20. September 2025

Ade, „Kirchliche Nachrichten aus der Gemeinde Unser Lieben Frauen“!

Ade, „Kirchliche Nachrichten aus der Gemeinde Unser Lieben Frauen“!

Dies ist das letzte Heft der „Kirchlichen Nachrichten aus der Gemeinde Unser Lieben Frauen“, so der exakte Titel. 

Sebastian Renz bat mich, dazu etwas zu schreiben, denn ich sei doch der zuständige Pastor bei Gründung der Kirchlichen Nachrichten gewesen. Da lag er falsch. Sie sind viel älter als ich in Unser Lieben Frauen. Als ich im Dezember 1974 in die Gemeinde gewählt wurde, erschien Heft 340. Wenn ich zurückrechne, komme ich in das Jahr 1946. Aber in einem hatte Sebastian Renz Recht: Ich war zuständig, als wir unser „Blättchen“, wie es manchmal liebevoll genannt wurde, von einer Abonnement-Zeitung umwandelten in eine Zeitung, die alle Haushalte der Gemeinde erreichen sollte. Im Sommer 1978 hatten wir Überlegungen angestellt und auch schon einmal Probeläufe gestartet, im Januar 1979 ging es dann los: statt 3500 Exemplare des Abo-Blatts (wobei nur 1000 an die Abonnenten gingen und der Rest in Gemeindehaus und Kirche auslag) mussten wir 7000 Exemplare drucken. 

Aber wie sollten die Haushalte erreicht werden? Die Post hatte gerade das bisherige Abo-Modell gekündigt, in dem sie alles organisierte und wir nur die Abonnenten nennen mussten. Außerdem: Knapp 7000 Exemplare zu versenden, das hätte unsere Finanzen völlig überfordert. Wie also? Es fanden sich Menschen aus der Gemeinde, die beim Vertrieb halfen, und es fanden sich Menschen, die im Sprengel die Hefte verteilten. Monatlich trafen sich die „Kleber“, die die vom kirchlichen Rechenzentrum hergestellten Aufkleber auf die Hefte klebten. 

Vorher mussten die Bahnen der Adressaufkleber so zerschnitten werden, dass die Postexemplare und die Sprengelexemplare separat waren, und am Ende wanderten die Stapel in den Fächerwagen, wo die Austräger sie entnahmen, oder zur Post – wobei: deutsche Bürokratie ist berühmt, die der Post auch, wer das bearbeitete, musste nahezu ein Postfacharbeiter sein. Es hat immer geklappt dank der tatkräftigen Mithilfe vieler Gemeindeglieder. Noch heute sind einige derer dabei, die 1979 diese neue Art der Zustellung mit begonnen hatten. Danke!

 

Eines fiel mir auf, als ich die alten Hefte noch einmal zur Hand nahm. Sie waren eine „Bleiwüste“, denn Grafiken und Bilder waren damals noch aufwendig und teuer. Besonders die Seiten, in denen die Gottesdienste angekündigt wurden, sahen so aus, denn da war viel mehr Text als heute. „Wer, wann, wo?“ wurde genannt. Das war aber nicht alles: der Predigttext wurde angegeben, dazu noch ein Motto für diese Predigt. 

Für uns Pastoren bedeutete das, dass wir uns Wochen vorher schon mit der Predigt beschäftigen mussten, und in der Gemeinde gab es immer wieder Reaktionen, wenn dann ein Kollege einmal abgewichen war. Es gab Gemeindeglieder, die sich mit ihrer Bibel vorbereiteten und enttäuscht waren, wenn etwas anderes kam. Sie wollten eben nicht nur bepredigt werden, sondern aktiv mitdenken. Dass wir das Motto irgendwann weggelassen haben, fand ich hilfreich (wie oft hatte sich bei genauerer Betrachtung doch etwas ganz anderes ergeben), aber die vorgeschlagenen Predigttexte zu bearbeiten und anzugeben, war mir hilfreich, um nicht beliebig zu werden und immer nur das mir Angenehme, Leichte oder auch Wichtige zu predigen, also in einer eigenen Blase, wie man heute so schön sagt, festzustecken.

In den alten Heften zu blättern, weckt viele Erinnerungen. Aber heute ist zu wünschen, dass ein gemeinsames Blatt der Gemeinden St. Ansgarii und Unser Lieben Frauen die Menschen erreicht und vielleicht später einmal auch Erinnerungen weckt – z. B. an all die Menschen, die mitgeholfen haben.

Jürgen Moroff

 

Ergänzung: Im Gemeindearchiv finden sich gedruckte Gemeindeblätter unserer Gemeinde ab dem Jahr 1920; damals bereits unter dem Titel „Kirchliche Nachrichten aus der Gemeinde Unser Lieben Frauen in Bremen“. Die Ausgaben waren 4-seitig und erschienen wöchentlich. Bis zum Jahr 1933 liegen die Kirchlichen Nachrichten – allerdings mit größeren Lücken – gedruckt vor. Ab 1946 wurden die Ausgaben dann monatlich in fortlaufender Nummerierung herausgegeben. Im Jahr 1997 wurde schließlich ein Zwei-Monats-Rhythmus eingeführt, der bis zu dieser aktuellen Ausgabe beibehalten wurde.

Sebastian Renz