10. Dezember 2024
Tradition & Moderne Trauerkultur
In Bremen gibt es 19 evangelische Friedhöfe. Einige von Ihnen sind mehrere hundert Jahre alt. Auf ihnen findet man historische Grabstätten alter Bremer Familien und bekannter Persönlichkeiten. Viele dieser Friedhöfe sind noch echte Kirchhöfe, wie sie früher im Schatten hoher Bäume rund um eine Dorfkirche angelegt wurden. Menschen in Würde zu bestatten, das ist kirchliche Tradition und Verantwortung. Auf den evangelischen Friedhöfen gibt es vielfältige Bestattungsformen. Von Erdbestattungen über Urnengräber, Baumbestattungen und Kolumbarien, von persönlichen bis zu anonymen Grabstellen oder Gemeinschafts-Grabanlagen ist alles dabei. Die meisten kirchlichen Friedhöfe in Bremen stehen allen Menschen offen. Nur sehr kleine sind manchmal den Mitgliedern der jeweiligen Gemeinde vorbehalten, die den Friedhof betreibt.
Von Farge bis Wasserhorst
Von Arsten bis Rablinghausen
Von Borgfeld bis Oslebshausen
Bestattung auf dem Friedhof
Die Trauerfeier findet entweder in der Kirche, in der Friedhofskapelle oder im Bestattungsinstitut statt. Sie wird meist durch Orgelmusik, Begrüßung und ein Gebet eröffnet. Eine biblische Lesung geht der Ansprache voraus, in der das Leben des Verstorbenen gewürdigt und über Trauer, Vergebung und christliche Hoffnung nachgedacht wird. Begleitet wird die Feier von Liedern, Gebeten oder Gedichten. Auf Wunsch können Angehörige und Freunde sie mitgestalten. Nach dem Segen folgt bei einer Erdbestattung meist der Weg zum Grab. Bei einer Urnenbeisetzung findet die Trauerfeier entweder mit dem Sarg vor der Einäscherung oder später mit der Urne statt. Im Mittelpunkt stehen das Abschiednehmen und der Trost für die Hinterbliebenen.
Nachdem der Sarg bei der Bestattung in die Erde gesenkt wurde, wirft die Trauergesellschaft oft dreimal Erde auf den Sarg. Dabei werden der Namen der Verstorbenen und Segensworte genannt. Dies drückt die Hoffnung aus, dass dieser Mensch nun wieder zu "Erde" und in die Hände Gottes zurück gegeben wird, aus dessen Kraft wir Menschen ins Leben kommen. So sind die Verstorbenen nicht verloren und erhalten einen letzten Gruß. Oft werden statt Erde auch Blumen oder Blütenblätter auf den Sarg geworfen.
Der Sarg- und Grabschmuck mit Blumen und Kränzen hat viel Gründe: Blumen stehen für die Liebe zu dem verstorbenen Menschen, oft werden dessen Lieblingsblumen gewählt und Sarg und Kapelle als letzter Gruß damit liebevoll geschmückt. Blumen stehen aber auch, da sie ja verwelken, symbolisch für die Vergänglichkeit des irdischen Lebens. Der Kranz wiederum ist ein Symbol für die Vollendung von der Wiege bis zum Sterbebett. Er drückt die Hoffnung aus, dass der Lebenskreis sich zwar schließt, jeder Mensch aber vor Gott unvergänglich und unvergessen ist, denn der Kreis hat weder Anfang, noch Ende.
Im Anschluss an eine Trauerfeier treffen sich Angehörige und Freunde oft in einem nahe gelegenen Restaurant oder zu Hause zu einer Kaffeetafel oder einem Imbiss. Früher nannte man das Leichenschmaus oder Tränenbrot. Das gemeinsame Essen und Trinken ist der erste Schritt auf dem Weg in den neuen Lebensabschnitt ohne die Verstorbenen. Man tauscht Erinnerungen an sie und Fotos aus und tröstet die Trauernden. Früher war es auch üblich, dass die Gäste das Essen mitbrachten, damit die Angehörigen versorgt sind und sich um nichts kümmern müssen. Mit dem gemeinsamen Essen und Trinken beginnt wieder ein Stück Leben, manche Erzählungen rufen auch fröhliche Erinnerungen hervor – es darf wieder gelacht werden.
Grabsteine sind fest und beständig. Sie erinnern an einen aufrechtstehenden Menschen und symbolisieren so das Leben der Verstorbenen. Mit Grabsteinen soll das Andenken der Person in der Bevölkerung lange wachgehalten werden. In der christlichen Trauerkultur wird auf Grabsteine neben dem Namen oft das Kreuzsymbol oder ein Bibelvers graviert. Der Brauch Gräber zu schmücken, ist erst ca. 200 Jahre alt. Viele Grabsteinsymbole verweisen direkt oder indirekt auf den christlichen Glauben. Häufig auf Grabsteinen zu finden:
Evangelische Friedhöfe
Vielfalt: Vom Erdgrab bis zum Kolumbarium
Gräber bieten Angehörigen und Freunden einen Ort, an dem sie trauern, sich erinnern und beten können. Je nach religiöser Tradition findet man auf ihnen Grabsteine, Blumen, Grablichter oder Fotos zur Erinnerung an die Verstorbenen.
Seit 2023 gehört der Friedhof zum immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Große Parkfriedhöfe wie in Osterholz, Riensberg oder der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg sind Jahrhunderte alte Kulturdenkmäler mit vielen Gräbern bekannter Persönlichkeiten.
Bestattungsformen ändern sich, vor allem mit zunehmender Mobilität und Individualisierung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse. Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Bestattungsform, die Angehörige nicht mit der Grabpflege belastet, z.B. anonym, in einem Wald, einem Kolumbarium oder einer Gemeinschaftsgrabanlage.
Auf Gedenkseiten im Internet, z.B. im Trauernetz der evangelischen Kirche, verleihen Menschen ihrer Trauermit kurzen Texten, Bildern oder Fotos, Tondokumenten oder Filmen Ausdruck.
Bei der Erdbestattung wird der Tote im Anschluss an eine Trauerfeier in einem Sarg in das Grab gesenkt. Viele Menschen empfinden dies als natürlich und tröstend, wenn der Leichnam der Erde übergeben wird. Diese Bestattungsform orientiert sich am Vorbild der Grablegung Jesu. In ihr spiegelt sich auch die alte jüdische und christliche Vorstellung, dass der Mensch zur Erde zurückkehrt, aus der er von Gott geschaffen wurde. Am Grab wird Erde auf den Sarg geworfen mit den Worten „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“. Das Grab erhält einen Grabstein mit dem Namen des Verstorbenen bzw. der Familie und wird meist mit Blumen oder Pflanzen beschmückt.
Das Nutzungsrecht für ein Grabwird für einen bestimmten Zeitraum erworben. In Bremen beträgt diese „Ruhefrist“ bei der Erdbestattung 25 Jahre, bei Urnengräbern 20 Jahre. Und in der Regel ist ein Angehöriger für die Grabpflege verantwortlich. Er kann sie selbst übernehmen oder einen Friedhofsgärtner damit beauftragen.
Bei der Feuerbestattung wird der Tote in einem Krematorium mit dem Sarg verbrannt. Danach wird die Asche in eine Urne gefüllt und beigesetzt. Dies kann auf verschiedene Weise erfolgen: Die Urne wird vielfach in einer Urnengrabstelle mit Namensstein und Grabschmuck beigesetzt. Selten sind dafür auch Urnenwände oder Kolumbarien vorgesehen. Dort werden Urnen in einzelnen oberirdischen Nischen beigesetzt, die durch Grabplatten verschlossen werden. Zunehmend gibt es Urnengärten. In ihnen werden mehrere Urnen in einem gemeinschaftlichen Gräberfeld beigesetzt. Der Name wird oft auf einem flachen Stein eingraviert und die Steine übereinander gesetzt. Es gibt meist auch einen Platz für Blumenschmuck.
Die Trauerfeier ist vor der Verbrennung mit dem Sarg oder nach der Verbrennung mit der Urne möglich. Die Beisetzung findet ein bis drei Wochen nach dem Tod bzw. nach der Trauerfeier statt. Auch zur Urnenbeisetzung können sie den Pastor / die Pastorin bitten mitzukommen und sie zu begleiten. Viele Menschen empfinden diese Bestattungsform als tröstlich, weil der Leichnam so nicht dem jahrlangen Verfall in der Erde preisgegeben ist.
Für den christlichen Glauben ist die Verbrennung kein Problem, weil die Hoffnung für die Verstorbenen bei Gott Aufnahme zu finden und aufzuerstehen nicht an den vergänglichen Körper gebunden ist.
Bei einer Seebestattung wird die Urne auf See versenkt. Sie entsprang ursprünglich der Notwendigkeit, verstorbene Seeleute sofort zu bestatten. Sie muss behördlich genehmigt werden. Seebestattungsreedereien ermöglichen Angehörigen und Freunde hierbei die Mitfahrt. Auf Wunsch wird den Angehörigen die Koordinaten mitgeteilt. So können sie den Ort anlässlich einer Gedenkfahrt wieder aufsuchen.
Bei einer anonymen Bestattung wird der Verstorbene in einer Urne auf einem Gräberfeld ohne Namensstein beigesetzt. Trauernde können daran teilnehmen. Eine kirchliche Trauerfeier und Begleitung zur Beisetzung der Urne ist möglich. Manchmal findet die anonyme Bestattung jedoch ohne Angehörige und Trauerfeier statt. Der Huckelrieder Friedhof in Bremen sieht hierfür zum Beispiel eine große Rasenfläche vor. Eine Grabpflege entfällt. Es gibt so keinen individuellen Ort des Gedenkens mit Namensstein mehr. Allerdings befindet sich in der Nähe des Gräberfeldes eine Anhöhe, wo Trauernde Blumen hinterlegen können und so einen Ort der Trauer finden. Es gibt auf vielen Friedhöfen aber auch anonyme Rasenflächen in der Größe einzelner Gräber.
Der Verstorbene wird auf einem waldähnlichen Gelände unter einem Baum in einer Urne bestattet. Es gibt keinen Grabstein oder Grabschmuck. Der Wald behält so seinen Charakter. Auf Wunsch kann eine Namensplakette an dem Baum angebracht werden. Ein Baum kann schon zu Lebzeiten reserviert werden. Eine kirchliche Trauerfeier und Begleitung zur Beisetzung der Urne ist möglich. Für viele ist eine solche Beisetzung in der Natur ein tröstlicher Gedanke. Der nächste Friedwald befindet sich außerhalb Bremens im Hasbruch bei Hude oder in der Bremer Schweiz bei Schwanewede.
Friedhöfe & Grabgestaltung
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