Mittwoch, 12. Mai 2021

Was summt denn da? Kirst, imbi ist hucze!

Am 20. Mai ist Welt-Bienen-Tag. Bienen- und Insektenschutz wird in der Bremischen Evangelischen Kirche groß geschrieben. "Kirst, imbi ist hucze!" heißt es in einem Bienensegen aus dem 9. Jahrhundert am Ratzeburger Dom - "Christ, die Immen sind draussen!". Ein Blick hinter die Kulissen mit den Imkern Heiner Lenz und Wilhelm Haase-Bruns.

Auf dem Dach des St. Petri Domgemeindehauses sind wieder drei Bienenvölker zu Hause. Jeden Dienstagvormittag sieht Imker Heiner Lenz bei seinen Körben nach dem Rechten. Die Vorgängerinnen dieser Bienen sind der Varroa-Milbe zum Opfer gefallen, das soll möglichst nicht wieder geschehen.

Im Zuge der Aktion "Bremen blüht auf" hatte Heiner Lenz diesen ungewöhnlichen Standort ausgemacht, mitten in der Stadt. Wo finden die Bienen denn hier ihre Blüten? "Honigbienen haben im Gegensatz zu Wildbienen einen sehr großen Flugradius", erklärt der Imker. "Diese hier fliegen, wenn sie in der Nähe nichts finden, sicherlich vier bis fünf Kilometer weit, zu den Weserwiesen und zum Bürgerpark. Kurze Wege sind da vorne die Linden und die Akazien, an der Sögestraße ein paar Kastanien oder die ganzen Wallanlagen."

Ein- bis zweimal im Jahr "erntet" Heiner Lenz den Dom-Honig. 30 Kilo können da schon mal zusammenkommen. Auf dem Bibelgartenfest, das in diesem Sommer hoffentlich stattfinden kann, wird er dann verkauft.

In der Natur summt und brummt es vielfältig: Die graubraune Honigbiene mit dem hell geringelten Hinterleib ist das kleinste Haustier der Welt.  Sie ist sehr gesellig und lebt in mehrjährigen Staaten. Imkerinnen und Imker züchten und halten Honigbienen, um z.B. Obstplantagen zu bestäuben und Honig zu erzeugen.

Von den Wildbienen gibt es in Deutschland fast 600 Arten. Sie sehen ganz unterschiedlich aus und leben und nisten auf ganz eigene Weise. Manche von ihnen fliegen auch nur auf eine einzige Pflanze. Die meisten sind Einzelgängerinnen. Mehr als 50 % der deutschen Wildbienenarten sind gefährdet und stehen auf der Roten Liste, viele weitere Arten sind sehr selten und wahrscheinlich schon ausgestorben.

Hummeln erkennt man an ihrer pelzig-pummeligen Figur und ihrem deutlich vernehmbaren, gemütlichen Brummen. Sie bilden eine eigene Gattung innerhalb der Wildbienen. Die Hummelköniginnen gründen einjährige Staaten.

Eines haben alle Bienen gemeinsam: Auf der Suche nach Nektar und Pollen als Futter für ihre Brut bestäuben sie Blüten und schenken uns so die Früchte. Ohne Bienen wären wir aufgeschmissen. Das wollen wir am Weltbienen-Tag in Erinnerung rufen.

Um Lebensräume für Insekten in der Stadt zu verbessern, gibt es viele Aktivitäten in der Bremischen Evangelischen Kirche. Sie ist Projektpartnerin beim BUND-Beratungs-Projekt „Lass brummen“. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit werden Kitas, Gemeinden und Einrichtungen zum Thema Insektenfreundlichkeit beraten. Viele Gemeinden sind mit dabei, legen Blumenwiesen an oder gestalten Rand- und Brachflächen mit geeigneten Pflanzen.

Welche Bepflanzung bienenfreundlich ist, weiß Imker Wilhelm Haase-Bruns. Er empfiehlt "Hecken mit Holunder, Sanddorn und Schlehen, überhaupt alle Rosengewächse sowie einheimische Obstbäume wie Apfel, Kirsche und Birne. Die leider immer noch so beliebten, pflegeleichten Thuja-Hecken haben in ökologischen Gärten eigentlich nichts verloren." Auch der heimische Garten lässt sich durchaus bienenfreundlich bepflanzen, "z.B. mit Freilandgurke, Zierkürbis, Prunkwinde oder Duftwicke. Und auf dem Balkon sind Löwenmäulchen und Vergissmeinnicht der Renner für die fleißigen Bienen."

Auch auf den 19 evangelischen Friedhöfen übernehmen wir Verantwortung für die Schöpfung und achten auf Insektenschutz. Sie werden ohne Pestizide und mit einheimischer Bepflanzung bewirtschaftet. Auf vielen von ihnen gibt es bienenfreundliche Areale, Totholzecken oder Insektenhotels, z.B. in St. Michael Grohn und Blumenthal reformiert. Dort steht seit sechs Jahren eine Insektenkirche, in der Wildbienen, Schmetterlinge und anderen Insekten leben. Auf dem Friedhof gibt es eine kleine Streuobstwiese und viele Wildkräuter, Stauden und blühende Sträucher, wo die Brummer reichlich Nahrung und Nistmöglichkeiten finden. Die Bienenstöcke werden von einem Blumenthaler Imker betreut; der Honig ist im Gemeindebüro erhältlich. Auch auf dem Friedhof von St. Johannis Arbergen bauen die Pfadfinder ein Insektenhotel in Form einer Kirche. Dazu kommen Felder mit Wildblumen und Stauden; eine bienenfreundliche Weißdornhecke umgibt das Blühfeld.

Im Garten des forum Kirche wurde eine Blumenwiese angelegt. In diesem Jahr sind Bienenstöcke dazu gekommen. Auch auf dem Gelände der Freizeitstätte Haus Meedland auf Langeoog wurden Blühsteifen und Insektenhotels installiert. Auf der Überseewiese neben der Überseekirche gibt es inzwischen 30 Hochbeete und insektenfreundliche Pflanzen. In der Bremer Neustadt und in St. Lukas Grolland sind für dieses Jahr eine naturnahe Gartengestaltung und weitere gärtnerische Projekte geplant. Auch St. Markus will den Garten jetzt umgestalten und Bienenvölker anschaffen.

Auch die diakonischen Einrichtung Friedehorst trägt mit Streuobstwiesen und den Gärten der Sinne zum Bienenschutz bei. Ebenso die Gemeinde Horn, die mit Streuobstflächen, Entsiegelung, Ökozone usw. außerordentlich aktiv auf dem Gebiet Ökologie ist.

Zum Schluss, als Gruß zum Weltbienen-Tag der Bienensegen aus dem 9. Jahrhundert:

Kirst, imbi ist hucze!
Nu fluic du rihn minaz hera
Fridu frone in Godes munt
Heim zi commone gisunt
Sizi, sizi, bina: inbot dir sancte maria Hurolob ni habe du nicht.

Christ, die Immen sind draussen!
Nun flieg du mein Tierchen, hier
Friedlich, fromm, in Gottes Hut,
heim zu kommen gesund
sitze, sitze Biene: Gebot dir Heilige Maria Urlaub hast du nicht.