Donnerstag, 06. November 2025

Die Stillen Tage im November: Meditation & Gedenken

Die stillen Tage im November, vor Beginn der Adventszeit, stehen im Zeichen von Einkehr und Erinnerung. In der Bremischen Evangelischen Kirche gibt es aus diesem Anlass zahlreiche Gottesdienste, Andachten und Konzerte. Mit dem Gedenken an die Verstorbenen des vergangenen Jahres endet am Totensonntag – auch Ewigkeitssonntag genannt – das Kirchenjahr.


Volkstrauertag

Zum Volkstrauertag, am Sonntag, dem 16. November, gibt es in Bremer Kirchengemeinden zahlreiche Gottesdienste,  Friedensgebete, Kranzniederlegungen und Konzerte zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Verfolgung. "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, lautete der Appell der Gründungsversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 in Amsterdam, der angesichts der scheinbar endlosen Kriege, weltweiten Krisen und Gewalt nichts an Aktualität verloren hat. Insbesondere der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, aber auch die bedrückende, von Terror, Gewalt und Zerstörung geprägte Situation in Israel und den Palästinensergebieten sind Anlässe, über den vielerorts bedrohten oder durch Kriege zerstörten Frieden nachzudenken und dafür zu beten.

Buß- und Bettag

Der Buß- und Bettag am Mittwoch, am 19. November ist zwar kein gesetzlicher Feiertag mehr, aber ein für evangelische Christen unverzichtbarer Tag des Innenhaltens. Zahlreiche Kirchengemeinden laden ein zu Gottesdiensten und Andachten. 

Der St. Petri Dom lädt um19 Uhr zur traditionellen Nacht der Lichter ein. Jugendliche aus den evangelischen und katholischen Innenstadtgemeinden haben die Nacht der Lichter vorbereitet: Sie lesen biblische Texte der Hoffnung und beten für den Frieden. Dem Geist der Kommunität von Taizé entsprechend, führt dieser besondere Abend Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Nationalitäten zusammen. Lieder und Texte sind in unterschiedlichen Sprachen gehalten, viele hundert Kerzen erleuchten den St. Petri Dom und laden zu Stille und Einkehr ein.

Gedenkausstellung „Minsk – Fahrt ohne Wiederkehr. Deportation jüdischer Männer, Frauen und Kinder nach Minsk und ihre Ermordung“

Wer im November die Stadtkirche Unser Lieben Frauen betritt, findet sich in einem großen Stelenfeld wieder: 560 Stelen erinnern an die im 2. Weltkrieg in Minsk ermordeten 560 jüdischen Männer, Frauen und Kinder aus Bremen und dem Bezirk Stade. Mit der Gedenkausstellung „Minsk – Fahrt ohne Wiederkehr. Deportation jüdischer Männer, Frauen und Kinder nach Minsk und ihre Ermordung“ möchte das Künstlerpaar Dagmar Calais und Chris Steinbrecher nicht bloß historisch informieren, sondern durch die echte Begegnung mit den Schicksalen der Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns die Besucherinnen und Besucher berühren: jede Stele steht mit Namen und Geburts- und Todesdatum für einen Menschen mit seiner einzigartigen und unverwechselbaren Identität.
Die Ausstellung ist vom 2.- 21. November geöffnet: Werktags von 11 bis 16 Uhr und sonntags nach dem Gottesdienst. Für Gruppen und Schulklassen werden auf Anfrage Führungen durch das Künstlerpaar angeboten. Der Eintritt ist frei. 

Ergänzt wird die Ausstellung durch ein interessantes Begleitprogramm:

Totensonntag – auch Ewigkeitssonntag genannt

Der Totensonntag - auch Ewigkeitssonntag genannt – am 23. November ist der Tag, an dem Christen in Gottesdiensten und Andachten der Verstorbenen gedenken.

Bereits am Samstag, den 22. November findet mit Pastorin Barbara Dietrich in der Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche in Bremerhaven (Bürgermeister-Smidt-Str. 45) ein Gottesdienst für Auf-See-Gebliebene und -Bestattete statt.

Ebenfalls am Samstag, den 22. November können Besucher:innen in der St. Remberti Kirche (Friedhofstr. 10) das Konzert „lux aeterna – ein Requiem von Robert Schumann – mit der Kantorei St. Remberti genießen. 

Am Totensonntag treffen auf dem Riensberger Friedhof in Schwachhausen Besucher:innen, am Eingang in der Friedhofstraße, auf einen Pavillon der Bremischen Evangelischen Kirche. Unter dem Motto „Warmes für die Seele“ schenken dort von 11 bis 16.30 Uhr Haupt- und Ehrenamtliche Kaffee, Tee und alkoholfreien Punsch aus.
Die Pastorinnen und Pastoren und die kirchlichen Freiwilligen stehen vor oder nach dem Gang zum Grab für Gespräche mit wärmenden Worten und heißen Getränken für die Seele zur Verfügung. In der Friedhofskapelle können Besucherinnen und Besucher eine Kerze anzünden, Namen und Gedanken in ein ausgelegtes Buch schreiben oder still ihrer Verstorbenen gedenken.

Zu einem Gedenkgottesdienst für wohnungslos Verstorbene, die in unserer Stadt gelebt haben, laden Mitarbeiter:innen aus der Wohnungslosenhilfe der Inneren Mission um 11 Uhr in die Friedhofskapelle des Waller Friedhofes (Im Freien Meer 32) ein. Einige von ihnen hatten keine Angehörigen, die sich um die Bestattung kümmern konnten. Andere sind ohne Angehörige verstorben. Mit wieder anderen standen die Mitarbeiter:innen aus der Wohnungslosenhilfe der Inneren Mission in stetigem Kontakt und hatten über Jahre hinweg einen engen Austausch und haben viele dieser Verstorbenen durch ihr Leben begleitet. Im Gottesdienst wird den Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht und ihre Namen werden verlesen. Im Anschluss wird an den beiden Grabstellen vor Ort der Verstorbenen gedacht.

Gemeinsam gesungen und für die Menschen gebetet, die im vergangenen Kirchenjahr heimgerufen wurden, wird in dem Gottesdienst „Jesus remember me“ – mit dem Gospelchor „Sound of colours“ in der Kirche St. Magni (Unter den Linden 24).   

Unter dem Motto „Wenn Stühle leer bleiben und die Hoffnung Platz nimmt“ laden die drei Gemeinden am Weserdeich Christuskirche Woltmershausen (Woltmershauser Str. 376), Rablinghausen (Rablinghauser Deich 1) St. Jacobi in Seehausen (Seehauser Landstr. 168) zu Gottesdiensten ein, in denen die Namen der Verstorbenen des letzten Jahres verlesen werden. Ebenfalls gibt es eine Andacht auf dem Friedhof in Woltmershausen. Den ganzen Tag liegen auf den Friedhöfen in Seehausen und Rablinghausen „kleine Seelenwärmer für die Tasche“ zum Mitnehmen aus. Am Abend, um 18 Uhr, sind alle Gäste zu einem Erinner-dich-Mahl in der Kirche in Rablinghausen mit einem Mitbring-Buffet und den Lieblingsspeisen der Verstorbenen, eingeladen. 

In der Stadtkirche Unser Lieben Frauen erklingt um 18 Uhr neben Wolfgang Amadeus Mozart: Requien auch „Mein Odem ist schwach“ von Johann Sebastian Bach (BWV 222) unter der Leitung von Ulrich Kaiser. Mitwirkende: Knabenchor Unser Lieben Frauen Bremen, Bremer Barockorchester, Franziska Poensgen (Sopran), Magdalena Hinz (Alt), Mirko Ludwig (Tenor) und Clemens Heidrich (Bass).

Am Samstag, 29. November findet um 17 Uhr für Angehörige von Suizid-Opfern ein Gottesdienst mit Pastorin Ulrike Oetken in der Kirche St. Ansgarii (Schwachhauser Heerstr. 40) statt.

 

Neues Angebot: WeserSegen unterstützt bei der individuellen Gestaltung von Trauerfeiern

Die neue Service-Agentur der Bremischen Evangelischen Kirche, WeserSegen, unterstützt Menschen, die sich von einem geliebten Angehörigen oder Freund verabschieden müssen, bei der Organisation und individuellen Gestaltung von Trauerfeiern. Der endgültige Abschied fällt oft unsagbar schwer und die Zeit vor und nach der Bestattung ist für viele Trauernde eine riesige emotionale Belastung, sagt Pastor Tim Zuber, der WeserSegen leitet. Er berät Menschen zu den vielen Fragen rund um die Trauerfeier, zeigt Wege auf, wie sich die Wünsche von Verstorbenen und Angehörigen z.B. zum Ort, zur Gestaltung oder der Musik verwirklichen lassen. 

Ob allein, im engsten Familienkreis oder mit einer großen Trauergesellschaft, ob traditionell gestaltet oder freier gehalten – wir finden gemeinsam den Rahmen für ein passendes Gedenken”, 

so Tim Zuber. In der evangelischen Kirche sei viel mehr möglich, als Menschen gemeinhin annehmen. “In der schweren Zeit des Abschieds kann es Menschen helfen, wenn sie die Trauerfeier persönlich mitgestalten können – sei es durch eine eigene Rede, ein Gebet oder Rituale, die sie mit der Erinnerung an den Verstorbenen verbinden. Dabei unterstütze ich sie gerne.”

Pastor Tim Zuber ist unter 0176 60970969 und erreichbar.

 

Hintergrund

Mit den stillen Feiertagen endet das Kirchenjahr. Der Volkstrauertag ist zwar kein kirchlicher Feiertag, sondern wurde 1952 zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft eingeführt. Als Friedenssonntag bekommt er heute in den Kirchen den Charakter des Gedenkens an aktuelle Kriegs- und Fluchtopfer und des Einsatzes für ein friedliches Zusammenleben. Der Buß- und Bettag war in früheren Jahrhunderten ein Tag der Buße und des Gebets angesichts von Notständen und Gefahren. Er ist ein Tag der Umkehr, der Neuorientierung und dient auch dem Nachdenken über gesellschaftliche Irrtümer wie Fremdenfeindlichkeit, Umweltzerstörung und soziale Ausgrenzung. Er findet jedes Jahr am Mittwoch nach dem Volkstrauertag statt. 1995 wurde der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen abgeschafft. Für die evangelische Kirche ist die Abschaffung bis heute eine Fehlentscheidung. Der Totensonntag - auch Ewigkeitssonntag genannt - geht als Alternative zum katholischen Allerseelentag auf die Reformationszeit zurück. Er steht im Zeichen des Gedenkens an die im Vorjahr Verstorbenen. Es geht darum, Abschied und Tod im Alltag zu bewältigen, den Toten ein ehrendes Andenken zu bewahren und der christlichen Hoffnung auf die Auferstehung Ausdruck zu verleihen.