Angst und Gewalt und einem gerechten Frieden gehören zu unserer gemeinsamen Hoffnung.” Er dankte allen Helferinnen und Helfern für ihren Mut und die Hoffnung, die sie täglich schenken.
Ferner auf dem Besuchsprogramm: Ein Reha-Zentrum für Mütter und Kinder von Frontsoldaten und für diejenigen, die die Besatzung und den schweren Beschuss überlebt haben. Das Programm zur Bewältigung der Traumata umfasst ganzheitlich sowohl Therapie für die Familien als auch Behandlung für die physische Verfassung der Betroffenen.
Bei einem Treffen mit dem Gouverneur der Regionalverwaltung von Odessa, Oleh Kiper, informierte sich die Delegation über die Auswirkungen der Zerstörungen der Hafeninfrastruktur und der Blockade der Exporte und vereinbarte eine weitere Stärkung der Zusammenarbeit.
Die Ukrainerinnen und Ukrainer leisten Widerstand gegen den Terror, der hier herrscht, und wollen sich davon nicht beherrschen lassen.
Pastor Bernd Kuschnerus zeigte sich beeindruckt vom Mut der Bevölkerung. “Hier in der Hafenstadt ist die Bedrohung besonders spürbar. Doch die Ukrainerinnen und Ukrainer leisten Widerstand gegen den Terror, der hier herrscht, und wollen sich davon nicht beherrschen lassen.”
Zum Abschluss der Visite machten sich die Bürgerschaftspräsidentin und die Kirchenvertreter ein Bild von konkreter Hilfe aus Bremen für die Landgemeinde Petrodolynske, ein Dorf mit 3.000 Einwohnern. Hier wird Wohnraum und Unterstützung für Binnengeflüchtete organisiert. Bei einem Termin in der evangelisch-lutherischen Gemeinde ging es um materielle Hilfe und die seelsorgerlichen Herausforderungen aufgrund des russischen Angriffskrieges. “Hier haben wir gesehen”, so der Appell von Kuschnerus, "wie dringend etwas für die medizinische Versorgung der vielen Binnenflüchtlinge, aber auch für die Einheimischen getan werden muss. Wir wollen von Bremen aus helfen, die mangelhafte Ausstattung und den baulichen Zustand der Arztbaracke zu verbessern."
Aufgrund der Kontakte von BEK-Pastor Andreas Hamburg, der aus der Ukraine stammt, konnte die Hilfe gleich nach Beginn des Angriffskrieges anlaufen. Bis heute haben 110 LKW insgesamt 3.300 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine befördert. Hinzu kamen 15 Fahrzeuge, u.a. zwei Reisebusse für den Transport leicht Verletzter von der Front zur Versorgung sowie zwei Krankenwagen.
Unter den Gütern waren ganze Einrichtungen für Kitas, Krankenhäuser und Altenheime, Ausstattung von Zahnarztpraxen, Röntgen- und Ultraschallgeräte, Intensivbetten, Rollstühle und Rollatoren. Auch Generatoren zur Stromerzeugung, Heizungen und Feldküchen wurden dank der großen Unterstützung durch das Unternehmen Buhlmann in die Ukraine transportiert. Die Hilfe beläuft sich monetär auf rund 3 Mio Euro.
Die Geld- und Sachspenden der Bremerinnen und Bremer, der Stadt oder der Kirche werden hier in Bremen gesammelt und von hier aus funktioniert die Logistik. In der Ukraine gibt es inzwischen die NGO „Bremen Ukrain Help“ vor Ort und ein großes von Buhlmann finanziertes Verteilzentrum. Bei der Ukrainehilfe aus Bremen ziehen alle solidarisch an einem Strang.