Liebe Damen und Herren,
liebe Geschwister,
ich bin dankbar, dass ich heute zu ihnen sprechen darf. Für die evangelische und auch die katholische Kirche in Bremen.
Ich bin dankbar, denn in dieser Zeit von Krieg und Schrecken stehen wir zusammen.
Es fällt schwer, Worte zu finden angesichts des erbarmungslosen Überfalls auf Israel am 7.Oktober, der unmenschlichen Gewalt, die israelischen Kinder, Frauen und Männern angetan wurde.
Ich bin sprachlos über die Brutalität und das Leid. Und auch über den Hass, der so laut herausgeschrien wird.
Ich bin sprachlos, weil so vieles nicht mehr zu gelten scheint, wovon ich glaubte, es sei bekannt, gelernt, verstanden und vor allem unumkehrbar.
Aber wir dürfen nicht sprachlos sein. Die Geschichte lehrt uns, dass die Errungenschaften der Zivilisation zerbrechlich sind und eben nicht unumkehrbar.
Es ist unerträglich, wenn der Trauer um Freunde und Angehörige, die in Israel ermordet wurden oder der Sorge um die verschleppten Geiseln mit einer Umdeutung der Ereignisse begegnet wird. Diese Relativierung darf nicht unwidersprochen bleiben, weder am Arbeitsplatz, noch im Sportverein oder im Freundes- und Familienkreis.
Es ist unerträglich, wenn bei uns jüdische Familien und ihre Kinder wieder Angst haben, sich zu erkennen zu geben.
Unsere Verantwortung verpflichtet uns zu Solidarität und Zivilcourage, damit Jüdinnen und Juden frei und sicher leben können. Antisemitismus richtet sich gegen uns alle.
Er bedroht unser freiheitliches und demokratisches Zusammenleben insgesamt. Der Terror will überall Hass säen und Zwietracht.
Wir aber stehen zusammen gegen die Feinde des Friedens und der Demokratie. Und wir bleiben nicht sprachlos.
Der Terror wird sein Ziel nicht erreichen. Er wird uns nicht auseinanderreißen.
Niemand soll mit seinen Gefühlen und Ängsten allein bleiben. Gemeinsam mit Ihnen, gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde trauern wir um die Opfer. Gemeinsam bangen wir um die Verschleppten.Gemeinsam hoffen wir auf Frieden.
In meiner religiösen Tradition gibt es ein Wort der Hoffnung, um über Zeiten des Schreckens hinauszublicken. Es hat seine Wurzel in der jüdischen Tradition.
Die Hoffnung sagt:
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen,
und der Tod wird nicht mehr sein,
noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein;
denn das Erste ist vergangen.
Unsere Gedanken und Gebete sind bei allen, die jetzt die um ihr Leben fürchten, die verletzt wurden an Leib und Seele und um Angehörige trauern, bei allen die sich ängstigen.
Möge Gott uns allen Trost und Frieden schenken.