10. Dezember 2024
Dienstag, 08. Oktober 2024
1994 gründeten engagierte evangelische und katholische Christen und Christinnen in Bremen den Verein "Zuflucht". Er sollte unterschiedliche Flüchtlingsgruppen vernetzen, Geflüchteten durch Sprachkurse und Beratung helfen und Kirchengemeinden und Freiwillige in der Flüchtlingsarbeit unterstützen.
Die Kirchen treten für eine mitmenschliche Flüchtlingspolitik ein, die auf den humanitären Traditionen Europas basiert. Asyl- und Einwanderungspolitik im Einklang mit Menschenwürde und Menschenrechten, dafür setzt sich der Verein Zuflucht e.V. in Bremen seit dreißig Jahren ein. Er wird finanziert von der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK).
Am Dienstag, den 22. Oktober um 17 Uhr eröffnet der Verein im evangelischen Informationszentrum Kapitel 8 die Ausstellung Kirchenasyl und feiert sein 30-jähriges Bestehen. Dazu werden auch BEK-Präsidentin Edda Bosse und die Kulturwissenschaftlerin Andrea Hauser erwartet, die diese Ausstellung konzipiert hat. Auf den großformatigen Tafeln kommen Freiwillige zu Wort, die die Geflüchteten im Kirchenasyl betreuen und dabei einen großen Teil ihrer Freizeit investieren. Ferner dokumentiert sie Berichte von Geflüchteten, die im Kirchenasyl erlebt haben, welche Hilfe dies für ihre Integration in Deutschland war. Die Ausstellung wird vom 23. Oktober bis 22. November gezeigt und ist während der Öffnungszeiten von Kapitel 8, von Montag bis Freitag: 11 bis 17 Uhr und am Samstag von 11 bis 14 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Aus Anlass des Jubiläums von Zuflucht e.V. dankte BEK-Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus den haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden für ihre engagierte Arbeit angesichts der derzeitigen Brisanz des Themas Flucht: “Es dominiert parteiübergreifend die politischen Debatten und die Wahlkämpfe. Dabei geht es meist nur einseitig um Kontrollen und Zurückweisung an den Grenzen und um Abschiebung. Ganz Europa wehrt flüchtende Menschen immer härter ab.” Er werbe für eine differenzierteres Bild, so Kuschnerus. “Das Schicksal der Menschen, die politisch, ethnisch, sexuell oder religiös verfolgt werden, sollte öffentlich eine viel größere Rolle spielen”.
Flucht, islamistischer Terrorismus oder Migration - alles wird in einen Topf geworfen, weil die Parteien aus Angst vor Stimmenverlusten die Slogans der rechten Szene wiederholen.
Auch Naturkatastrophen, Umweltzerstörung, Hunger oder Armut seien Fluchtgründe, “die unser westlicher Lebensstil schließlich mit verursacht hat. Wer verlässt schon gerne Heimat, Familie oder Muttersprache, um sich mit einem Seelenverkäufer auf's Meer zu begeben?” Zehntausende seien bis heute bei dem Versuch gestorben, in der EU Schutz zu finden. “Das Mittelmeer ist ein Massengrab. Das sollte uns alle wachrütteln, damit wir mal über die wahren Fluchtgründe nachdenken, anstatt über Push- und Pull-Effekte zu spekulieren. Doch ob Flucht, islamistischer Terrorismus oder Migration - alles wird in der Polit-Rhetorik unterschiedslos in einen Topf geworfen, weil die Parteien aus Angst vor Stimmenverlusten die Slogans der rechten Szene wiederholen.”
Ein wichtiges Arbeitsfeld von Zuflucht e.V. war von Anfang an das Kirchenasyl. “Bis 2020 gab es in Bremen jährlich etwa 20 bis 35 Kirchenasyl-Fälle", berichtet Lars Ackermann, Leiter von Zuflucht e.V. . ”2023 waren es 95 Fälle und im laufenden Jahr sind es bereits 97 Kirchenasyle. 80 Anfragen pro Woche erreichen uns. Wir prüfen die Fluchtgeschichten, Fotos und Dokumente genau auf Glaubwürdigkeit, beraten und vermitteln Kirchenasyl in Bremer Gemeinden. Doch nur wenige humanitäre Härtefälle bekommen tatsächlich Kirchenasyl.
“Kirchenasyl ist kein rechtsfreier Raum”, so Bernd Kuschnerus. “Es ist Ausdruck einer christlich-humanitären Tradition und verschafft den Verfolgten eine Atempause, damit sie nicht abgeschoben werden, bevor das juristische Verfahren abgeschlossen ist.” In den Kirchenasylen der Bremischen Evangelischen Kirche könnten verfolgte Menschen eine Chance auf ein Bleiberecht bekommen und sich in Deutschland integrieren.
In unserer globalisierten Welt arbeiten, studieren und forschen die Menschen weltweit. Kirchliche Organisationen wie z.B. Brot für die Welt setzen sich dafür ein, dass die Menschen im globalen Süden mit Kleinkrediten unterstützt und ihre Produkte fair gehandelt werden.
Eine gut organisierte Migration, bei der Menschen die Chance erhalten, eine neue Sprache zu lernen und sich zu integrieren, ist für alle eine Bereicherung.
Doch es gibt viele Länder, in denen die Menschenrechte missachtet werden oder bittere Armut herrscht, weil durch Kriege und den Klimawandel Ernten und Infrastruktur vernichtet werden. „Wanderungsbewegungen gehören in einer globalisierten Epoche dauerhaft dazu. Das ist eine Tatsache, der wir uns stellen und endlich lernen müssen, damit umzugehen. Eine gut organisierte Migration, bei der Menschen die Chance erhalten, eine neue Sprache zu lernen und sich zu integrieren, ist für alle eine Bereicherung,“ meint Bernd Kuschnerus, “zum Wohl derjenigen, die auf der Suche nach Schutz sind, als auch zum Wohle der Länder, die auf junge Fachkräfte angewiesen sind.”
In den letzten drei Jahrzehnten hat sich Zuflucht dafür eingesetzt, Vorurteile abzubauen, Migranten zu beraten und Schutz zu organisieren. Dafür, so Kuschnerus “gebührt allen Dank, die daran mitgewirkt haben, weil sie einen großen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben leisten.”