Kladno und Lidice

Verbundenheit mit Lidice (Kreis Kladno, Tschechien)

In einem Akt brutaler Gewalt haben die Nationalsozialisten 1942 das Dorf Lidice, unweit Prag, vollständig zerstört und viele seiner Bewohner getötet; Frauen wurden in Konzentrationslager verschleppt. Die Kinder von Lidice, die teilweise in Konzentrationslagern getötet, teilweise zur „Germanisierung“ in deutsche Familien gegeben worden waren, erlangten in der Folge durch ihr Schicksal traurige Berühmtheit. 

Das Massaker an den Bewohnern sowie die Zerstörung des Dorfes galten als Racheakt für das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, das wenig zuvor in Prag durchgeführt worden war und Heydrich getötet hatte.

Lidice wurde rasch auf nationaler und internationaler Ebene zum Symbol des Anliegens, dem nationalsozialistischen Terror etwas entgegenzusetzen. Lidice sollte leben! So wurde das Dorf 300m entfernt neu errichtet.

Wie kam es zu Kontakten mit Lidice?

Die frühere Kirchengemeinde Bockhorn war Mitglied der Abrüstungsinitiative Bremer Kirchengemeinden. Auf dem Kirchentag in Nürnberg 1979 kam es in diesem Zusammenhang zu einer Begegnung mit Gästen aus der Tschechoslowakei. Rasch wurde es zum Anliegen, Kontakte zu diesem Land, der CSSR, zu knüpfen, dem einzigen noch weißen Fleck auf der Landkarte der damaligen Ost-West-Beziehungen, als weitere Aufgabe von Friedensarbeit. Die konkrete Idee entstand, Kontakte zu dem 1942 auf Befehl Hitlers vernichteten Dorf Lidice bei Prag aufzunehmen. Noch 1979 wurde in diesem Kontext in Bremen die „Lidice-Initiative“ gegründet, die ihre Arbeit unter der Überschrift „Völkerverständigung, Vertrauensbildung, Abrüstung“ verstand (im Sinne der KSZE-Akte von Helsinki 1975).

Begegnungen, Kennenlernen, Vertrauensarbeit, Freundschaft

Es war ein langer und auch steiniger Weg bis zu den engen freundschaftlichen Verbindungen, die heute bestehen – nicht zu vergessen fanden die ersten Bemühungen um Verständigung und Begegnung mit Lidice Ende der 1970er und in den 1980er Jahren statt, zu Zeiten des sog. Eisernen Vorhangs.

Viel Skepsis, besonders auf staatlich-offizieller Seite der CSSR, musste überwunden werden, Vorbehalte, die auf die Erfahrungen mit dem Deutschland des 3. Reiches beruhten. Alles war stets hochpolitisch, denn Lidice gilt bis auf den heutigen Tag als nationales Symbol des Leids durch den Faschismus und die Kraft des Neuanfangs.

Überzeugungsarbeit führte zu Engagement des Landes Bremen, der Universität Bremen, des Landesjugendrings; Seminare wurden abgehalten, in der CSSR und in der BRD. In Bremen wurde eine Jugendbildungsstätte in „Lidice-Haus“ umbenannt, in den Bremer Wallanlagen ein Denkmal errichtet. Noch zu Zeiten des sog. Eisernen Vorhanges gelang es, zwei tschechische Chöre nach Bremen einzuladen, und auch der Lesumer Chor konnte in die CSSR reisen – ganz besondere Gelegenheiten für Begegnungen. Jahrelang reisten Jugendgruppen aus Bremen in die CSSR und Lidice und arbeiteten in der Gedenkstätte – die größte Gruppe der Jugendlichen stammte aus der Kirchengemeinde Bremen-Bockhorn.

Herausragendes Projekt war Ende der 1990er Jahre die Errichtung des Begegnungszentrums Oaza in Lidice, eiesn ökumenischen Zentrums mit sozialen, kulturellen und spirituellen Angeboten, das weitgehend mit Spenden aus Deutschland gebaut werden konnte.

Möglich wurde die Entstehung von Vertrauen durch die Beharrlichkeit und zunehmende Offenheit vieler Menschen. Pastor Lubomír Mirejovsky galt in Lidice als der eigentliche Motor der Versöhnungsarbeit. Dr. Ernst Uhl, langjähriger Pastor der Kirchengemeinde Bremen-Bockhorn, war seinerseits unermüdlich tätig, lernte Tschechisch, um den Menschen auf Augenhöhe begegnen zu können. 

Ein wichtiger Schritt der Versöhnungsarbeit war die Verbindung zur Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, über die eine mittlerweile langjährige Verbindung in die Evangelische Gemeinde nach Kladno besteht, die zu Lidice gehörige Kreisstadt. Viele Gemeindegruppen sind in den letzten Jahrzehnten nach Lidice und Kladno bzw. aus Tschechien nach Bremen gereist, ebenfalls zahlreiche offizielle Delegationen aus Lidice nach Bremen. Diese Verbindungen werden wir auch in den kommenden Jahren weiterführen.

Wie es weitergeht: Verbundenheit unserer Gemeinde und Bremen mit Lidice und Kladno

Die BEK hat die Bedeutung der Verbindung zu Lidice und Kladno längst erkannt. Detlev Hansing hat nach dem Tod von Dr. Ernst Uhl im Oktober 2022 den Kontakt nach Lidice gehalten. Er hat beispielsweise am Jahrestag der Zerstörung von Lidice 2023 für die BEK und die Evangelische Kirchengemeinde Bremen-Blumenthal in Lidice einen Kranz niedergelegt. Im Mai 2024 haben sich die Präsidentin der BEK, Edda Bosse, sowie der Schriftführer der BEK, Dr. Bernd Kuschnerus, unter der Leitung von Detlev Hansing persönlich vor Ort ein Bild gemacht. Die Begegnungen mit den Menschen in Lidice, das Gestern und Heute, das dort das Miteinander prägt, haben die Kirchenleitung stark beeindruckt. Geplant sind weitere Begegnungen.