Denkanstoß
Zusammengehen
Die beiden Gemeinden Unser Lieben Frauen und St. Ansgarii verbindet nicht nur die gemeinsame christliche und später evangelische Tradition, sondern beide Gemeinden sind in Bremen an derselben Stelle verwurzelt. Sie sind seinerzeit, noch weit vor der Reformation, aus einer Gemeinde hervorgegangen beziehungsweise haben sich ab 1229, als in Bremen eine erste Kirchspieleinteilung erfolgte, aus derselben Wurzel verzweigt. Und das geschah, weil die Christen zu viele wurden. Das muss man sich mal vorstellen. Allerdings galt damals, dass es als Bewohner oder Bewohnerin Bremens ja keine wirkliche Alternative zum Christsein gab und wenn die Stadt wuchs, wuchs auch die örtliche Christenheit.
Der gemeinsame Ursprung von Liebfrauen und St. Ansgarii ist die erste christliche Gemeinde neben dem Dombezirk. Eine erste bremische christliche Gemeinde für das Volk. Zunächst – etwa um Mitte des 9. Jahrhunderts – noch unter dem Patronsnamen des Heiligen Veit, aber dann bald mit den beiden Zweigen vom Heiligen Ansgar und von Maria, unserer lieben Frau.
Seit 1229 ist viel passiert. In beiden Gemeinden wurde gebetet, gesungen, gemeinsam gelebt. Beide Gemeinden wurden vom Geist der Reformation ergriffen, beide Gemeinden haben in ihren Kirchen Gottesdienste gefeiert, beide Gemeinden haben wichtige diakonische Aufgaben in unserer Stadt übernommen, beide Gemeinden haben seit 500 Jahren eine Diakonie, beide Gemeinden befinden sich in direkter Nachbarschaft.
Nicht nur deshalb und weil wir schon länger gemerkt haben, dass wir uns gut verstehen, arbeiten wir mittlerweile in fast allen Tätigkeitsfeldern zusammen. Haupt- und Ehrenamtliche sind in beiden Gemeinden tätig und nach vielen gemeinsamen Gemeindeveranstaltungen war klar, wir werden weiter zusammenwachsen. Wir gehen diesen Weg natürlich auch aus finanziellen Gründen, das ist ganz klar, aber eben desgleichen, weil wir gemerkt haben, dass wir gut zusammenpassen und unter den gegebenen Voraussetzungen gemeinsam einfach mehr erreichen können, als allein.
Wie sich dieses weitere Zusammengehen im Einzelnen entwickelt, wird man in den nächsten Monaten und Jahren sehen. Wenn Gemeinden sich zusammenschließen, heißt das immer, dass man etwas gewinnt und das ist wunderbar. Es heißt aber auch, dass man etwas aufgeben oder lassen müssen wird und das wird nicht jedem gefallen. Zusammengehen heißt in der Situation, in der sich Kirche insbesondere in finanzieller Hinsicht befindet, mutig Schritte nach vorn zu gehen und auszuloten, wie man Gemeindeleben zusammen für die Zukunft tragfähig bewahrt aber eben auch neu gestaltet. Dazu sind auch unsere beiden Gemeinden auf ihre Menschen angewiesen. Auf einen wohlwollenden Blick, auf persönliches Engagement, auf konstruktives Mitgehen, auf finanzielle Unterstützung und nicht zuletzt auf den Wunsch, Teil unserer Gemeinde(n) zu sein und zu bleiben.
Damit wir das in beiden Gemeinden gut im Blick haben können, werden unsere Gemeindeblätter ab der kommenden Ausgabe zusammengelegt. Sie halten also gerade die letzte Ausgabe des bisherigen Gemeindeblattes von Unser Lieben Frauen in Händen. Aber keine Sorge: Nicht nur das Gemeindeblatt findet eine Fortsetzung, sondern auch die Sache Jesu geht weiter!
Herzlichst, Pastor Sebastian Renz