Carsten Schlepper zur aktuellen Lage der Kitas

In der Zwickmühle

12. Februar 2021

15. Dezember 2021

Seit Wochen sind die Kitas im Ausnahmezustand. Eingeschränkter Regelbetrieb seit Dezember und jetzt wieder Notbetreuung wie im ersten Lockdown. Die letzten Wochen waren in unseren Kitas noch viele Kinder anwesend. Mit dem Auftreten erster Infektionen der Corona-Mutation in Bremen zog der Senat die Notbremse. Es geht um die drastische Reduzierung der Anzahl von Personen und Kontakten in den Kitas. Nur im Ausnahmefall dürfen Kinder in die Kita. Die Eingrenzung des Infektionsgeschehens und der Gesundheitsschutz haben Vorrang vor anderen Bedürfnissen.

Kinder und Familien bleiben auf der Strecke. Das ist uns im Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder bewusst. Kinder können im Moment gar nicht oder nur sehr eingeschränkt in ihre Kita kommen. Viele Wochen sehen sie nun schon ihre Freunde aus der Kindergartengruppe nicht oder nur sporadisch. In manchen Familien sind die Lebenslagen besonders herausfordernd. Kleine Wohnungen, wenig Platz für die einzelnen, wirtschaftliche Not aufgrund der Umstände; aber auch Homeoffice der Eltern und parallele Kinderbetreuung: Kinder sind die Leidtragenden, wenn Eltern und Geschwister verzweifelt und im Stress sind. Da ist die Kita der sichere Ort auf Zeit, um zu sich selbst zu kommen und kindgemäße Begegnungen und Spielsituationen vorzufinden.

Uns fehlen Alternativen und Lösungsansätze, die über den immer wiederkehrenden Beratungszyklus der Regierenden hinausgehen. Wir brauchen eine Perspektive, mit der wir über die nächsten Wochen und Monate hinaus planen können. Der Reaktionsstufenplan für die Kindertagesbetreuung in Bremen und das Ampelsystem zur Reaktion auf unmittelbare Infektionen in einzelnen Kitas bilden die Grundlage. Aber es braucht jetzt ein planvolles Vorgehen, das zwischen der Politik, den Trägern und den Elternvertretungen abgestimmt wird.

Der eingeschränkte Regelbetrieb, der in den letzten Wochen in Bremen möglich war, hat zu Formaten geführt, mit denen Kinder verlässlich und für die Familien planbar in den Kitas anwesend sein konnten. Mit Blick auf die Inzidenzwerte in Bremen sollte dieses für die Zeit bis Ostern erneut vereinbart werden. Darauf könnten sich Kitas, Kinder und Eltern einstellen.

Aufgrund der regelmäßigen verbindlichen Testungen für Mitarbeitende und freiwillige Testungen für Kinder ist eine Gefahrenabschätzung laufend möglich, um dann mit punktuellen Reduzierungen vor Ort angemessen zu reagieren.

Das Alltagsleben in Zeiten der Corona-Pandemie wird uns noch länger beschäftigen. Die Kindertagesbetreuung darauf einzustellen ist Teil der Normalität, um die es jetzt geht.

Dr. Carsten Schlepper ist Leiter des Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, Vorsitzender vom Kinderschutzbund Bremen und der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder.