Zum Internationalen Tag der Wohnungslosen 2023

Not lindern!

Am Montag, den 11. September ist der Internationale Tag der Wohnungslosen. Lesen Sie hier ein Statement vom Schriftführer in der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), Pastor Bernd Kuschnerus.

"Am Montag, den 11. September nimmt der Tag der Wohnungslosen Menschen in den Blick, die aus unterschiedlichen Gründen ohne ein eigenes Zuhause leben. Mit ihrer Seelsorge- und Beratungsarbeit unterstützt die Bremische Evangelische Kirche Männer und Frauen, die ohne eigene Wohnung in unserer Stadt leben. Finanzielle Probleme, Gewalterfahrungen, Krankheit und Sucht sind häufige Ursachen für Wohnungslosigkeit – und derzeit beschäftigt die Bremerinnen und Bremer besonders die Lage rund um den Bremer Hauptbahnhof. Unterschiedliche Interessen prallen hier aufeinander: Sicherheit und Sauberkeit für die Nutzer:innen des ÖPNV treffen auf die offene Drogenszene. Das führt verständlicherweise zu Konflikten.

Derzeit beschäftigten viele Akteure in der Stadt die Crack-Konsumierenden am Bremer Hauptbahnhof, und wer sicher und unbehelligt zum Zug kommen will, fühlt sich vielleicht unwohl. Darauf reagiert Bremen mit einer law-and-order-Politik und mit Verdrängung in andere Stadtteile. Die kirchlich-diakonischen Unterstützungsangebote werden derzeit aufgrund der rigiden Vertreibungsstrategie in ihrer wichtigen Arbeit eher behindert als unterstützt, teilt der Leitende Geistliche der BEK, Pastor Dr. Bernd Kuschnerus besorgt mit: „Ich meine, wir dürfen das Schicksal wohnungsloser Menschen nicht nur durch die Schuld- und Kriminalitätsbrille betrachten. Wohnungslosigkeit kann uns alle schneller als gedacht treffen: Eine Partnerschaft zerbricht, ein Arbeitsplatz geht verloren, Kredite können nicht mehr bedient werden, es kommt zu Mietschulden und sehr schnell ist die Wohnung weg.“

Bremische Evangelische Kirche und Diakonie Bremen unterstützen gemeinsam mit zahlreichen ehrenamtlichen Partnern wohnungslose Menschen nach Kräften - mit Lebensmitteln, ärztlicher Versorgung, Beratung und Unterkünften, mit den Orten der Wärme im Winter und Trinkwasser und Schatten im Sommer. Das ist ein wichtiger Beitrag zur akuten Linderung der Not, ersetzt aber nicht nachhaltige Strategien.

Kuschnerus dazu: „Gemeinsam mit der Diakonie Bremen sehe ich hier einen klaren Handlungsbedarf der Politik. Die Kommune muss die Wohnungslosigkeit durch ausreichend sozialen Wohnungsbau wirkungsvoll bekämpfen und soziale Initiativen stärken. Die Mittel für die Schuldnerberatungen müssen verstärkt, diakonische Angebote rund um den Bahnhof dürfen nicht behindert werden. Dafür muss im Haushalt ausreichend Geld bereitgestellt werden. In Zeiten knapper Kassen ist diese gesellschaftspolitische Aufgabe aus meiner Sicht unerlässlich."