10. Dezember 2024
Am 9. Oktober ist Welt-Hospiztag, Anlass, auf die Belange schwerstkranker und sterbender Menschen sowie deren Angehöriger aufmerksam zu machen. Die Bremische Evangelische Kirche setzt sich für eine Stärkung des Hospizgedankens ein und fördert die palliative und seelsorgerliche Versorgung Sterbender in Bremen.
Erst seit rund drei Jahrzehnten hat das Thema Hospiz in Deutschland eine Lobby. 1983 wurde die erste Palliativstation hierzulande gegründet. 1986 eröffnete das erste Hospiz. Mit heute bundesweit über 1.250 Hospiz- und Palliativdiensten und -einrichtungen und mehr als 120.000 freiwillig engagierten Menschen ist die Hospizbewegung ein menschlicher und sozialer Faktor, der in unserer Gesellschaft unverzichtbar ist. Die Situation schwerstkranker und sterbender Menschen und ihre Bedürfnisse werden auch dank dieses Engagements breit öffentlich diskutiert.
In Deutschland gibt es insgesamt 247 stationäre Hospize, in Bremen demnächst vier. Die Bauarbeiten für ein weiteres kirchlich-diakonisches Hospiz laufen im ehemaligen Gemeindehaus der Andreas-Gemeinde in Horn-Lehe auf Hochtouren. Nach dem Lilge-Simon-Stift in Schönebeck öffnet hier bald das Andreas-Hospiz, im November sollen die ersten Gäste einziehen. Die Gemeinde freut sich auf eine gute Nachbarschaft und wünscht sich gemeinsame Feste, Begegnung in Garten, Foyer und Café sowie in der benachbarten Kirche. Seelsorge soll ein festes Angebot im Hospiz sein, um Sterbende und ihre Angehörigen, in den letzten Lebenswochen und -tagen im Hospiz gut zu begleiten und bei Abschied und Trauer zu stützen.
Ein weiteres Element der Versorgung sterbenskranker Menschen ist die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV). Teams aus medizinischem Personal und Pflegekräften kommen für die schmerztherapeutische Versorgung zu den schwerstkranken Menschen nach Hause. Die Bremische Evangelische Kirche beteiligt sich bei der SAPV ebenso mit einem Seelsorgeangebot zur Sterbebegleitung wie in den Bremer Kliniken.
Bislang gibt es in Deutschland keinen Rechtsanspruch auf einen Hospiz-Platz. Für die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung gibt es ihn zwar, aber noch immer sind es zu wenig Teams und zu wenig Plätze. Das müsse sich dringend ändern, so BEK-Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus.
"Der Welt-Hospiztag ist eine gute Gelegenheit, um der Forderung nach einer ausreichenden Versorgung sterbenskranker Menschen Nachdruck zu verleihen", so Kuschnerus. "Als Kirche treten wir dafür ein, weil Menschen, die im medizinischen Sinn als 'austherapiert' gelten, in ihren letzten Lebenstagen oder -wochen ein besonderes Anrecht auf Lebensqualität haben. Dafür muss es genügend Hospizplätze geben."
Dazu gehöre auch, dass Kirche und Gesellschaft in der Debatte um organisierte Hilfen zum Suizid und assistierte Selbsttötung zu allererst an der Seite derer stünden, die aufgrund einer Erkrankung die Selbsttötung als Ausweg in Betracht zögen. "Ich bewerte und verurteile das nicht. Nach meiner Überzeugung reicht das Leben über den Tod hinaus, und das Sterben gehört untrennbar dazu. Diesen Übergang in Kliniken und Hospizen würdevoll zu begleiten, ein friedliches Abschiednehmen zu ermöglichen und Menschen in dieser existenziellen Notlage zu trösten, ist nach meiner Auffassung die vorrangige Aufgabe einer humanen Gesellschaft. Es ist immer besser, an der Hand eines anderen Menschen als durch die Hand eines anderen Menschen zu sterben. Dafür setzen wir uns in der Seelsorge ein.“
Für Betroffene, interessierte Ehrenamtliche und Fachkräfte gibt es im Rahmen der 7. Bremer Hospiztage bis zum 30. Oktober zahlreiche Informationsveranstaltungen, z.B. zur Patientenverfügung, zum Kinderhospizdienst oder den Letzte-Hilfe-Kurs über das Umsorgen von schwer erkrankten und sterbenden Menschen am Lebensende.
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