Freitag, 12. Februar 2021

Notbetreuung ist kein Dauerzustand

Die Bund-Länder-Konferenz zur Corona-Lage hat zwar eine Verlängerung des Shutdown bis zum 7. März beschlossen, alle Entscheidungen zu Schule und Kita-Betreuung sind jedoch nach wie vor Ländersache. Schon zeichnet sich wieder ein Flickenteppich ganz unterschiedlicher Regelungen ab. Dazu ein Statement von Carsten Schlepper.

Diese Situation verunsichert Eltern, die jetzt bald im zweiten Jahr ohne planbare Vereinbarkeit von Familie und Beruf unter hohem Druck stehen. Dazu hat Dr. Carsten Schlepper, Leiter des Landesverband Evangelischer Tagseinrichtungen für Kinder,  in seinem Beitrag In der Zwickmühle einige Fakten zusammengetragen.

Jetzt appelliert er an den Bremer Senat, insbesondere an die Senatorin für Kinder und Bildung (SKB), nicht mehr nur kurzfristige politische Entscheidungen zu fällen und „auf Sicht“ zu fahren. „Für alle, Eltern und Kitas, sind die ständig neuen Regelungen und jetzt auch noch die Notbetreuung mit einem erheblichen Abstimmungs- und Organisationsaufwand verbunden und eine erhebliche Belastung.“

Aufgrund des Infektionsgeschehens mit dem Auftreten der Corona-Mutation war auch in Bremen die Notbetreuung mit einem Stufenplan beschlossen worden. Anspruch auf Notbetreuung haben seither Kinder aufgrund von Kindeswohlgefährdung, Kinder mit Behinderung oder familiäre Härtefälle z.B. bei zu pflegenden Angehörigen. Zudem haben Eltern dann einen Anspruch, wenn sie aufgrund ihrer Berufstätigkeit am Arbeitsplatz präsent sein müssen und kein Homeoffice möglich ist.

„Die beiden zuletzt genannten Punkte sind z.T. Auslegungssache und führen zu erheblicher Verärgerung bei vielen Eltern, die auch für die Arbeit im Homeoffice eine Kinderbetreuung benötigen. Ferner gibt es seitens der Senatorin für Kinder und Bildung die weiche Information, dass da, wo noch nicht alle 10 Plätze belegt sind, nach Prüfung der Ansprüche, Kitas weitere Kinder aufnehmen können. Wenn zwei Plätze frei sind, aber zehn Eltern vor der Tür stehen, die zwar keinen Anspruch auf Notbetreuung, aber durchaus triftige Gründe haben, was sollen die Kitas dann tun, die Plätze auslosen? Das ist doch überhaupt nicht praxistauglich.“

Aus Sicht des Landesverbandes fehlen Alternativen und Lösungsansätze, die über den immer wiederkehrenden Beratungszyklus der Regierenden hinausgehen. „Wir brauchen eine Perspektive, mit der wir über die nächsten Wochen und Monate hinaus planen können. Der Reaktionsstufenplan für die Kindertagesbetreuung in Bremen und das Ampelsystem zur Reaktion auf unmittelbare Infektionen in einzelnen Kitas bilden die Grundlage. Aber wir brauchen jetzt ein planvolles Vorgehen, das zwischen der Politik, den Trägern und den Elternvertretungen abgestimmt wird.“

Der eingeschränkte Regelbetrieb, der vor der Notbetreuung in Bremen möglich war und die regelmäßigen Testungen haben zu Formaten geführt, mit denen Kinder verlässlich und für die Familien planbar in den Kitas anwesend sein konnten. „Das Alltagsleben in Zeiten der Corona-Pandemie wird uns noch länger beschäftigen. Die Kindertagesbetreuung darauf einzustellen ist Teil der Normalität, um die es jetzt geht. Mit Blick auf die Inzidenzwerte in Bremen sollte dieses für die Zeit bis Ostern erneut vereinbart werden, damit sich Kitas, Kinder und Eltern darauf einstellen können“, so Schlepper.

Mit 65 Standorten, mehr als 1.450 Mitarbeitenden und Plätzen für rund 4.500 Kinder ist die Bremische Evangelische Kirche der größte freie Träger in der Hansestadt. Kitas und Krippen dessind offen für alle Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft, religiösen Bindung oder den finanziellen Mitteln ihrer Familien. Landesverbands-Chef Carsten Schlepper ist auch Vorsitzender vom Kinderschutzbund Bremen und der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder.