10. Dezember 2024
Die Kirche Alt-Aumund wurde 1877 gegründet, kommt aus der ev.-lutherischen Tradition und ist im neu-gotischen Baustil errichtet worden. Sie bietet einen hellen und freundlichen Raum für ca. 250 Besucher, in dem wir Gottesdienste in verschiedenen Formen feiern. Sie begleitet u.a. durch die Feiern der Taufe, Konfirmation, Trauung und Bestattung viele Menschen in ihre Lebensphasen. Hinzu kommen die gottesdienstlichen Feiern anlässlich historischen Gedenktagen und von gegenwärtigen, gesellschaftlichen Themen.
Der durch Ausmalungen geprägte Kirchenraum bietet mit seiner hervorragenden Orgel eine exzellente Akustik für Konzerte unterschiedlicher Art.
Mit ihrer Gründung im Jahr 1877 versorgte die Kirche Alt-Aumund die Bewohner aus den Ortschaften Aumund, Voraumund, Borchshöhe, Lobbendorf, Neufähr und Beckedorf, und erlebte mit ihnen das Auf und Ab, den Wechsel der Zeiten in der Gesellschaft.
Durch die kirchliche Gemeindegebietsreform wurde die Gemeinde Aumund 1959 in die Kirchengemeinden Alt-Aumund und Christophorus-Gemeinde sowie 1963 in die ev.-reformierte Kirchengemeinde Aumund geteilt.
Immer wieder hat die Kirche Alt-Aumund versucht, sich gegen Zeitgeist und Ideologie zu stellen. Die große Bronzeglocke musste 1917 zur Waffenproduktion abgeliefert werden. Ein späterer Kirchenvorstand durchschaute und durchbrach den Teufelskreis von Waffenproduktion – Krieg – Verteilung von Beutemetall – Glockenguss aus Kanonenbronze – Abgabe im nächsten Krieg – erneute Herstellung von Kriegsmaterial und so fort. 1927 wurde die verbliebene zweite Bronzeglocke abgeliefert und das Geläut durch drei Stahlgussglocken vom Bochumer Verein ersetzt. Die Namen der Glocken: Glaube, Liebe Hoffnung. Diese Art Glocken war in der Zeit der Nationalsozialisten nicht begehrt und ihr Klang erschall gegen das Getöse des 2. Weltkrieges. Dennoch musste die Kirche ertragen, wie die Predigten des Pastors von den Nazis kritisch beobachtet und die in der Nachbarschaft gelegene Synagoge am Nachmittag des 10. Novembers 1938 verbrannt und die Kleinkindschule des Elisabethstifts wegen der Gefahr von Unterwanderung geschlossen wurde. Anstelle des Evangeliums sollte eine nationalsozialistische Ideologie, vermengt mit christlichen Gedanken, treten. Dagegen haben sich Frauen und Männer gewehrt. Heute gedenkt die Kirche jedes Jahr am 9. November und um den 27. Januar (Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus), dass Krieg um Gottes will nicht sein darf und jeder Mensch ein Kind Gottes ist, egal in welcher Religion beheimatet. Zu predigen ist das Evangelium.
Im Kirchenraum erklingt Musik, die die Seele der Menschen erreicht. Die erste Orgel wurde nach mehrfacher Erweiterung und Reparatur abgebrochen und 1970 eine neue Orgel von Alfred Führer gebaut. Auch diese Orgel erfuhr Veränderungen, indem sie nochmals erweitert wurde und die Stimmung erhielt, die Musiker und Höhrer heute sehr wertschätzen.
Instrumentalensembles und Chöre erfüllen den Kirchenraum mit ihren Klängen, Melodien und Stimmen. Musik spielt bis heute eine weitere große Rolle in der Kirche Alt-Aumund. Von großen Aufführungen kirchenmusikalischer Konzerten sowie von zahlreichen Auftritten von Gastchören kann die Kirche erzählen.
Die Kirchenmalereien im Chorraum und Kirchenschiff, die Karl Bohlmann 1909-1910 ausführte, wurden 1952 vom Kirchenmaler Hermann Oetken in stilisierter, vereinfachter Art übermalt, ohne deren Inhalte wesentlich zu verändern. Lediglich die Darstellung des „Einladenden Christus“ wurde zur Darstellung „Christus der Weltregent“ umgestaltet. In der Zeit von 2006 bis 2012 wurden die ursprünglichen Malereien von Karl Bohlmann in mehreren Abschnitten zu einem großen Teil restauriert. 2010 erhielt Restaurator Matthias Seefried für diese Leistung den Bremer Denkmalpflegepreis.
Nach der Lösung aus der Kooperation mit den Kirchengemeinden St. Magni und St. Michaelis Grohn nahm die Kirche Alt-Aumund 2011 ihren Dienst für den Ev. Gemeindeverbund Aumund-Vegesack auf, aus dem seit 1. Januar 2024 die ev. Kirchengemeinde Aumund-Vegesack entsprang.
Wie den Generationen von Menschen zuvor, gibt die Kirchen Alt-Aumund auch heute den Menschen Orientierung und Halt. Sie schenkt Trost und teilt die Freude mit ihnen.
Zur Christophoruskirche:
Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskrise wurde 1929 statt einer Kirche erstmal nur ein Pfarrhaus mit Kapelle in der Menkestraße gebaut. Da der Stadtteil Fähr-Lobbendorf während des Zweiten Weltkriegs weiter wuchs, wurde die dann 8000 Mitglieder zählende Gemeinde 1958 selbstständig und erbaute neben dem alten Pfarrhaus ein Gemeindezentrum mit Kirche. Namensgeber war Christophorus, der Schutzpatron der Fähr- und Seeleute. Das Gemeindegebiet umfasste den Bereich zwischen Vegesack und Blumenthal und zwischen dem Gebiet des ehemaligen Bremer Vulkan an der Weser und Schwanewede/Löhnhorst einschließlich Beckedorf. Die Gemeinde war geprägt von Arbeitern und kleinen Angestellten, von Handwerkern und Geschäftsinhabern - und bis zu ihrem Niedergang eben auch sehr von der Vulkan-Werft.
Die Planung der Kirche und des Gemeindehauses erfolgte durch den renommierten Bremer Architekten Hans Budde. Am 29. September 1958 wurde sie mit einem Festgottesdienst feierlich eingeweiht. Eine Besonderheit sind die sieben kreisrunden Fenster in Farbschattierungen von Weiß über Rot bis hin zum Blau, die in Form eines großen Kreuzes in der Giebelwand angeordnet sind. Bei schönem Wetter leuchtet so ein riesiges Kreuz direkt über dem Altar. Aber auch von außen, besonders abends, wenn die Kirche beleuchtet ist, geben diese Fenster unserer Kirche eine unverwechselbare Ansicht. Die in Form eines Rosettenfensters angeordneten Schallöffnungen im Turm korrespondieren mit ihren 7 Öffnungen je Rosette in Anzahl und Größe mit den sieben Rundfenstern des Fensterkreuzes in der Altarwand. Seit dem 14. Oktober 1960 läuten dort im Turm die drei Gussstahlglocken „Glaube“, „Liebe“ und „Hoffnung“ von der Fa. „Bochumer Verein AG“ 3 Gussstahlglocken. Die Musik ertönt seit 1962 von einer sog. Kleuker-Orgel.
Von Sabrina Kolata
Klein und behaglich, geradlinig und modern, hell und klar – so ließe sich die evangelisch-reformierte Kirche in Bremen-Aumund wohl am besten beschreiben. In ihrer zeltähnlichen Form vermittelt sie ihren Besuchern sofort das Gefühl von Geborgenheit. Ihr Innenraum mutet stets warm, gemütlich und einladend an, fast so wie in einem Wohnzimmer. In ihrer Art passt sie zu den vielen Menschen, die ihren Raum mit Leben füllen: Sie ist schnörkellos, doch voller Charakter. Diese Prägung tragen Kirche und Gemeinde bereits seit 50 Jahren.
Wie alles begann...
Schon in den 1930er Jahren lebten zahlreiche Menschen in Aumund, die zur reformierten Gemeinde Blumenthal gehörten. Bereits damals hegten diese Aumunder den Wunsch nach einer eigenen Kirche, um den Weg zum Gottesdienst zu verkürzen. So begann 1937 der Hilfsprediger Carl Herlyn über den Gemeindebrief für den Kauf von sinnbildlichen Bausteinen zu werben, um Spenden für den Bau einer Kapelle zu sammeln. Doch aufgrund der damaligen politischen Lage wurde das Bauvorhaben nicht weiter verfolgt.
Fortgesetzt wurde die Idee erst vom reformierten Hilfspastor Wilhelm Gröttrup, der von 1956 bis 1958 für den Gemeindeteil Aumund zuständig war. Als sich die reformierte Gemeinde Blumenthal, die zuvor der evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland angehörte, 1959 der Bremischen Evangelischen Kirche anschloss, wurde Aumund durch den Beschluss des Bremer Kirchentages zu einem eigenständigen Bezirk erklärt, mit eigener Pfarrstelle und eigenem Gotteshaus. Schon seit einigen Jahren feierten die hier lebenden Reformierten einmal monatlich am Sonntagnachmittag Gottesdienst in der Fährer Kapelle. Zur eigenständigen Kirchengemeinde wurden die reformierten Aumunder jedoch erst im April 1966. 1961 trat Heinz-Dietrich Brünger seinen Dienst als erster reformierter Pastor in Aumund an. Die Gemeinde nutzte zunächst zwei Räume in der Fährer Flur 86. Als jedoch im Juni 1962 auf dem Grundstück der damaligen Jahnstraße 68-70 das Pfarrhaus fertiggestellt wurde, konnte hier ein Kellerraum für Konfirmanden- und Jugendgruppenstunden genutzt werden. Auch das Gemeindebüro war zu Anfang im Pfarrhaus angesiedelt. Nach dem Bau der Schnellstraße sollte die Adresse später Pezelstraße 27-29 lauten. Den Vorschlag für den neuen Straßennamen machte Pastor Brünger auf Empfehlung Pastor Gröttrups. Er geht auf den Theologieprofessor Christoph Pezel (1539-1604) zurück. Dieser war Professor der Theologie, Prediger und ein durchgreifender Calvinist. Seit 1582 hatte er ein Predigeramt in St. Ansgarii inne und wurde 1589 Prediger und Superintendent an Unser Lieben Frauen Neben dem Pfarrhaus begannen auf dem Grundstück im November 1962 die Bauarbeiten für Kirche und Gemeindezentrum.
Den Entwurf für den Bau machte der Architekt Kurt Schulze-Herringen (1906-1990) aus Osterholz-Scharmbeck, der 1962 bereits das Gemeindehaus an der Farger Straße 17/19 entworfen hatte. In Aumund entstand nach seinen Plänen ein sechseckiger Zentralbau mit offenem Dachstuhl und zwei Wänden aus reiner Fensterfläche. Der Kirchenraum war für 150 Personen konzipiert. Der Zugang zu diesem Gottesdienstraum sollte über eine Vorhalle erfolgen, deren Eingang zwei schwere Bronzetüren bilden. Hier sollten nochmals 60 Personen Platz finden und der Kirchenraum durch Einklappen einer Trennwand erweitert werden können. Gleichzeitig war dieses Foyer als Zugang zum Gemeindehaus geplant. Ein Flachbau mit Jugendraum und Konfirmandensaal sowie Teeküche und Toiletten schlossen sich an. Dieser Mitteltrakt war außerdem durch einen Seiteneingang begehbar. Der gläserne Anbau, wie er heute am Nebeneingang besteht, kam allerdings erst später hinzu. Angrenzend an den flachen Verbindungsbau setzte Schulze-Herringen einen Querbau, teilweise unterkellert und mit einem Satteldach versehen. Hier befanden sich sowohl eine Küsterwohnung als auch Fahrradraum, Garage und Abstellraum. Kirche und Gemeindezentrum wurden von außen mit einem Blendmauerwerk aus Ziegeln versehen. Die Kosten sollten sich auf insgesamt etwa 400 000 DM belaufen.
Die Verglasung des Foyers übernahm die Glasermeisterwerkstatt Fr. Kropp & Sohn. Die Gestaltung der großflächigen Kirchenfenster nahm der Lesumer Künstler Heinz Lilienthal (1927-2006) vor, der in seiner Schaffenszeit viele Bremer Kirchen durch seine Glasmalereien prägte. Er schuf zwei abstrakt gestaltete identische Fensterflächen aus großen durchscheinenden weißen aber strukturierten Gläsern und farbig leuchtenden Dickglasmosaiksteinen. Dezent unterstreichen sie die ruhige symmetrische Gestaltung des Raumes und sind durch ihre schimmernden Farbakzente dennoch reizvoll anzusehen. Die weißen Wände sowie die indirekte Beleuchtung tragen ebenfalls zu einem sachlichen Raumeindruck bei. Auch die Ausstattungsstücke des Kirchenraums wie Abendmahlstisch, Lesepult und Kirchenbänke wurden in schlichter Ausführung aus hellem Eschenholz gewählt. Die Kirchenbänke können bei Bedarf umgedreht werden, um Tischplatten aufzulegen – eine Möglichkeit, die man viele Jahre bei Gemeindefesten nutzte. Die Orgel, deren Gehäuse ebenfalls aus heller Esche gefertigt ist, stammt aus der Werkstatt des bekannten Orgelbauers Alfred Führer in Wilhelmshaven und kam erst nach Einweihung der Kirche hinzu. Insgesamt gingen die Arbeiten wohl zügig und ohne größere Zwischenfälle voran. Die Berichte in den zeitgenössischen Gemeindebriefen vermitteln den Eindruck, dass Entscheidungen zu Baugestaltung und Einrichtung zumeist recht kurzfristig getroffen und umgesetzt wurden. Die einzig bekannte Schwierigkeit ist von der Aufstellung der großen Holzträger der Kirche bekannt. Damals gefährdete eine Sturmwarnung die Bauarbeiten, sodass man sich sicherheitshalber stündlich beim Wetteramt nach den meteorologischen Entwicklungen erkundigte. Am 4. Juli 1963 konnte das Richtfest gefeiert werden.
Am 8. Dezember 1963, am zweiten Sonntag im Advent, wurden Kirche und Gemeindehaus feierlich eingeweiht. In seinem Grußwort des reformierten Kirchenratkonvents der Gemeinden Blumenthal, Neuenkirchen und Wasserhorst knüpfte Manfred Hausmann an die Form der Kirche als Zelt an und verband dieses Motiv mit der kurz zuvor neu erarbeiteten Gottesdienstordnung der reformierten Gemeinden in Bremen-Nord: „Wie jede Gottesdienstordnung, da sie Menschenwerk ist, nichts Endgültiges, nichts bis ans Ende und am Ende Gültiges darstellt, so ist auch dies so fest gegründete und so schön gefügte Haus nebst allem, was darin geschieht, unter das Zeichen der Vorläufigkeit gestellt. Obgleich aus Beton, Stein und Eisen, ist es vor dem Angesicht Gottes doch nur eine Zeltwohnung."
Den 18 Meter hohen Glockenturm stellte man erst 1964 fertig. Nach Ablehnung des ersten Entwurfs, nach dem der Turm die Form einer wuchtigen monumentalen Pyramide bekommen sollte, die Pastor Brünger im Gemeindebrief als „Zuckerhut“ bezeichnete, sollte er schließlich eher den Charakter eines Glockenträgers erhalten. Aus Kostengründen entschied man sich für eine Variante aus Beton, deren Pfeiler von Stahlplatten zusammengehalten werden. Noch 14 Jahre später wird er in der Presse als „architektonische Rarität“ und als „einmalig in Norddeutschland“ bezeichnet. In seiner heutigen Form, mit seinen vier konisch zulaufenden Pfeilern, dem dunklen Glockenstuhl und dem 2,20 m hohen Kugelkreuz auf der Spitze wurde er also ein Jahr nach dem Kirchenbau fertiggestellt. Er beherbergt drei Glocken mit den Inschriften „Jesus Christus gestern“, „Jesus Christus heute“ und „Jesus Christus auch in Ewigkeit“. Die Worte finden sich auch über dem Abendmahlstisch im Kirchenraum wieder. Die Glocken stammen aus der wohlbekannten Glockengießerei Schilling in Heidelberg und sind auf das Geläut der naheliegenden Christophorus-Kirche abgestimmt. An dem Sonntag, da sie zum ersten Mal geläutet wurden, mauerte man eine Kassette mit einer Urkunde in das Fundament des Turmes ein.
In dem neu entstandenen Gebäudekomplex, insbesondere am eigentlichen Kirchenraum, spiegeln sich das neue theologische Verständnis und die Auffassung kirchlicher Architektur der Nachkriegszeit wider. Im Mittelpunkt steht der gemeinsame Gottesdienst, bei dem die Kirche als Ort der Versammlung dient. Die Tendenz ging dahin, den „Kirchenraum als eine einfache, schlichte Wohnungskirche“ zu verstehen. Gleichzeitig war die klare Gestaltung mittels einfacher Formen ein grundsätzliches Anliegen vieler damaliger Architekten. Der Raum der Aumunder Kirche wirkt einerseits geschlossen und Schutz versprechend, andererseits offen und transparent. Die Nüchternheit entspricht sowohl dem damaligen Architekturstil als auch dem reformierten Selbstverständnis der Gemeinde. Die bescheidene Größe der Kirche lässt sich auf die Entwicklung von Neubausiedlungen zurückführen, für die von der Bremischen Evangelischen Kirche vornehmlich kleine Gemeindezentren als sogenannte „überschaubare Gemeinden“ konzipiert wurden, die eine stärkere Verbundenheit als in großen Gemeinden ermöglichen sollte. Dies ist Kirchenbau und Gemeindezentrum ohne Zweifel bei vielen Menschen gelungen. Nicht zuletzt lag auch die Ausführung des Gebäudegefüges als multifunktionales Gemeindezentrum im Stil der Zeit.
Umbauten und Veränderungen
Während der eigentliche Kirchenbau in seinem Erscheinungsbild über 50 Jahre hinweg nahezu unverändert blieb, erfuhr das Gemeindehaus mittlerweile eine Reihe von Umbaumaßnahmen. Neben Reparaturen von Schäden, die Zeit und alltäglicher Gebrauch verursachten, haben veränderte Ansprüche an die Funktion des Gemeindezentrums zu kleineren und größeren Umbauten geführt. So wurde 1971 der noch heute bestehende Kinderspielkreis in der ehemaligen Küsterwohnung eingerichtet. Bis zur Auflösung der Stelle lebten Küster und Familie seitdem in einer Wohnung im gegenüberliegenden Wohnblock.
In der Zeit 1985/86 wurden größere Umbaupläne umgesetzt, die wieder Architekt Kurt Schulze-Herringen entwarf. Konfirmandensaal und Jugendraum wurden erweitert und dieser zuvor gänzlich flachgedeckte Mittelteil des Gemeindezentrums erhielt seine teilweise Erhöhung durch ein Krüppelwalmdach. Ein Zeitungsartikel berichtete: „Obwohl die Anzahl der Gemeindemitglieder nicht gestiegen ist, war das Raumangebot derart ungenügend, daß für viele Veranstaltungen das Foyer der Kirche mit benutzt werden mußte. Faßte der alte Saal gerade 50 Personen, so geht in den neuen gut die dreifache Zahl." Zudem wird in diesem Artikel berichtet, dass durch eine Verschiebung zweier Stufen vor dem Saal der Zugang dorthin behindertengerecht gestaltet wurde. Auch eine Behindertentoilette sei eingerichtet worden. Auf die Bewilligung ihrer Umbaupläne seitens der Bremischen Evangelischen Kirche habe die Gemeinde mehrere Jahre warten müssen. Fahrradraum und Garage wurden zu einem Aufenthaltsraum umgebaut und man errichtete stattdessen eine separate Garage zwischen Gemeindehaus und Pfarrhaus. Der Spielkreisraum wurde vergrößert und erhielt eine eigene Terrasse.
Im Jahr 2006 (?) wurde das Gemeindehaus der reformierten Gemeinde zum Jugendzentrum des Gemeindeverbundes Aumund-Vegesack erklärt. In diesem Zuge erfolgten erneut einige Umbauarbeiten, wie zum Beispiel der Einbau einer Gruppenküche. Gerade dieser Bereich des ehemaligen Küsterhauses wurde im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut und beheimatete vor dem Kücheneinbau das Gemeindebüro. 2013 erfolgte dann der Ausbau des Dachbodens, um diesen für Kinder- und Jugendgruppen nutzen zu können. Die Renovierung wurde in vielen Arbeitsstunden gänzlich von Ehrenamtlichen bewerkstelligt.
Kirche und Gemeindezentrum sind noch immer ein Ort, an dem sich Gemeindemitglieder und Besucher gerne aufhalten. In den Räumen, Fluren sowie im Keller wird jeder Zentimeter für Veranstaltungen, Projekte oder für die Lagerung diverser Materialien genutzt. Früher wie heute existiert in der Pezelstraße 27 ein lebendiges Gemeindeleben, durch das der Bau ständig weiterentwickelt wird.
Die über 200 Jahre alte klassizistische Kirche ist mit ihren Säulen, ihren Emporen und ihrer mächtigen Kanzelwand ein architektonisches Juwel. Die Gemeinde weiß ihre Geschichte zu schätzen und sieht ihre Aufgabe darin, die alten Formen mit neuen Inhalten zu füllen. Abgehoben zu sein ist uns ein Graus, wir leben als Christen mitten unter Leuten, die sich selbst nicht als traditionell-christlich oder „fromm“ ansehen. Für sie wollen wir genauso Gesprächspartner sein wie für diejenigen, die sich als Christen verstehen und ihren Glauben in Gemeinschaft vertiefen möchten.
Im Jahre 2021 hielten Mitglieder der neugegründeten Gemeinde ihren ersten Gottesdienst in Vegesack. Dazu reisten Mitglieder des Bremer Senats mit dem Schiff an. Zuvor wanderten die Vegesacker am Sonntagmorgen nach Lesum zur dortigen Kirche, wenn sie sich als Lutheraner verstanden, und zur Blumenthaler Kirche, wenn sie dem reformierten Bekenntnis nahestanden. Es lag also nahe, eine aus beiden Konfessionen vereinigte Kirchengemeinde in Vegesack zu gründen.
Im Jahre 2017 feierte die Gemeinde ihr 200. Jubiläum und brachte das Buch heraus: „200 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Vegesack 1817 – 2017“. Ihr Selbstverständnis brachte sie auf den Begriff der „hanseatischen Offenheit“. Vor der Kirchentür steht sonnabends, wenn die Kirche für Besichtigungen geöffnet ist, ein Schild mit der Aufschrift: „Die Tür ist offen. Schaut doch mal rein!“
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