Dienstag, 16. April 2024

Spurensuche: Bremen-Horn im Nationalsozialismus

In der Horner Kirchengemeinde gibt es eine Veranstaltungsreihe zur NS-Vergangenheit des Bremer Stadtteils Horn-Lehe. U.a. mit einer Ausstellung, Literatur und Stadtteilrundgängen können Interessierte sich hier auf Spurensuche gegen das Vergessen der Nazi-Verbrechen begeben.

Anknüpfend an die bundesweiten Demonstrationen für eine demokratische, weltoffene und bunte Gesellschaft und gegen jede Form von Antisemitismus und Hass bietet die Horner Kirchengemeinde unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt" ein Dutzend Veranstaltungen gegen das Vergessen der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Alle Veranstaltungen können einzeln besucht werden, der Eintritt ist frei.

Schülerinnen und Schüler im Alter von 14-18 Jahren aus verschiedenen Schulen in Horn fahren am Freitag, den 19. April zur Gedenkstätte es ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Kurzentschlossene können noch an dieser Tagesfahrt teilnehmen. Hierfür bitte anmelden bei Silke Mumm unter Telefon  23 60 56 oder buero.horn[at]kirche-bremen.de

Horn-Lehe im Nationalsozialismus lautet der Titel des Vortrags von Michael Koppel am Donnerstag, den 2. Mai, um 18.30 Uhr. Darin erläutert der Stadtteilhistoriker die Spuren der NS-Zeit in Horn-Lehe sowie die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf das tägliche Leben und das Schicksal von Verfolgten.

Auf der Suche nach Liebe war derfast vergessene ungarische Maler György Ruzicskay (1896 -1993), sowohl in seiner Malerei als auch in seiner persönlichen Humanität. Auf dem Dachboden seines Budapester Ateliers versteckte und rettete er verfolgte Jüdinnen und Juden und wird seit 1978 dafür in der Gedenkstäte Yad Vashem als ein „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.Am Freitag, 24. Mai, um 19 Uhr wird die Ausstellung eröffnet. Sie ist danach am 25. Mai, 1. Juni und 15. Juni jeweils von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Die Finissage der Ausstellung mit Lesung und Musik findet am Donnerstag, den 14. November um 19 Uhr statt.

Der Stadtteilspaziergang Spurensuche in Horn-Lehe führt am Samstag, den 1. Juni, ab 15.30 Uhr zu den  Spuren der NS-Verbrechen in Horn.Stadtteilchronist Michael Koppel führt zu Orten der Erinnerung an Macht und Verfolgung, u.a. mit den Geschichten der Menschen, die hinter den Namen der Stolpersteine stehen.

Das Versteck unterm Dach lautet der Titel eines Figurentheatersfür Kinder ab 5 Jahren mit Familien und alle, die Geschichten mögen. Am Samstag, den 8. Juni um 15 Uhr steht die Geschichte des ungarischen Malers György Ruzicskay im Mittelpunkt, der im Versteck hinter seinen Bildern Menschen rettete. Kindgerecht geht es um Gefahr, Angst und Verrat, um Menschen, die sich verstecken und andere, die ihnen helfen.

Das Ghetto Łódź- ein Horner als Ghettoleiter. In seinem Vortrag am Donnerstag, den 8. August um 18.30 Uhr berichtet Michael Koppel vonder deutschen Besatzung in Polen und dem Ghetto in Łódź. Von dort wurden Zehntausende Verfolgte in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Der Leiter des Ghettos, Hans Biebow, ein reicher Kaufmann aus Bremen-Horn, beutete die Menschen mit Zwangsarbeit aus, bereicherte sich persönlich an ihrem Besitz und organisierte die Deportationen.

Krieg und Kriegsende in Bremen und Horn-Lehe sind das Thema des Vortrages Zusammenbruch und Neuanfang von Michael Koppel am Donnerstag, den 26. September um 18.30 Uhr. Er schildert die Lage in Bremen-Horn 1945 durch Bombenangriffe, Kapitulation und Befreiung von nationalsozialistischer Gewaltherrschaft.

Die Unwissenden  lautet der Titel eines Romans der Bremer Autorin Frauke Röhrsam Freitag, den 27. September um 19 Uhr. Darin geht es um die NS-Vergangenheit einer Familie und die Aktualität des Themas angesichts von Rassismus und Antisemitismus heute. Szenische Lesung aus dem Roman mit Musik des Saxophonisten Enno Popken.

Erfasst - verfolgt - vernichtet lautet der Titel des Vortrages am Donnerstag, den 7. November um 18.30 Uhr zu den "Euthanasie"-Verbrechen in Horn. Gerda Engelbracht und Achim Tischer berichten über das "Haus Reddersen", das sich ab 1898 mitten im Stadtteil Horn, im Luisenthal 5, befand. Das nach seinem Gründer benannte Haus war die erste bremische Pflege- und Erziehungsanstalt für körperlich und geistig behinderte Kinder und Jugendliche. Bis 1933 wurde es gemäß den pädagogischen Idealen von Heinrich Otto Reddersen mit Fürsorge und Förderung geführt. Die Nationalsozialisten änderten dies schlagartig. Jetzt bestimmte die NS-Rassenhygiene auch die Bremer Fürsorgepolitik. Mit dramatischen Folgen für die "Reddersen-Kinder", die als "lebensunwert" stigmatisiert und ausgegrenzt, zwangssterilisiert und ermordet wurden.