
11. August 2022
Lebensereignis Trauerfeier
Trauernde erleben nach der Bestattung oft einen Rückzug ihrer Verwandten und Nachbarn. Während für viele der gewohnte Lebensalltag zurückkehrt, ist für Trauernde noch eine lange Zeit nichts mehr wie vorher. Oft wird die Trauer erst Monate nach der Bestattung am stärksten. Und das „Trauerjahr“ reicht oft nicht aus, um den Verlust zu bewältigen. Viele fühlen sich unsicher, wie dann über Trauer und Tod zu sprechen ist. Es hilft sich in die Situation des trauernden Menschen hineinzuversetzen. Dazu können sie sich daran erinnern, was ihnen in früheren Zeiten eigener Trauer wichtig war und gutgetan hat.
Jeder Mensch trauert auf seine ganz persönliche Weise. Art und Dauer der Trauer sind unterschiedlich. Sie hängen von den Umständen des Todes ab, von der vorherigen Beziehung zum/zur Verstorbenen, der eigenen Gesundheit, der finanziellen Situation, usw. Möglicherweise wird auch ein alter Trauerschmerz wieder wach. Manche ziehen sich länger zurück, andere suchen Kontakt zu vertrauten Menschen oder eine neue Beziehung, um nicht allein zu bleiben. Manche reagieren mit Aktivität, Rast- oder Schlaflosigkeit, andere fühlen sich wie gelähmt, fallen in Depressionen, oder betäuben ihren Schmerz mit Alkohol, Tabletten oder Drogen. Das Erkrankungsrisiko ist erhöht. Andere macht die Trauer wiederum sensibel und wach und führt zu einem intensiven Nachdenken über das weitere Leben und die bevorstehenden Veränderungen. Manchmal treten auch gegenläufige Reaktionen und Verhaltensweisen auf, die nicht leicht zu verstehen sind. Die Wahrnehmungen können vorübergehend so stark verändert sein, dass man die Stimme des Toten zu hören meint oder ihm im Traum begegnet. Sind dann noch Schuldgefühle im Spiel, kann dies zu großer Angst führen.
Trauernde brauchen in dieser Zeit Unterstützung durch Verständnis. Es gibt nicht die „richtige“ Art zu trauern. So unterschiedlich wie die Menschen ist auch die Trauer. Angehörige und Freunde können die Schritte unterstützen, die auf dem Weg der Trauer gegangen werden. Dieser Weg wird meist langsam zurückgelegt. Ergreifen sie ruhig die Initiative. Schreiben sie einen Brief, verabreden sie sich kurzfristig zum Tee oder machen einen Spaziergang. Nehmen sie sich die Zeit zum Zuhören und Fragen, zum Reden und Schweigen, erinnern sie sich gemeinsam, erzählen sie sich voneinander oder beten sie miteinander. Bringen sie ein kleines Geschenk mit, z.B. eine Kerze oder einen Segensengel als Zeichen der Hoffnung. Denken sie an besondere Tage wie Feiertage, Geburtstage oder Hochzeitstage, an denen der / die Trauernde sich über einen Kontakt freuen würde.
Jede Trauer verläuft anders. Aber auf dem Weg gibt es bestimmte Stationen, die angesteuert werden, um Abschied nehmen zu können. Dabei verläuft dieser Weg meist nicht gerade wie durch flaches Land, sondern wellenförmig, wie durch eine hügelige Landschaft. Wir können ihn uns hier einzelne Wegabschnitte vorstellen:
Es ist sehr schmerzhaft und kostet viel Kraft zu akzeptieren, dass ein naher Mensch nicht mehr lebt und nicht wieder kommen wird. Dabei hilft es klar auszusprechen: Er / Sie ist tot. Mein Leben wird sich ändern. Vielen hilft dabei, den Toten noch einmal zu sehen und ihn vielleicht auch ihn zu berühren.
Gehen sie behutsam mit sich und anderen um. Trauernde brauchen viel Zeit zum Zuhören, Erzählen und Erinnern. Damit verarbeiten sie ihre Trauer. Darum lassen sie sich Zeit, wenn sie selbst trauern. Sie brauchen sich nicht drängen oder hetzen lassen. Wenn sie Trauernden helfen wollen, gehen sie auf sie zu und verabreden sich. Bieten sie ihre Aufmerksamkeit und Zeit für Gespräche an, ohne zu bedrängen.
Gefühle besitzen einen größeren Stellenwert als sonst. Auch wenn sie möglicherweise verborgen bleiben. Es ist nicht gleich ein Zeichen mangelnder Trauer, wenn „nicht genug geweint“ wird. Aber rechnen sie andererseits auch damit, dass Gefühle stärker gezeigt werden als sonst. Das kann von Traurigkeit und Verzweiflung bis zu großer Wut reichen. Ermutigen sie dazu, Gefühle in geschützten Situationen zuzulassen. In der besonderen Situation der Trauer dürfen Menschen auch besonders reagieren. Sie werden sich auch an Schönes und Lustiges erinnern, und vielleicht auch lachen. Auch das hilft in der Zeit der Trauer.
In der Trauer helfen selten rationale Erklärungen oder Schuldzuweisungen. Was hilft sind Mitgefühl, Aushalten, persönlicher Beistand und wo nötig öffentliche Solidarität. Sagen sie als Trauernder den Angehörigen aktiv, was sie jetzt brauchen: Nähe, Alleinsein, Gespräche, Begleitung, Hilfen und Entlastung bei Behördenangelegenheiten. Denn oft sind sie unsicher, wie sie sich angemessen verhalten sollen.
Der Schmerz der Trauer kann nicht mit Weisheiten klein geredet („Zeit heilt alle Wunden“), der Verlust und seine Folgen nicht verharmlost werden („jetzt ist er erlöst“). Und Floskeln vermögen nicht zu trösten („Das Leben geht weiter“). Auch wohlgemeinte Ratschläge (“du solltest nicht so oft zum Friedhof gehen“) helfen nicht, den Weg der Trauer schneller zurückzulegen. Es braucht seine Zeit, den Verlust anzuerkennen. Helfen sie Trauernden zu akzeptieren, dass etwas nicht mehr gemeinsam gelebt oder zu Ende gebracht werden kann, z.B. der Wunsch miteinander alt zu werden. Was hilft ist eine konkrete Form der Unterstützung, seelisch, sozial, materiell („ich bin bei dir, ich helfe dir, das durchzustehen, du kannst mich anrufen, wenn du nicht allein sein willst, darüber sprechen willst, Hilfe mit den Behörden brauchst“).
Hierbei spielen die Trauerfeier und die Abschiedsrituale eine besondere Rolle. Dazu gehört für viele, Trauerkleidung zu tragen, sich dem Toten zuzuwenden, am Totenbett, in der Trauerfeier, am Grab, als letzten Gruß Erde in das Grab zu werfen und sich dann umzudrehen, sich vom Toten zu verabschieden und zu den Lebenden zurück zu kehren.
Es gibt hier viele gewachsene Traditionen und Rituale, die die Trauernden entlasten und verbinden. Viele finden im Kreis von Angehörigen und Freunden in dieser Zeit einen besonderen Rückhalt. Der Rahmen einer kirchlichen Trauerfeier und die Ansprache des Pastors / der Pastorin und die Begleitung zum Grab werden von vielen Menschen als schützend und tröstend erlebt.
Gespräche sind wichtig, in denen sie sich gemeinsam an den Verstorbenen / die Verstorbene erinnern, mit Geschichten, Briefen, Fotos, Videos, Musik, Basteleien, Genähtem oder Gesticktem. Dabei wird bedacht, was der / die Tote einem bedeutet hat, was verloren ist, was bleibt, was im eigenen Leben aufgenommen und was in seinem Sinne aber doch auf die eigene Weise weitergeführt werden kann, z.B. durch spenden, unterstützen einer Initiative im Sinne des / der Toten.
Der / die Verstorbene ist nicht einfach verloren oder vergessen – aber erhält einen neuen Platz, ganz körperlich auf dem Friedhof, aber auch im Rahmen der Erinnerung unter Angehörigen und Freunden, und in der Perspektive des Glaubens, den Toten in den Händen Gottes zu wissen. Im Gebet kann die Klage über den Verlust ausgedrückt werden, aber auch der Dank für dieses Leben, die Bitte um Vergebung, wenn etwas offengeblieben ist.
Alles braucht und hat seine Zeit: Erinnerungen wachrufen, darüber sprechen und schweigen, zu beten und an Gottesdiensten teilnehmen, das Grab besuchen und pflegen, an gemeinsame Orte zurückkehren und neue Wege zu gehen. Der Weg durch die Trauer führt dann vielleicht zu einem ganz neuen Lebensabschnitt. Dieser kann durch neue Freundschaften, eine neue Ehe oder Partnerschaft erfüllt sein, oder auch durch eine Vertiefung des Beruflebens oder eines Hobbys.
Wenn Kinder trauern.
Lesen sie: Kinder teilnehmen lassen
Wie bringe ich meine Anteilnahme gegenüber Trauernden zum Ausdruck, schreibe einen Kondolenzbrief?
Lesen sie: "Vom Umgang mit der Trauer" (PDF) - von Dr. Klaus Dirschauer
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