10. Dezember 2024
Wir meinen die Kirchengebäude, wenn wir nach der Schönsten fragen. Schönebecker denken da natürlich gleich an ihre Holzkirche und halten sie für die Schönste weit und breit. Aber über Geschmack streiten wir nicht und lassen auch andere Meinungen gelten.
Die Frage nach der schönsten und geeignetsten Kirche stellte sich auch die Rheinische Kirche als sie in den 1960er Jahren einen Wettbewerb bundesweit ausschrieb. Gesucht wurden Vorschläge für Notkirchen, um in der Nachkriegszeit den Gemeinden in den zahlreichen Neubaugebieten „möglichst schnell, möglichst gut und möglichst preiswert durch Errichtung von Kirchen zu helfen“, so Oberkirchenrat Ulrich am 09.02.1960 vor den Preisrichtern.
Es erschien zweckmäßig, diese Kirchen von vornherein als Provisorien für eine befristete Lösung vorzusehen. Die Kirchen sollten von der Kirchenleitung angeschafft und nacheinander an mehrere Gemeinden ausgeliehen werden. Die Gemeinden erhielten dadurch die Möglichkeit, in Ruhe ein endgültiges Gebäude zu planen und zu finanzieren.
Es sollten montierbare Kirchen aus Fertigteilen entstehen, die leicht auf- und abzubauen und gut transportierbar sind. Die Entwürfe mussten so weit ausgearbeitet sein, dass unmittelbar nach den eingereichten Unterlagen gebaut werden konnte, und zwar zu einem Festpreis. Die Architekten mussten also zu ihren Entwürfen auch Angebote einschließlich für die Inneneinrichtung von Lieferanten und Unternehmern einreichen.
Von den abgegebenen 49 Entwürfen wurden 3 angekauft. 1962 war der erste Entwurf (Architekt Helmut Duncker) realisiert. Damit bekam die Gemeinde in Langenberg/Rheinland für 73.300 DM ein Gotteshaus.
Nach diesem Entwurf wurden auch mehrere Kirchen in Bremen gebaut. So auch die am 3. Advent 1964 eingeweihte Schönebecker Holzkirche mit den klassischen Stühlen SE 18 von Prof. Egon Eiermann. Die in der Ausschreibung geforderte Lebensdauer von 40 Jahren hat die Kirche jetzt um 10 Jahre überschritten.
Wilfried Willker
Im Hinblick auf das 50-jährige Jubiläum der Schönebecker Holzkirche und des Gründungsjubiläums der Kirchengemeinde St. Magni veröffentlichen wir den vorstehenden Beitrag des Gründungspastors unserer Gemeinde Johannes Paul Berger aus dem Jahr 1962. Der Beitrag begründet die damals strittige Bildung einer neuen Gemeinde. Die „Errichtung“ der Gemeinde St. Magni hat der Kirchentag der Bremischen Evangelischen Kirche in seiner 35. Sitzung am 18. März 1965 beschlossen.
Ihr Verfalldatum ist eigentlich schon 10 Jahre überschritten, wie wir im vorigen Gemeindebrief lesen konnten. Aber dank guter Pflege, Instandsetzung und einiger Umbauten steht die Holzkirche noch heute und wird rege benutzt. Sie hat formal der Gemeinde St. Magni nie gehört. Errichtet wurde sie 1964 auf dem Villengrundstück „Haus Hügel“ der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) für die Bewohner der neu bezogenen Häuser in der Gartenstadt Schönebeck. Die BEK hatte dieses Anwesen 1951 von den Besitzern der Tauwerkfabrik Tecklenborg erworben, um die Villa für die Evangelische Jugend zu nutzen.
Eine Kirche aus dem Notkirchenprogramm war für Schönebeck dringend nötig, weil hier 1964 gleichsam ein neuer Ortsteil entstanden war und die Kirche in St. Magnus erst noch geplant wurde. Der Bau der mobilen Kirche verlief sehr rasch und sie konnte am 3. Advent 1964 bei einem Festgottesdienst zum ersten Mal genutzt werden. Pastor Venske ist der erste Seelsorger in dieser Kirche..
Als die große Kirche in St. Magnus fertig war, sollte die Notkirche wieder abgebaut werden. Die Schönebecker Einwohner haben für den Erhalt gekämpft und Unterschriften gesammelt. Mit Erfolg. Und sie steht noch heute, die liebenswerte Holzkirche am Feldberg.
Wir laden herzlich zu einem Gottesdienst am 3. Adventssonntag um 11:15 Uhr in die Holzkirche ein. Dort wollen wir Gott danken für 50 Jahre Gartenstadt und Kirche Schönebeck.
Im Anschluss an den Gottesdienst können bei einem Imbiss Erinnerungen an die vergangenen 50 Jahre ausgetauscht werden.
Um 17 Uhr findet ein Adventskonzert der jungen kantorei unter der Leitung von Jürgen Blendermann statt. Die Karten können im Gemeindeservicebüro erworben werden. Der Erlös ist für die Obdachlosen in Bremen-Nord bestimmt.
Am 3. Advent 2014 feierte die Gemeinde das 50-jährige Bestehen der Kirche in Schönebeck. Pastorin Hoffmann konnte eine Reihe geladener Gäste begrüßen, so die Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche, Frau Edda Bosse (2. v. li. ím obigen Bild), Pastorin Schmidt-Theilmann, Passtor i. R. Viering (3. v. li.) und Pastor i. R. Dr. Schröer.
Das Ehepaar Eigenbrodt wunderte sich über die Veränderungen. Sie kannten die Kirche aus der Entstehungszeit und hatten sich damals sehr für den Erhalt eingesetzt. Beide waren bis zu ihrem Wegzug in der Gemeinde sehr aktiv tätig.
An diese Zeit erinnerte Pastorin Christiane Hoffmann in ihrer Predigt und zitierte Nelly Sachs mit „Alles beginnt mit der Sehnsucht“. „Die Sehnsucht nach Gott mag damals den Ausschlag gegeben haben, diese Kirche zu bauen“, vermutete Frau Hoffmann sicher zu Recht und „… das Miteinander unterwegs sein, die Gemeinde Jesu Christi sollte von hier aus ihren Weg in die Welt finden.“ ─ „Vieles hat sich seit den Anfängen verändert. Was gleich geblieben ist, das ist, dass sich Menschen treffen, um miteinander Gottesdienst zu feiern, um miteinander nach der Wahrheit zu suchen, um im Gebet mit Gott zu reden, sich von ihm anrühren und bewegen zu lassen.“ Das sollte sich auch in Zukunft nicht ändern.