Denkanstoß
Na, erkannt? Oder vielleicht schon über das Titelbild geärgert?
Natürlich kann man den Heiligen Geist nicht malen, aber wenn doch, dann vielleicht so? Der Heilige Geist, der ist schon so einer.
Einer unter Dreien, müsste man wohl sagen, denn: Wir glauben an Gott, den Vater und den Sohn und eben den Heiligen Geist. So in etwa ist es – kurz zusammengefasst – in mehreren christlichen Glaubensbekenntnissen schließlich festgehalten worden. Vater, Sohn und Heiliger Geist; Gott ist zwar nur einer, wirkt aber in drei Seinsweisen, könnte man sagen und nennt das dann Dreifaltigkeit oder Trinität.
Den Sohn, den kann man sich wahrscheinlich am besten bildlich vorstellen, denn wir haben ja ein Bild: Jesus von Nazareth, von dem das Neue Testament erzählt. Ein wahrer und wirklicher Mensch, aber dann doch jemand, der zugleich die Fülle Gottes in sich birgt. Deswegen auch der Zur-Welt-gekommene-Gott.
Und dann ist da der Vater im Himmel, der manchmal auf Bildern wie bei Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle als Mann mit langem Bart dargestellt wird. Irgendwo in himmlischen Sphären auf einem Thron. Der Schöpfer von allem, der von „Oben“ die Welt im Blick hat. Zugegeben, das kann man sich wahrscheinlich schon deutlich schwieriger vorstellen als so einen handfesten Sohn, aber was ist dann erst mit dem Heiligen Geist? Wie soll man sich einen Geist vorstellen? Was ist das, der Heilige Geist? So ganz unbedeutend kann er ja nicht sein, wenn man ihm mit Pfingsten sogar ein eigenes Fest mit zurzeit immer noch zwei Feiertagen und in unserer Kirche ein eigenes Fenster zugedacht hat.
Wir haben kürzlich unsere Konfis gefragt, und zwar so: Sagt mal andere Worte für heilig. Und dann kamen Adjektive wie: einzigartig, allmächtig, kirchlich, anmutig, besonders, schön, wichtig, bedeutsam, teuer, geistlich, religiös, entflammend, göttlich, vertrauensvoll, helfend…
Dann haben wir sie gebeten, andere Worte für Geist zu nennen. Und dann kamen Substantive wie: Wind, Schauer, Erscheinung, Grusel, Gespenst, Unwirklichkeit, Luft, Seele, Spuk, Beschützer, Durch-die-Wände-Geher, Schutzengel, Glitzer…
Schließlich haben wir die Konfis danach gebeten, Kombinationen zu finden, die sie besonders gut finden und siehe da, der Heilige Geist ist: „Geistlicher Wind, Wichtige Unwirklichkeit, Allmächtige Luft, Einzigartige Seele, Göttlicher Grusel, Vertrauensvoller Schutzengel, Teurer Beschützer, Entflammende Erscheinung, Helfender Glitzer, Geschmeidiger Durch-die-Wände-Geher, Bedeutsamer Schauer“.
Man kann sich auch selbst etwas zusammenpuzzeln oder überlegen, aber ich sag mal, wenn da nicht ganz viel vom Heiligen Geist dabei ist, dann weiß ich es auch nicht. Pfingsten kommt es gewissermaßen zum weltlichen Erstkontakt. Der Geist übernimmt, weil Jesus gen Himmel fuhr. Und einer muss ja stets hier sein. Die Welt mit Lebendigkeit durchziehen und übergießen, Menschen begeistern und antreiben, trösten, Mut machen, wieder aufrichten, einfach da sein und zuhören. All die Sachen eben, die auch die Sache Jesu waren. All das, was man sich von Gott erhofft, von ihm erbittet, von ihm erwartet. Der Heilige Geist, der Bedeutsame Schauer, der Geschmeidige Durch-die-Wände-Geher, der Helfende Glitzer. Er möge auch in diesen Tagen über uns und zur Welt kommen, damit es pfingstlich wird, wünscht herzlichst
Ihr/Euer Sebastian Renz