Sonntag, 12. November 2023

Stille Tage im November: Meditation und Gedenken

Die stillen Tage im November, vor Beginn der Adventszeit, stehen im Zeichen von Einkehr und Erinnerung. In der Bremischen Evangelischen Kirche gibt es aus diesem Anlass zahlreiche Gottesdienste, Andachten und Konzerte. Mit dem Gedenken an die Verstorbenen des vergangenen Jahres endet am Totensonntag – auch Ewigkeitssonntag genannt – das Kirchenjahr.

"Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ lautete der Appell der Gründungsversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 in Amsterdam. Doch bald 650 Tage dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine an. Und seit dem 7. Oktober herrschen Terror und Krieg in Israel. Zum Volkstrauertag, am Sonntag, dem 19. November, gibt es in Bremer Kirchengemeinden Gottesdienste und Friedensgebete zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Verfolgung.

Vom 11. bis 22. November ist in der Kirche Unser Lieben Frauen die Ausstellung Frieden geht anders-aber wie? zu sehen. Sie zeigt zwölf internationale Beispiele, wie durch gewaltfreie, zivile Methoden Kriege und kriegerische Auseinandersetzungen verhindert bzw. auch beendet werden konnten. Sie eignet sich für Schulklassen,
Jugendgruppen und Erwachsene. Flankierend gibt es am Sonntag, den 19. November um 10.30 Uhr einen Gottesdienst unter dem Motto Denn der Frieden muss gewagt werden in der Kirche Unser Lieben Frauen.

Der Buß- und Bettag am Mittwoch, den 22. November ist zwar kein gesetzlicher Feiertag, wohl aber einer der evangelischen Kirche. Zahlreiche Kirchengemeinden laden ein zu Gottesdiensten und Andachten. Einen ökumenischen Rundfunkgottesdienst überträgt Bremen Zwei ab 10 Uhr live aus der Kirche Unser Lieben Frauen. Die Kanzelrede zum Thema: "Trotz-Dem" hält die Gleichstellungsbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche, Antonia Rumpf. Ansgar Müller-Nanninga an Orgel und Flügel und die Flötistin Elisabeth Champollion gestalten den Gottesdienst musikalisch.

Der St. Petri Dom lädt um 19.30 Uhr zur traditionellen Nacht der Lichter ein. Jugendliche aus den evangelischen und katholischen Innenstadtgemeinden haben die Nacht der Lichter vorbereitet: Sie lesen biblische Texte der Hoffnung und beten für den Frieden. Die Mädchenkantorei und ein Workshopchor begleiten die meditativen Gebetsgesänge. Dem Geist der Communität von Taizé entsprechend, führt die Nacht der Lichter Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Nationalitäten zusammen. Lieder und Texte sind in unterschiedlichen Sprachen. Viele hundert Kerzen erleuchten den Dom und laden zu Stille und Meditation ein.

Der Totensonntag - auch Ewigkeitssonntag genannt - am  26. November ist der Tag, an dem Christen in Gottesdiensten und Andachten der Verstorbenen gedenken.

In der Kulturkirche St. Stephani findet um 18 Uhr ein Kulturgottesdienst zum Totensonntag unter dem Titel "Zeige deine Wunde" statt. Das bezieht sich auf eine Installation des Künstlers Joseph Beuys aus dem Jahr 1976, die die Verletzlichkeit zum Thema hat. Alle Menschen sind darauf angewiesen, dass ihr Leben und Sterben in Würde gelingen kann! Liturgie und Texte tragen Pastorin Diemut Meyer und die Soziologin und Gesundheitswissenschaftlerin Prof. Dr. Annelie Keil vor. Tim Günther gestaltet den Gottesdienst musikalisch an Klavier und Orgel.

Hintergrund

Mit den stillen Feiertagen endet das Kirchenjahr. Der Volkstrauertag ist zwar kein kirchlicher Feiertag, sondern wurde 1952 zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft eingeführt. Als Friedenssonntag bekommt er heute in den Kirchen den Charakter des Gedenkens an aktuelle Kriegs- und Fluchtopfer und des Einsatzes für ein friedliches Zusammenleben. Der Buß- und Bettag war in früheren Jahrhunderten ein Tag der Buße und des Gebets angesichts von Notständen und Gefahren. Er ist ein Tag der Umkehr, der Neuorientierung und dient auch dem Nachdenken über gesellschaftliche Irrtümer wie Ausländerfeindlichkeit, Umweltzerstörung und soziale Ausgrenzung. Er findet jedes Jahr am Mittwoch nach dem Volkstrauertag statt. 1995 wurde der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen abgeschafft. Die evangelische Kirche bezeichnet die Abschaffung bis heute als Fehlentscheidung. Der Totensonntag - auch Ewigkeitssonntag genannt - geht als Alternative zum katholischen Allerseelentag auf die Reformationszeit zurück. Er steht im Zeichen des Gedenkens an die im Vorjahr Verstorbenen. Es geht darum, Abschied und Tod im Alltag zu bewältigen, den Toten ein ehrendes Andenken zu bewahren und der christlichen Hoffnung auf die Auferstehung Ausdruck zu verleihen.