10. Dezember 2024
Mit vielen mittelalterlichen Bauten hat die Lesumer Kirche gemeinsam, dass ihr genaues Alter unbekannt ist. Fakt ist, dass der Turm bereits 1235 schon an seinem Platz stand. In der ersten urkundlichen Erwähnung wird berichtet, dass die Lesumer Kirche dem damals neugegründeten Nonnenkloster Lilienthal zum "ewigen Besitze" übergeben wird. Der heilige Martin war der Schutzpatron des Frankenreiches. So ist davon auszugehen, dass schon in fränkischer Zeit ein Gotteshaus auf dem Lesumer Kirchberg stand. Vermutlich wurde also bereits schon vor der ersten Jahrtausendwende an dieser Stelle Gottesdienst gefeiert. Das heutige Kirchenschiff wurde 1778/1779 im Stil einer spätbarocken Saalkirche errichtet. Das romanische Kirchenschiff von vor 1235 mit 562 Sitzplätzen war für die große Gemeinde zu klein geworden. Beim Neubau wurden die Feldsteine des alten Schiffes wieder verwendet. Charakteristisch für die Kirche ist der spätbarocke Kanzelaltar.
Wesentlich jünger ist die Geschichte der Kirche "Zum Heiligen Kreuz" in Werschenrege. Bereits im Rahmen des Neubaus des Lesumer Kirchenschiffs 1778 erwog man, anstelle des Umbaus der Lesumer Kirche eine zweite Kirche außerhalb von Lesum zu bauen. Man verwarf den Plan, und so sollte es noch einige Zeit dauern, bis diese Idee Wirklichkeit werden sollte. Nach dem zweiten Weltkrieg wuchs der Wunsch, für die - damals noch selbstständigen - Dörfer Heilshorn, Ihlpohl, Lesumstotel, Stendorf und Werschenrege eine eigene Kirche zu errichten. Der damalige Pastor Vogt trieb die Pläne mit den Kirchenvorstehern der Dörfer voran. Grundsteinlegung war am 18. Oktober 1965, die Einweihung konnte am 3. Dezember 1966 gefeiert werden. Architekt war Dipl. Ing. H. Brede. Es ist die einzige Kirche der Bremischen Evangelischen Kirche auf niedersächsischem Grund. Ende November 1967 wurde der Friedhof neben der Kirche, der heute in kommunaler Trägerschaft ist, eröffnet. 1978 wurde die Kirche um das Gemeindehaus erweitert.
Unsere Gemeinde verfügt über drei vollkommen unterschiedlich klingende Orgeln. Die große französische Kern-Orgel in der St. Martini-Kirche, die holländische Reil-Orgel in Werschenrege und das englische Bates-Positiv auf dem Friedhof.
Die Kern-Orgel in der St. Martini-Kirche ist die vierte Orgel an dieser Stelle. 1992 wurde sie ihrer Bestimmung übergeben. Sie besitzt 34 Register verteilt auf drei Manuale: Grand-Orgue (Hauptwerk), Recit Expressiv (Schwellwerk), Echo und Pedal. Die Konzeption und Herstellung orientiert sich am französischen Orgelbau des 18. und 19. Jahrhunderts, besonders am Elsässer Orgelbauer Andreas Silbermann und dem Pariser Aristide Cavaillé-Coll. Die warmen und farbreichen Klänge erweisen sich als ideal für die akustischen Verhältnisse unserer Kirche. Der Orgelbauer Daniel Kern baute unter anderem auch die Orgel für die Frauenkirche in Dresden. Mit ihrem typisch französischen Klang ist sie eine Bereicherung für die Orgellandschaft im Raum Bremen.
Die Reil-Orgel in Werschenrege wurde 1978 für eine Dorfkirche in Den-Ham in den Niederlanden gebaut. 2008 konnten wir sie in Werschenrege ihrem Dienst übergeben. Umgesetzt und den klanglichen Gegebenheiten unserer Kirche angepasst wurde sie durch den Orgelrestaurateur F.R. Feenstra. Sie besitzt 11 Register verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Erbaut wurde sie von der Firma Gebr. Reil aus Heerde (NL). Sie ist klanglich und technisch streng dem norddeutschen und niederländischen Orgelbau der Jahrundertwende 17./18.Jh. (Arp Schnitger) verpflichtet. Die Firma Reil erkannte bereits Ende der 1960er Jahre, dass das damals vorherrschende neobarocke Klangideal nicht befriedigend war. 1973 kopierte die Firma die Schnitger-Orgel von Uithuizen für die 'Prinses Juliana'-Kirche in Scheveningen und baut seitdem Orgeln streng in dieser Tradition. Für ihre geringe Größe bietet unsere Orgel eine ausserordentlich große Klangfülle. Es ist die einzige Kirchenorgel der Firma Reil in Norddeutschland.
Die Orgel in der Lesumer Friedhofskapelle wurde ca. 1820 von der Firma Bates in England gebaut. Sie besitzt vier Register auf einem Manual. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Pfeifenwerk überarbeitet. Es verleiht ihr einen sehr warmen, weichen Klang, der typisch für die Orgeln der englischen Romantik ist. Die Orgel kann auf Grund ihres tragenden Klangs den Gesang der Trauergemeinde gut führen. Der Orgelrestaurateur F.R. Feenstra ist spezialisiert auf die Aufarbeitung alter englischer Orgeln. Er hat diese Orgel restauriert und im Jahr 2008 aufgestellt und intoniert. Die Prospektpfeifen sind stumme Zierpfeifen, die mit Blattgold belegt sind.