Chor | Instrumental | Konzert
Gioacchino Rossini - Petite Messe Solennelle
für Soli, Chor, Klavier und Harmonium (Originalfassung)
So., 22.03.2026 | 17:00 - 18:30 Uhr
Ort der Veranstaltung: Kulturkirche St. Stephani Bremen | Stephanikirchhof 8, 28195 Bremen
Veranstaltungs-ID: 31315
Gioacchino Rossini – Petite Messe Solennelle für Soli, Chor, Klavier & und Harmonium
Anja Petersen- Sopran, Anna-Maria Torkel – Alt, Clemens C. Löschmann – Tenor, Armin Kolarczyk – Bass
Bremer Kantorei St. Stephani, Mireia Vendrell del Alamo – Klavier, Johannes Grundhoff - Harmonium
Dirigent: Tim Günther
Eintritt: 22 / 12 Euro, mit Bremen-Pass: 7 Euro
Vorverkauf: Nordwest-Ticket und angeschlossene Verkaufsstellen, Ev. Informationszentrum "Kapitel 8" (Domsheide), bei den Buchhandlungen Georg Büchner und Humboldt. Außerdem Musikdirektion Kulturkirche St. Stephani (Tel.: 0421 - 30 22 42). Restkarten an der Abendkasse
Petite Messe Solennelle - Unterhaltsam, sinnlich, ironisch, frech...
Gioachino Rossini schrieb in einer Widmung an Gott: „Hier ist sie, die arme kleine Messe. Ist es wirklich heilige Musik (musique sacrée) oder doch vermaledeite Musik (sacrée musique)? Ich bin für die Opera buffa geboren. Du weißt es wohl! Ein bisschen Können, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies."
Und an anderer Stelle: "Das ist keine Kirchenmusik für euch Deutsche, meine heiligste Musik ist doch nur immer semi seria." Ebenfalls eine An-spielung auf die opernhafte Vertonung, in der gleichzeitig Rossinis Spott zum Ausdruck kommt, mit dem er die allzu Frommen, die Verbiesterten und Neunmalklugen bedenkt. Dass diese nur "Deutsche" sein können, scheint sich von selbst zu verstehen, ebenso wie es allen anderen von jeher selbstverständlich war, dass ernsthaft gelebter Glaube und leichte, unter-haltsame Musik keinerlei Widerspruch sind. Selbstverständlich hat Rossini ein handwerklich großes, künstlerisch gültiges und vollständiges Werk abgeliefert. Die Messe hat die Ausmaße und die Anlage einer Missa Solemnis. Er jedoch nennt sie "Petite" - "meine Kleine".
Die Messe, sein zweites kirchenmusikalisches Werk neben dem Stabat Mater, entstand im Jahre 1863 in Passy, einem Vorort von Paris, in dem Rossini lebte, nachdem er 1855 von einem fast zwanzigjährigen Italien-aufenthalt nach Paris zurückgekehrt war. Rossini gehörte zu den hoch angesehenen Persönlichkeiten des internationalen Musiklebens, seine Villa war ein beliebter Treffpunkt namhafter Künstler wie Richard Wagner, Max Maria von Weber, Ignaz Moscheles und Eduard Hanslick, die den inzwischen über 70jährigen Rossini nicht nur wegen seiner musikalischen Werke hoch schätzten, sondern mit großem Interesse seine Ansichten über die Musik der Gegenwart und seine immer aktuellen Gedanken zu den kulturellen Entwicklungen hörten.
Rossini hatte mehrere Jahre kaum noch Musik veröffentlicht, begann jedoch nach seiner Rückkehr nach Passy wieder zu komponieren. Als letzte seiner "Sünden des Alters" (Péchés de vieillesse), wie er sie selbst nannte, schrieb er die Petite Messe solennelle. Sie war Gelegenheits- und Auftragswerk, komponiert für die Einweihung der Privatkapelle seines Freundes, des Adeligen Graf Michel-Frédéric Pillet-Will. Dessen Frau, der Comtesse Louise Pillet-Will, wurde die Petite Messe solennelle gewidmet. Die private Uraufführung fand am 14. März 1864 vor geladenen Gästen statt. Die Begleitung mit Klavier und Harmonium war zu der Zeit durchaus nicht ungewöhnlich und stand in der französischen Meßtradition. Rossini selbst richtete das Stück von vornherein in zwei Varianten ein: Einmal für Harmonium und ein Klavier, bereits in der ersten Partitur jedoch auch für Harmonium und zwei Klaviere, wie sich gleich beim Umblättern auf das zweite Titelblatt zeigt. Das zweite Klavier - oft die Verdoppelung des ersten, gibt den Tuttisätzen mehr Kontur und klangliche Kraft.
Auch die Besetzungsangaben für den Gesang versah Rossini mit spöt-tischem Beiwerk: "12 Sänger von drei Geschlechtern - Männer, Frauen und Kastraten werden genug sein für ihre Aufführung, d.h. acht für den Chor, vier für die Soli, insgesamt also 12 Cherubine.
Lieber Gott, verzeih mir die folgende Gedankenverbindung: 12 an der Zahl sind auch die Apostel in der berühmten Fress-Szene (Coup de mâchoire) gemalt im Fresco von Leonardo, welches man "Das letzte Abendmahl" nennt; Wer würde es glauben! Es gibt unter Deinen Jüngern solche, die falsche Töne anschlagen!! Lieber Gott beruhige Dich, ich behaupte, dass kein Judas bei meinem Mahle sein wird, und daß die Meinen richtig und mit Liebe Dein Lob singen werden..."
Aus all diesen Bemerkungen und Kommentaren wird deutlich, welch persönliches und inniges Verhältnis Rossini zu seiner Komposition hatte, die, oberflächlich betrachtet, ja "nur" ein Auftragswerk war.
Rossini entzog sich dem durch die Verlage entstehenden Druck, alle Wer-ke sofort zu veröffentlichen. Erst nach seinem Tode wurde die Petite Messe im Pariser Verlag Brandus & Dufour gedruckt. Rossini selbst hatte widerwillig und auf vielfaches Drängen im Jahr 1867 noch eine Fassung für Soli, Chor und Orchester geschrieben (unter Auslassung des berühmten Prélude religieux), unter anderem auch deshalb, weil er seine Komposition vor dem Einfluss allzu geschäftstüchtiger (und vielleicht schlechter) Bearbeiter und Herausgeber schützen wollte, also lieber selbst die unge-wollte Orchesterversion schrieb, als dass er das anderen überlassen hätte.
Tim Günther

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Tim Günther - Musikdirektion
Stephanikirchhof 8
28195 Bremen